Kölns Gründerszene bringt immer wieder neue Ideen hervor. Diese drei Start-ups nutzen künstliche Intelligenz, um Lebensmittelmüll zu reduzieren, Besprechungen zusammenzufassen und Werbeplatzierungen in Podcasts zu generieren.
Tech-Start-upsDiese Kölner Jungunternehmen sind einen Blick wert

Justus Lauten (links) und Jan Brormann haben das Kölner Start-up Foodforecast gegründet.
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Foodforecast: Absatzprognose für Bäckereien und Gastronomie
Justus Lauten ist ein Gründer durch und durch. Der Entwickler hatte schon einige Firmen aufgebaut, wollte aber noch mal neu starten. Auf Linkedin fragte er, vor welchem Problem Firmen stehen würden. Zwei Bäckereien meldeten sich – der Startschuss für Foodforecast.
Bäckereien nutzen zwar oft ein Warenwirtschaftssystem, trotzdem ist es schwer genau vorauszusagen, was wann verkauft wird. Gemeinsam mit Merzenich hat Foodforecast eine künstliche Intelligenz entwickelt, die Prognosen genauer machen soll. „Unsere Technologie verwendet zum Beispiel Wetterdaten. Wenn die Sonne scheint, sind Baguettes zum Grillen gefragter. Auch Feiertage beeinflussen das Kaufverhalten“, sagt Lauten.
Zwei Jahre an Verkaufsdaten flossen in das Training der KI, inzwischen liegt die Genauigkeit der Prognose bei rund 95 Prozent. Inzwischen arbeiten nicht nur alle Merzenich-Filialen mit der Technologie, sondern 80 Unternehmen. Auch die Systemgastronomie testet Foodforecast, etwa Haferkater und Eat Happy. Der Umsatz liegt im niederigen einstelligen Millionenbereich. Noch ist das Unternehmen nicht profitabel, aber „wir wachsen sehr stark und investieren in die Technologie“, sagt Lauten.
Jamie AI: KI-Assistent für Besprechungen
Manche Erfolgsgeschichten beginnen da, wo man sie nicht erwartet: Benedikt Böringer aus Rösrath und Louis Morgner aus Kürten haben sich beim Tennisspielen in Bensberg kennengelernt – und als Doppelpartner auf dem Platz schnell gemerkt, wie gut sie als Team funktionieren. Studium, gemeinsame Projekte, und 2022 dann die Gründung ihres Start-ups: Jamie AI.
Ihre Idee klingt aus heutiger Sicht altbekannt, war vor drei Jahren allerdings weitgehend Neuland. Die künstliche Intelligenz Jamie soll virtuelle Meetings einfacher machen, indem sie automatisch Gesprächsnotizen macht, Aufgaben erkennt und so für Übersicht sorgt. Mehr als 50.000 Nutzer weltweit setzen inzwischen auf ihr Tool, darunter Mitarbeitende von Audi, Siemens, Linkedin und Adobe.

Benedikt Böhringer, Gründer von Jamie AI.
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Seit der Gründung von Jamie hat sich bei KI-Assistenten viel getan. Wer beispielsweise Teams von Microsoft nutzt, kann sich mit dem integrierten Copilot ebenfalls Gesprächsnotizen erstellen lassen. Für Benedikt Böhringer ist die große Konkurrenz kein Problem: „Viele Leute wissen jetzt, was technisch möglich ist. Wir bedienen die, die etwas Personalisierteres brauchen als den Microsoft-Copilot“, sagt er. Die Kunden seien zufrieden, sagen mitunter, dass die Qualität der Aufzeichnung besser sei als bei Copilot. „Wir fokussieren uns auf einen spezifischen Fall: die beste Zusammenfassung aus Meetings kreieren. Der Copilot macht alles, deshalb sind wir da spezialisierter und am Ende besser.“
Aktuell arbeitet das 15-köpfige Team daran, einen KI-Assistenten zu entwickeln, der den gesamten Meeting-Prozess verändern soll. Jamie soll künftig auch repetitive Aufgaben abnehmen, zum Beispiel Briefings erstellen oder eine E-Mail formulieren. Und: Böhringer will mehr zahlende Kunden akquirieren, der Großteil verwendet die kostenlose Version. „Wir wollen unsere zahlenden Nutzer verzehnfachen in 2026“, sagt er.
Blinq: Sichtbarkeit in Podcasts
Nicht nur bei Hörern sind Podcasts beliebt, auch die Marketing-Branche hat die Sendungen für sich entdeckt. Laut einer Studie des Podcast-Anbieters „Podstars by OMR“ hören rund 30 Prozent der Deutschen ab 14 Jahren regelmäßig Podcasts – das entspricht über 20 Millionen Menschen. Kein Wunder also, dass Werbeplätze und Auftritte in Sendungen begehrt sind. Das Kölner Technologie-Start-up Blinq hat eine künstliche Intelligenz entwickelt, die Podcasts analysiert und personalisierte Pitches an deren Hosts schreibt.
Dafür durchsucht die Software mehr als 30.000 deutschsprachige Podcasts und 800.000 mit KI transkribierte Episoden. Wer sich und sein Thema platzieren möchte, sieht dadurch etwa, in welchen Formaten das Thema stattfindet, wer darüber spricht, wie, wann – und mit welcher Reichweite. Podcasts lassen sich auch nach Bewertungen, Reichweite oder Kategorien sortieren und analysieren, wo die Konkurrenz bereits präsent ist.
Blinq-Gründer Julian Gottke ist als Kommunikationsberater tätig und kennt die Schmerzpunkte seiner Kunden. „Podcasts sind ein so relevanter News- und Entertainment-Kanal geworden, dass wir eine tiefgehende Recherche-Option für Marketing- und PR-Abteilungen anbieten wollten“, sagt er. Die Software ist seit rund einem Jahr am Markt, eine monatliche Lizenz startet ab 69 Euro.

