Angst vor PreisverfallAldi verkauft jetzt Früh-Kölsch
Köln – Es ist eine Nachricht, die den Kölsch-Markt in Bewegung bringen dürfte: Deutschlands größter Discounter Aldi hat Früh-Kölsch ins Sortiment aufgenommen. Es ist das erste Markenbier beim Branchenschwergewicht, das bislang ausschließlich auf Eigenbräu in den Regalen setzte. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, soll die 0,5-Liter-Dose Früh bis spätestens Mitte des Monats in Köln erhältlich sein. Zusätzlich wird das Kölsch auch in den acht Aldi-Süd-Regionalgesellschaften wie etwa Langenfeld, Dormagen, Kerpen, St. Augustin und Eschweiler ins Sortiment aufgenommen, wie Aldi Süd auf Anfrage schriftlich mitteilte.
Die Cölner Hofbräu P. Josef Früh hingegen wollte sich zur Kooperation mit seinem neuen Vertriebspartner nicht äußern. Früh-Kölsch gibt es allerdings schon bei anderen Discountern wie Lidl oder Netto. Hier kosten die Dosen je 89 Cent – der Preis, den auch Aldi verlangen will.
Eine Stichprobe: Das kostet derzeit die 0,5-Liter-Dose Früh-Kölsch in Kölner Supermärkten und Discountern:
Edeka: 99 Cent
Rewe: 95 Cent
Real: 89 Cent
Hit: 89 Cent
Netto: 89 Cent
Lidl: 89 CentAldi: 89 Cen
Die Aufnahme ins Sortiment des Marktführers habe allerdings eine ganz andere Durchschlagskraft auf dem Markt, sagen Branchenkenner. „Für die Brauerei ist die Kooperation ein neuer Vertriebsweg, um sich breiter aufzustellen“, sagt Marco Atzberger vom EHI Retail Institute, ein Forschungsinstitut des Handels. Aldi nehme im Gegensatz zu früher nun auch Markenartikel ins Sortiment auf und wolle mit regionalen Produkten neue Kunden locken. Wie im Discounter-Geschäft üblich, ist die Marge für den Hersteller deutlich kleiner, die Masse macht’s.
Damit dürfte sich der Preisdruck auf die Supermärkte weiter erhöhen – zur Freude der Kunden. „Wenn ein Markenprodukt bei Aldi gelistet wird, wird es nach kurzer Zeit auch im Supermarkt oft bis zu 20 Prozent billiger“, so Atzberger. Die Hersteller liefen allerdings Gefahr, den Wert ihrer Marke auf Dauer zu schmälern.
Auch das Preisgefüge im Kölsch-Markt insgesamt dürfte künftig in Bewegung kommen, denn längst nicht jeder Fan einer bestimmten Marke ist auf Dauer bereit, trotz höherer Preise seiner Brauerei treu zu bleiben. Allerdings gibt es das Früh-Kölsch derzeit bei Aldi nur in Dosen. „Viele Biertrinker bevorzugen nach wie vor Glasflaschen im Kasten. Eine Dose wird nicht als das gleiche Produkt wahrgenommen“, so Atzberger.
Trotzdem ist die Sorge vor einem Preisverfall bei einigen Kölner Bierbrauern groß. Offiziell möchte sich zwar niemand äußern. Hinter vorgehaltener Hand heißt es aber, Aldi habe bei mehreren Brauereien angeklopft, kein anderer außer Früh sei bereit gewesen.
Christian Kerner, Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbands, sieht indes noch nicht, dass Kölsch künftig zu Schleuderpreisen verkauft wird. „Keiner der Kölner Brauer ist bereit, sein Bier zu jedem Preis anzubieten.“ Das sei auch gar nicht möglich, da im Brauen von Kölsch noch viel Handwerk enthalten sei. „Das muss im Preis berücksichtigt werden“, so Kerner.

