Staatsanwaltschaft KölnVerschwundener Tengelmann-Chef – Ermittlungen gegen Bruder

Lesezeit 3 Minuten
Karl-Erivan Haub spricht in ein Mikro.

Karl-Erivan Haub ist seit 2018 verschollen. (Archivbild)

2018 verschwand Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub in den Alpen. Gegen seinen jüngeren Bruder wird nun wegen möglicher Falschaussage ermittelt.

Die Staatsanwaltschaft Köln hat gegen den Chef der Tengelmann-Gruppe, Christian Haub, ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der falschen uneidlichen Aussage eingeleitet. Die Ermittlungen stehen im Zusammenhang mit dem Verschwinden des früheren Konzernchefs Karl-Erivan Haub in den Schweizer Alpen. Christian Haub bestreitet die Vorwürfe.

Christian Haub: Ermittlungsverfahren gegen Chef der Tengelmann-Gruppe

Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer teilte der Deutschen Presse-Agentur mit: „Aufgrund einer erstatteten Strafanzeige wird dem Vorwurf nachgegangen, der Bruder des Verschollenen, Christian Haub, habe im Mai 2021 vor dem Amtsgericht Köln eine Versicherung an Eides statt abgegeben, die teilweise falsch gewesen sei. In der Strafanzeige ist unter anderem vorgetragen worden, dass dem Beschuldigten – entgegen seinen Angaben – belastbare Hinweise darauf vorgelegen hätten, dass der Verschollene Karl-Erivan Haub noch leben könnte.“

Christian Haub wartet vor einem Tengelmann-Markt in Mülheim an der Ruhr auf die Bundeskanzlerin.

Christian Haub wartet vor einem Tengelmann-Markt in Mülheim an der Ruhr auf die Bundeskanzlerin. (Archivbild)

Die Ermittlungen dauerten an. „Auf die für den Beschuldigten geltende Unschuldsvermutung wird ausdrücklich hingewiesen.“

Kein Anlass zur Aufhebung der Todeserklärung

Die Staatsanwaltschaft wies zur Klarstellung darauf hin, dass bislang kein Anlass bestehe, die Aufhebung der Todeserklärung für Karl-Erivan Haub zu beantragen. Dazu müsse feststehen, dass der Vermisste die Todeserklärung überlebt habe. „Dies ist derzeit nicht der Fall“, betonte Bremer.

Christian Haubs Anwalt Mark Binz wies den Vorwurf unrichtiger Angaben zurück. „Selbstverständlich ist an dem Vorwurf nichts dran“, teilte er mit. „So hat es bis vor wenigen Wochen auch noch die Staatsanwaltschaft Köln gesehen und daher die Aufnahme von Ermittlungen abgelehnt.“

Karl-Erivan Haub: 2018 in den Alpen verschollen

Karl-Erivan Haub, einer der reichsten Deutschen, war im April 2018 in Zermatt allein zu einer Skitour aufgebrochen und nicht zurückgekehrt. Die Familie geht davon aus, dass der damals 58-Jährige am Klein Matterhorn tödlich verunglückte. Im Jahr 2021 wurde Haub vom Amtsgericht Köln für tot erklärt. Die Todeserklärung war zuvor von seinem Bruder und danach von seiner Frau und seinen Kindern beantragt worden. Seitdem gab es immer wieder Medienberichte über Zweifel am Tod des erfahrenen Skifahrers. Das Gericht sah diese jedoch nicht als erwiesen an.

Russischer Geheimdienst, mysteriöse Anrufe, Drohungen: Im Juni strahlte RTL die spekulative Dokumentation „Tengelmann - Das mysteriöse Verschwinden des Milliardärs“ aus, die großes Aufsehen erregte.

Die Investigativjournalistin Liv von Boettcher hat im Mai 2023 ein Buch mit dem Titel „Die Akte Tengelmann und das mysteriöse Verschwinden des Milliardärs Karl-Erivan Haub“ veröffentlicht. In einem Interview im Dezember 2023 mit dem „Stern“ sagte die Autorin, sie habe das Gefühl, der Wahrheit immer näherzukommen.

Nach dem Verschwinden von Karl-Erivan Haub hatte dessen jüngerer Bruder Christian die alleinige Führung des milliardenschweren Handelskonzerns übernommen, zu dem unter anderem der Textildiscounter Kik und die Baumarktkette Obi gehören. (jag/dpa)

KStA abonnieren