Steigende Zahl an ÜberfällenVolksbank Köln-Bonn setzt auf Klebstoff gegen Automaten-Sprenger

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Das Büro- und Verwaltungsgebäude der Volksbank Köln Bonn

Das Büro- und Verwaltungsgebäude der Volksbank Köln Bonn

Automatensprenger gehen immer brutaler vor. Im Wettrüsten gegen die Kriminellen geht die Volksbank Köln Bonn den nächsten Schritt. 

Die Zahl der Spreng-Überfälle auf Geldautomaten rheinischer Banken hat drastisch zugenommen. Jetzt meldet die Volksbank Köln-Bonn, dass im abgelaufenen Jahr 2022 fünf Geldautomaten des genossenschaftlichen Kreditinstituts Opfer solcher Anschläge wurden. „Anfangs wurde noch mit Gas gesprengt, heute setzen die Kriminellen auf Plastiksprengstoff mit verheerenden Folgen“, sagte Infrastruktur-Vorstand Volker Klein am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz der größten rheinischen Volksbank.

Anfangs setzte das Institut unter anderem auf Einfärbungen des Geldes nach einer Sprengung, um die Scheine für die Diebe unbrauchbar zu machen. Doch inzwischen seien diese schon in der Lage, die verfärbten Noten buchstäblich zu waschen, um sie so wieder in den Verkehr bringen zu können. Zwischen den Dieben einerseits und den Banken andererseits herrscht laut Klein ein regelrechtes Wettrüsten.

Sicherheitsmaßnahmen: Volksbank will weitere 20 Standorte mit Vernebelungsanlagen ausstatten

Bisherige Sicherheitsmaßnahmen seien Videoüberwachung, Alarmkontakt und Vernebelung der Räume nach einem Anschlag. Künftig wird die Volksbank Köln-Bonn weitere 20 Standorte mit einer solchen Vernebelungsanlage ausstatten. Ab Ende März würden mehr als vier Fünftel der Standorte mit Geldautomaten zwischen 23 Uhr und 6 Uhr für Kunden geschlossen, wie es BKA und LKA empfehlen, sagte Klein. Die Bank betreibt 114 Geldautomaten im Raum Köln, Bonn und Rhein-Sieg.

Bei der Klebstoff-Variante geht es darum, dass die Geldscheine zusammengeklebt werden. Die Scheine werden dann zum Klumpen und sind somit unbrauchbar
Volker Klein, Infrastruktur-Vorstand Volksbank

Nun will die Bank sich mit Kleber gegen die Überfälle wehren. „Bei der Klebstoff-Variante geht es darum, dass die Geldscheine zusammengeklebt werden. Die Scheine werden dann zum Klumpen und sind somit unbrauchbar“, sagt Klein. Allerdings ist diese Variante in Deutschland noch nicht offiziell vom VDS (Institut für Unternehmenssicherheit) zugelassen. Ein neuer Trend der Kriminellen ist das sogenannte Jackpotting, bei dem mithilfe einer Schadsoftware Abhebungen vorgenommen werden. „Die Volksbank Köln-Bonn hat Sicherheitsmaßnahmen implementiert, sodass Angriffe dieser Art ausgeschlossen sind“, so das Vorstandsmitglied.

Volksbank hat Wertberichtigungen in Höhe von 12 Millionen Euro vorgenommen

Geschäftlich ist die Volksbank nur bedingt von den Folgen der Bankenkrise betroffen. Insgesamt wurden Wertberichtigungen auf Anleihen in Höhe von zwölf Millionen Euro vorgenommen. Allerdings betonte der Vorstandsvorsitzende Jürgen Pütz, dass das Geldhaus die Papiere bis zum Ende der Laufzeit halten werden und keine Kursverluste realisiere. Der Schritt würde somit steuerlich aktuell den Gewinn mindern und bei Ende der Laufzeit zu einem höheren Bewertungsergebnis führen.

Im Geschäft mit Immobilienkrediten verspürt die genossenschaftliche Bank wegen Inflation und gestiegener Zinsen einen deutlichen Rückgang. Im letzten Quartal des Vorjahres und in den ersten Monaten 2023 sank das Neukreditgeschäft im Baufinanzierungsbereich um 15 bis 20 Prozent. Bis Jahresende erwartet Vorstandsmitglied Jürgen Neutgens ein Niveau von 15 Prozent unter Vorjahr.

Der Zinsüberschuss erhöhte sich im Gegenzug um 16 Prozent auf fast 90 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis vor Risikobewertung liegt mit 45 Millionen Euro 40 Prozent über dem Vorjahr. Durch die Wertberichtigungen auf Anleihen und Kredite liegt der Jahresüberschuss mit 9,5 Millionen Euro nur fünf Prozent über dem Vorjahresergebnis. Der Vorstand will der Mitgliederversammlung eine Dividende von 2,5 Prozent vorschlagen.

Volksbank: 500 Kunden wurde Kontoverbindung gekündigt

Durch eine rechtliche Änderung mussten bei der Anpassung der AGB erstmals schriftliche Zustimmungen der Kunden eingeholt werden. Nur 0,3 Prozent oder 800 Kunden gaben diese nicht. 500 Kunden wurde daher die Kontoverbindung gekündigt. Die Differenz ergibt sich, weil einige nach der Kündigung doch noch die AGB unterzeichneten.

Im laufenden Jahr hat die Bank wie berichtet sechs Niederlassungen geschlossen, die Kölner Standorte in Lindenthal, Rodenkirchen, Heimersdorf, die Bonner Niederlassungen in Oberkassel und Holzlar sowie in Königswinter-Stieldorf. Im Laufe des Jahres soll noch die Filiale in Bonn-Kessenich schließen. Weitere Schließungen sind laut Vorstandschef Jürgen Pütz aktuell nicht geplant. An den meisten früheren Standorten stehen heute SB-Filialen.

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