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MitgliederversammlungJörn Stobbe ist neuer FC-Präsident – deutlicher Sieg im ersten Wahlgang

7 min
Das Team Stobbe hat die Wahl gewonnen und stellt den nächsten Vorstand des 1. FC Köln.

Das Team Stobbe hat die Wahl gewonnen und stellt den nächsten Vorstand des 1. FC Köln. 

Die Mitglieder haben entschieden: Jörn Stobbe als Präsident und seine Vize Jörg Alvermann und Ulf Sobek bilden den neuen Vorstand des 1. FC Köln.

Der 1. FC Köln hat einen neuen Vorstand. Nach einer von in der Spitze rund 6000 Mitgliedern besuchten Versammlung im Rhein-Energie-Stadion stand am Samstagabend um 19.05 Uhr fest, wer den 1. FC Köln in den kommenden Jahren führen wird. Acht Stunden nach Beginn der Veranstaltung fiel die Wahl auf das Team um den Immobilienmanager Jörn Stobbe – bereits im ersten Durchgang. 65 Prozent der Mitglieder entschieden sich für Stobbe, nur 25 Prozent der Stimmen entfielen auf das Team des Unternehmers Wilke Stroman, mit dem Tugba Tekkal und der bis dahin amtierende Vizepräsident Carsten Wettich kandidiert hatten. CDU-Landrat Sven-Georg Adenauer vereinigte zehn Prozent der Stimmen auf sich. „Vielen, vielen Dank für das Vertrauen“, rief Stobbe nach der Wahl der Tribüne entgegen, in den Armen seine sichtlich gerührten Mitstreiter Jörg Alvermann und Ulf Sobek.

Der 59-jährige Stobbe war der vom Mitgliederrat satzungsgemäß nominierte Vorstandskandidat und profitierte vor allem von Alvermanns Rede. Der Sportrechtler überzeugte die FC-Fans mit einem so engagierten wie kompetenten Auftritt und half seinem Team dabei, viele unentschlossene Wähler zu mobilisieren und Sympathisanten endgültig für sich zu gewinnen. „Es bedeutet mir unheimlich viel. Das als Team hingekriegt zu haben – mega, mega. Es war ein wunderschöner Tag, einfach nur fantastisch. Eine gute Sache für die FC-Familie, auf der man aufbauen kann.“ Er wolle sich nun „mit dem Team im Geißbockheim zusammensetzen“, mit den Geschäftsführern Philipp Liesenfeld und Philipp Türoff sowie Sportchef Thomas Kessler.

Es bedeutet mir unheimlich viel. Das als Team hingekriegt zu haben – mega, mega. Es war ein wunderschöner Tag, einfach nur fantastisch. Eine gute Sache für die FC-Familie, auf der man aufbauen kann.
FC-Präsident Jörn Stobbe

Die konkurrierenden Teams um Adenauer und Stroman, die jeweils mehr als 4600 Unterstützerstimmen gesammelt hatten, konnten die Mitglieder im Stadion nicht nachhaltig überzeugen. Adenauer reagierte gefasst auf die Pleite. „Ich nehme das sportlich. Ein paar Prozente mehr hätte ich mir gewünscht. So war es eindeutig, das muss ich respektieren. Aber es ist gut, wenn die Dinge klar sind. Ich bin stolz auf mein Team und darauf, dass wir die Unterschriften zusammenbekommen haben und die Mitglieder so eine Wahl hatten. Aber das Leben ist nicht immer gerecht.“

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Stroman war schwer getroffen. „Ich bin unendlich traurig, es geht mir sehr nah“, kommentierte der 45-Jährige sein enttäuschendes Ergebnis. „Wir haben alles gegeben und unfassbar viel Arbeit investiert.“ Stroman ließ offen, ob er in drei Jahren tatsächlich den Versuch einer erneuten Kandidatur versuchen werde.

