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Gründerszene trifft sich im Rhein-Energie-Stadion„Historisch gesehen kommen die Top-Tech-Unternehmen aus Krisenphasen“

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Menschen unterhalten sich auf einer Messe.

Rund 1000 Tickets haben die Startupland-Veranstalter verkauft. (Archivbild 2024)

Deutsche und internationale Start-ups kommen seit 2024 zum Branchentreff Startupland nach Köln. Warum die Stadt prädestiniert ist für solche Treffen.

„Köln war und ist der viertwichtigste Standort für Start-ups in Deutschland, nach Berlin, München und Hamburg“, sagt Alexander Hüsing, Chef des Online-Magazins „Deutsche-startups.de“. Dass es in Bielefeld oder im Ruhrgebiet größere Konferenzen für die Szene gibt als im Rheinland, schien vor diesem Hintergrund kaum hinnehmbar.

Denn 2023 ist der Köln mit dem „Pirate-Summit“ eine der wichtigsten Veranstaltungen für Gründer und Investoren weggebrochen. „Wir wollten diese Lücke füllen“, so Hüsing. Auch deshalb habe er mit seinem in Berlin sitzenden Unternehmen 2024 die Veranstaltung „Startupland“ in Köln initiiert – ein Netzwerktreffen für junge Unternehmen und Kapitalgeber, das am Mittwoch zum zweiten Jahr in Folge im Rhein-Energie Stadion stattfand. Bis Sonntag finden zudem mehrere Veranstaltungen für Jungunternehmen statt, organisiert von der städtischen Wirtschaftsförderung Köln-Business.

Über 50 teilnehmende Start-ups, 21 Pitches, 14 Kapitalgeber

Die Erfolgsfaktoren von Köln: eine gute Infrastruktur, kurze Wege und eine Jeder-kennt-jeden-Mentalität, so Hüsing. Doch manchmal sei das auch von Nachteil. „Man schmort hier gern im eigenen Saft.“ Das Startupland sei deshalb ganz bewusst weder auf regionale Unternehmen beschränkt, noch auf bestimmte Branchen. „Wir wollen allen eine Bühne und einen Ort zum Netzwerken bieten“, sagt er. Mit dabei sind „Pre-Seed-Firmen“, also Start-ups in ihrer frühsten Phase, bis zu „Pre-IPO-Unternehmen“, die kurz vor dem Börsengang stehen. Perspektivisch soll die Veranstaltung nicht nur die deutschsprachigen Länder, sondern ganz Europa erreichen. Etwa sei die Nähe zu Frankreich interessant: Dort säßen spannende Risikokapitalgeber, die sich auch für den deutschen Markt interessieren würden.

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Alexander Hüsing bei einer Rede auf der Bühne beim Startupland 2024.

Alexander Hüsing (rechts) ist einer der Initiatoren der Kölner Konferenz Startupland (Archivbild 2024).

Trotzdem kommt das Treffen bei Weitem nicht an prestigeträchtige Veranstaltungen wie „Bits and Pretzels“ ran. Das Münchener Founder-Festival zählt mit 7500 teilnehmenden Gründern zu den größten der Szene. Auch „Hinterland of Things“, das Pendant in Bielefeld, ist größer. 

Mit dem bis dato erfolgreichsten Kölner Format, dem eingestampften „Pirate-Summit“, kann das Startupland längst mithalten: Rund 1000 Tickets haben die Veranstalter in diesem Jahr verkauft, bei der Premiere waren es noch 700. 21 Gründer-Teams präsentierten in 180-Sekunden-Pitches ihre Geschäftsideen vor einer Jury aus 14 Kapitalgebern. 54 Start-ups waren zudem als Aussteller dabei, unter anderem die Dortmunder Firma Cuna, die biobasierte Mehrwegbehälter herstellt, Sizeless, ein Kölner Unternehmen, das größenverstellbare Kinderschuhe entwickelt, und Factflow aus Bonn, das landwirtschaftliche Betriebe mit einem KI-gestützten System bei der Ökobilanzierung hilft.

Nächste Startupland-Konferenz bereits im März 2026

Mehr als 100 Speaker diskutierten zudem auf mehreren Bühnen über Themen wie Innovationstrends und den aktuellen Zustand der deutschen Start-up-Szene. Einige der Erkenntnisse: Der Sektor Deep-Tech, also revolutionäre Technologien, die auf wissenschaftlicher Forschung beruhen, erleben gerade eine enorme Strahlkraft, genauso wie Defense-Tech – Investitionen in militärische Innovationen.

Die geopolitische Lage mache Gründern das Leben überdies nicht besonders leicht, bei Investoren sitzt das Geld gerade nicht so locker, sagt Ulrich Schmitt vom High-Tech-Gründerfonds, einer deutschen Wagniskapital-Gesellschaft. Doch in der Szene sei man traditionell optimistisch: „Historisch gesehen kommen die meisten Top-Tech-Unternehmen aus Krisenphasen.“