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„Veedelsretter“Wie Kölner lokalen Unternehmen mit Gutscheinen helfen können

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Die Severinstraße mit Blick auf die Severinstorburg

Köln – Viele Kölner Gaststätten und Bars, Lokale, Kultureinrichtungen und Selbstständige sind durch die Coronakrise massiv in ihrer Existenz bedroht. Die meisten haben derzeit überhaupt keine Einnahmen – schnell auf den Weg gebrachte Liefer-Service-Dienste oder Verkäufe über einen Online-Shop lindern die Not allenfalls wenig.

Gleichzeitig wächst die Bereitschaft bei den Kölnern, den Firmen und Selbstständigen in der Nachbarschaft durch die Krise zu helfen. Vielen ist jedoch unklar, wie genau. Die Kölner Initiative „Veedelsretter“ hat darauf eine Antwort: Gutscheine erwerben und damit für die nötige Liquidität sorgen.

Coronavirus: Kölner Unternehmen mit Gutscheinkauf helfen

Die Kölner Digitalagentur „Railslove“ hat die Plattform „Veedelsretter“ aus dem Boden gestampft und bietet dort allen Unternehmen und Selbstständigen – vom kleinen Theater oder Lokal bis zum freien Fotografen – die Möglichkeit, sich kostenfrei zu registrieren und Gutscheine anzubieten.

„Wir hatten davon gehört, dass es für die lokale Wirtschaft sinnvoll ist, wenn während der Krise Gutscheine verkauft werden, die später eingelöst werden können, sobald der Laden wieder geöffnet ist oder die Dienstleistung wieder angeboten werden kann. Da dachten wir uns, entwickeln wir doch etwas dafür“, sagt Stephan Pavlovic von „Railslove“.

Veedelsretter: Viele Registrierungen auf der Plattform

Seit vergangener Woche arbeitet ein mehrköpfiges Entwickler-Team an der Plattform, seit Freitag können sich lokale Unternehmen registrieren. Bis Dienstag hatten sich bereits 160 Unternehmen angemeldet. Davon konnten fast 70 Geschäfte freigeschaltet werden, darunter auch die Institution „Oma Kleinmann“ auf der Zülpicher Straße, „Bunte Burger“ aus Ehrenfeld oder die Kölner Kaffeemanufaktur aus Lindenthal: Dort kann man etwa einen Gutschein für einen Espresso (1,90 Euro) kaufen.

Den Gutschein bekomme jeder nach dem Kauf per E-Mail zugeschickt, so Pavlovic. Zudem gebe es einen Veedelssoli, durch den der Lieblingsladen auch ohne direkte Gegenleistung unterstützt werden kann. Die Betriebe erhielten sämtliche Einnahmen: „Wir berechnen keine Transaktionsgebühren oder andere versteckte Gebühren. Auch die Betriebskosten der Plattform gehen auf uns.“

Anmeldung: Unternehmen werden verifiziert

Registrierte Geschäfte würden vor der Freigabe auf der Internetseite verifiziert, damit sich keine kriminellen Anbieter auf die Plattform mogeln können. Kooperationspartner sei die Köln-Business-Wirtschaftsförderung, unterstreicht Jan Kus von „Railslove“ die Seriosität der Initiative.

Leider sei nicht auszuschließen, dass ein Unternehmen trotz Gutscheinkäufen die ungewiss lange Zeit der Schließung nicht überstehe und insolvent gehe. „Dafür werden wir als Plattform, die das Geld eins zu eins weitergibt, auch nicht haften können. Jeder, der Unternehmen mit seinem Geld unterstützt, handelt also mit dem kleinen Risiko, dass es am Ende kein Gutschein, sondern eine Spende war“, so Kus.

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Beide Initiatoren sind aber zuversichtlich: „Wenn wir viele Menschen auf der Plattform zusammen bringen, können wir es gemeinsam schaffen, Unternehmen vor der Insolvenz zu retten. Zusammen sind wir stark – damit Köln nach der Krise noch genau so bunt ist wie vorher.“

Bundesweit gibt es verschiedene Initativen, die lokale Geschäfte unterstützen. Über die Plattform lokalsupport.com sind die Veedelsretter mit anderen Städten vernetzt, die ein ähnliches Konzet für ihre Stadt anbieten.

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