Klare Sache: das Votum der Mitglieder bei der Wahl des FC-Vorstands

Gegen 16 Uhr und damit fünf Stunden nach Veranstaltungsbeginn hatten die Vorstellungsrunden der Teams begonnen, dem Alphabet nach begann Sven-Georg Adenauer. Der Politiker hielt eine Rede, mit der zu rechnen gewesen war: Klar strukturiert, souverän vorgetragen – und er vergaß nicht, Versprechen an die Mitglieder zu geben. Zum seit Jahren stockenden Versuch, das Geißbockheim auszubauen, kündigte er an: „Wir bringen das jetzt endlich voran.“ Stadionkauf und Ausbau, vielleicht die Suche nach alternativen Standorten. Zwar erwähnte er mehrfach seinen Großvater Konrad Adenauer. Dennoch sagte er auch: „Ich trete nicht an, weil ich Adenauer heiße. Sondern, weil ich seit Jahrzehnten Verantwortung übernehme.“

Mehr als 5500 Mitglieder kamen ins Rhein-Energie-Stadion zur Mitgliederversammlung des 1. FC Köln.

Mehr als 5500 Mitglieder kamen ins Rhein-Energie-Stadion zur Mitgliederversammlung des 1. FC Köln.

Stobbe stieg mit einem „klaren Nein zu Investoren“ ein und griff damit zahlreichen späteren Einwürfen vor, in denen Mitglieder seine Engagements bei den Kickers Offenbach sowie dem Hamburger SV thematisierten.

Er kenne die Erfolgsfaktoren des Vereins aus vorangegangener Gremienarbeit beim FC genau, außerdem werde er sich für die Infrastruktur-Projekte Geißbockheim und Stadion einsetzen: „Ich weiß, wie das geht. Ich mache seit 30 Jahren nichts anderes.“ Stobbe versprach den Mitgliedern „wertschätzende Kommunikation und transparente Fehlerkultur“.

Die einen reden viel, die anderen hatten ihre Chance
Präsidentschaftskandidat Sven-Georg Adenauer

Zum Champion dieses Tages wurde Jörg Alvermann, auch das überraschte kaum jemanden, der den 54-Jährigen in den vergangenen Monaten seit der Nominierung beobachtet hatte. Der Anwalt aus Sülz stieg ein mit einer Absage: Sein Team werde darauf verzichten, ein emotionales Video zu zeigen. Stattdessen hob Alvermann zu einer Rede an. Stellte die Haltung seines Teams zum Thema Rechtsformwechsel klar, sprach über den anstehenden Kampf um die 50+1-Regel, in dem der 1. FC Köln eine führende Rolle einnehmen will.

Und ging das scheidende Präsidium mit Carsten Wettich scharf an. „Es war so viele Jahre Zeit, eine neue Satzung auf den Weg zu bringen, die Rechtsform zu wechseln und die Markenrechte zurück in den Verein zu holen. Es war so viel Zeit, Druck auf die Politik auszuüben. Eine Strategie für dieses Stadion vorzulegen. Nichts ist geschehen, und darum ist es jetzt Zeit für einen Wechsel, und zwar für einen vollständigen Wechsel.“

Für seinen Beitrag erhielt Alvermann den Applaus des Tages, teils erhoben sich die Mitglieder von ihren Sitzen. Spätestens da war den meisten Besuchern im Stadion klar: Diese Wahl würde im ersten Durchgang entschieden sein.

Es war so viele Jahre Zeit, eine neue Satzung auf den Weg zu bringen, die Rechtsform zu wechseln und die Markenrechte zurück in den Verein zu holen. Es war so viel Zeit, Druck auf die Politik auszuüben. Eine Strategie für dieses Stadion vorzulegen. Nichts ist geschehen, und darum ist es jetzt Zeit für einen Wechsel, und zwar für einen vollständigen Wechsel.
Kandidat Jörg Alvermann in seiner Rede

Nach Alvermanns Vorrede wirkte das Video des Teams um Wilke Stroman anschließend etwas unglücklich, der Kniff des vom Mitgliederrat nominierten Trios hatte damit funktioniert. Stroman ließ Wettich und Tekkal („Ich möchte nicht gewählt werden, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich als Frau die Kompetenz für das Amt besitze“) den Vortritt – offenbar, weil er als vermutlich stärkster Redner seinem Team den positiven letzten Eindruck bescheren sollte. Doch Stromans Rede verpuffte. Der Unternehmer nannte sich in einem Atemzug mit Franz Kremer und erntete für sein Zitat der Südkurven-Gesänge gar Pfiffe und Buhrufe. Eine besonders in den sozialen Medien mit großem Aufwand und allerlei Kniffen betriebene Kampagne brach in diesen Momenten in sich zusammen.

