Gestiegene KundenzahlenTafeln in NRW unter Druck - Aufnahmebegrenzungen bei einem Drittel

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Ein Karton mit Lebensmitteln steht in den Räumen der Aachener Tafel.

Die Tafeln stehen in NRW immer mehr unter Druck.

Die Unterstützung der Bedürftigen stößt in NRW an ihre Grenzen. Die Tafeln hoffen auf neues Geld vom Land.

Die Tafeln in NRW stehen angesichts deutlich gestiegener Kundenzahlen und rückläufiger Lebensmittelspenden unter Druck. Aktuell hätten rund ein Drittel der 175 Tafeln in Nordrhein-Westfalen einen Aufnahmestopp oder Aufnahmebegrenzungen eingeführt, sagte die Vize-Landesvorsitzende des Tafel-Landesverbandes, Petra Jung.

An diesem Donnerstag beginnt in Mannheim ein Bundestafeltreffen. Bei der Jahreshauptversammlung der Orts- und Landesverbände der Tafeln bis zum Samstag wird auch ein neuer Bundesvorstand gewählt. Die Zahl der Bedürftigen, die in NRW mit Lebensmitteln unterstützt werden, ist nach Auskunft des Landesverbandes seit der Ukraine-Krise von 350 000 auf 600 000 hochgeschnellt.

Tafeln in NRW: Foodsharing-Initiativen sorgen für Konkurrenz

Zugleich würden die Lebensmittel für die Tafeln knapper, weil Supermärkte sparsamer einkauften und Lebensmittel kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums oft nicht mehr abgäben, sondern mit starken Preisabschlägen noch verkauften, sagte Jung. „Das Füllhorn ist vorbei“, sagte sie.

Zunehmend spürbar sei auch die Konkurrenz durch „Foodsharing“-Initiativen, die aus Klimaschutzgründen überschüssige Lebensmittel einsammelten und abgäben - allerdings im Gegensatz zu den Tafeln ohne Bedürftigkeitsprüfung, sondern an alle.

Die NRW-Tafeln mit ihren rund 12 000 Ehrenamtlern litten auch unter Nachwuchsmangel, sagte Jung. „Das Durchschnittsalter bei uns ist 63, die dominierende Haarfarbe Weiß.“ Die immer längeren Schlangen vor den Ausgabestellen belasteten die Ehrenamtler. „Wir bräuchten dringend mehr Leute - 1000 Ehrenamtler mehr, dann kämen wir besser klar.“

Eine auf drei Jahre angelegte Landesförderung in Höhe von insgesamt 740 000 Euro unter anderem für sieben Verteilungslager und eine Geschäftsstelle in Neuss ist Ende Februar dieses Jahres ausgelaufen. Es fließe seitdem aber weiter Geld. „Das Land lässt uns nicht hängen“, sagte Jung. Für die Zukunft hoffe sie wieder auf eine neue längerfristige Finanzierung oder - am besten - eine Verstetigung des Zuschusses im Haushalt.

Die Chancen dafür scheinen gar nicht schlecht zu stehen. „Die Unterstützung der Tafeln und des dort geleisteten solidarischen Engagements ist mir ein besonderes Anliegen“, erklärte NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU). „Deswegen greifen wir den Tafeln in Nordrhein-Westfalen in der aktuell herausfordernden wirtschaftlichen Lage mit einmaligen finanziellen Leistungen unter die Arme. Mein Ziel ist aber, die Förderung zu verstetigen.“ Es werde derzeit geprüft, inwieweit dies mittel- und langfristig umgesetzt werden könne.

Der Landesverband habe in diesem Jahr für den Betrieb der regionalen Tafel-Logistik-Zentren erneut rund 260 000 Euro aus Haushaltsmitteln des Sozialministeriums bekommen. Der Landesverband NRW ist der größte Tafel-Landesverband Deutschlands. Er vertritt nach eigener Zählung ein Sechstel aller deutschen Tafeln.

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