Das Team Stroman mit Tugba Tekkal, Wilke Stroman und Carsten Wettich (v.l.) erlebte eine krachende Niederlage.

Das Team Stroman mit Tugba Tekkal, Wilke Stroman und Carsten Wettich (v.l.) erlebte eine krachende Niederlage.

Einen besonders unkonventionellen Auftritt legte Rewe-Boss Lionel Souque hin. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats hatte keinen Platz auf dem Podium erhalten und seine Rede nur im Rahmen der Aussprache zu den Vorstandskandidaten halten dürfen. Doch die Redezeit war angesichts der zahlreichen Wortmeldungen auf jeweils 90 Sekunden begrenzt worden. Souque zerriss seine vorbereitete Rede, um ein flammendes Statement für Stobbes Team zu halten. Er spreche für „alle Sponsoren, Banken, Gremien: Wir brauchen einen Verein, in dem alle an einem Strang ziehen. Und das geht nur mit diesem Team.“ Der Vorstandschef des Hauptsponsors erhielt dafür begeisterten Applaus.

Lionel Souque zerriss auf offener Szene seine ausgearbeitete Rede und improvisierte - mit Erfolg.

Lionel Souque zerriss auf offener Szene seine ausgearbeitete Rede und improvisierte - mit Erfolg.

Als die Aussprache auszuufern drohte, wies der zu diesem Zeitpunkt noch amtierende Präsident Werner Wolf darauf hin, dass die Rederechte der Mitglieder nicht eingeschränkt werden dürften, um keine Anfechtung der Versammlung und damit der späteren Wahl zu riskieren. Demokratie braucht Zeit, sagte eine Rednerin und mahnte die Mitglieder zu Recht zur Geduld. Tatsächlich blieb der Ton zwar teils genervt, aber im Rahmen des demokratischen Diskurses. So wurden sämtliche Beiträge und Fragen zugelassen und geäußert, die Kandidaten erhielten noch die Gelegenheit, Stellung zu beziehen und Aussagen zu kommentieren.

Saurens bitterer Abschied

Vizepräsident Eckhard Sauren hatte sich zuvor mit einer fragwürdigen Erklärung aus dem Amt verabschiedet. Ein Mitglied hatte den für den Sport zuständigen Vizepräsidenten dafür kritisiert, dass er eine Wahlempfehlung für Wettichs Team abgegeben und davor gewarnt hatte, der 1. FC Köln könne „in Richtung Kurve abdriften“, sollte das Team des Mitgliederrats die Wahl gewinnen.

Er habe diese Aussagen, von denen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ eine Tonaufnahme vorliegt und die Silbe für Silbe korrekt zitiert worden waren, weder getätigt. Noch habe er sie freigegeben. Dass bei im öffentlichen Raum getätigten Aussagen das gesprochene Wort gilt und kein Freigabeprozess vorgesehen ist, war Sauren in diesem Moment offenbar nicht bewusst. Um Saurens Zweifel zu zerstreuen, stellte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ ihm noch am Abend die Aufnahme seiner eigenen Rede zur Verfügung. 

So bildete die lange erwartete Versammlung mit ihrem klaren Wahlergebnis einen Startpunkt, von dem aus der Verein nun die Aufgaben in Angriff nehmen kann, deren Umsetzung in den vergangenen Monaten so wortreich angekündigt worden war.

„Ich glaube, der FC hat jetzt die riesige Chance, mit geeinten Gremien Dinge auf den Weg zu bringen, die zuletzt liegengeblieben sind“, erklärte Alvermann, „aber das machen wir vereint und im Austausch mit dem bisherigen Vorstand, der bereits das Angebot erneuert hat, uns zu unterstützen. Und dann packen wir das an.“

Emotionale Momente nach der Wahl für Ulf Sobek, Jörg Alvermann und Jörn Stobbe nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses

Emotionale Momente nach der Wahl für Ulf Sobek, Jörg Alvermann und Jörn Stobbe nach der Bekanntgabe des Wahlergebnisses