Vor allem Führungskräfte betroffenChemiekonzern Evonik streicht 2000 Stellen

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ADas Logo von Evonik leuchtet an der Fassade der Firmen-Zentrale

Das Logo von Evonik leuchtet an der Fassade der Firmen-Zentrale.

Die meisten Jobs werden in Deutschland abgebaut. Bis 2026 will das Essener Unternehmen so rund 400 Millionen Euro einsparen. 

Der Essener Chemiekonzern Evonik streicht weltweit 2000 Stellen, mit 1500 Jobs dabei den größten Teil in Deutschland. Vor allem Führungspositionen sollen wegfallen. Insgesamt 400 Millionen Euro will der Konzern bis Ende 2026 einsparen. Insgesamt beschäftigt Evonik 33.000 Mitarbeiter, davon 20.000 in Deutschland.

Keine betriebsbedingten Kündigungen bis 2032

Betriebsbedingte Kündigungen soll es aber nicht geben, bis 2032 gilt bei Evonik Beschäftigungssicherung. Der Abbau soll vor allem über Abfindungen und Frühverrentung geschehen. Das Programm sei „hart, aber notwendig“, sagte Evonik-Chef Kullmann bei der Vorlage der Bilanz. Das Unternehmen müsse schlanker und effizienter werden. Entscheidungswege seien schon seit längerem „viel zu komplex und kompliziert“.

Kullmann hatte bereits im September angekündigt, die Verwaltung auf Basis eines neuen Modells spürbar straffen zu wollen. Die Zahl der Hierarchieebenen unterhalb des Vorstands werde auf maximal sechs verringert. Führungskräfte sollen künftig im Schnitt sieben Beschäftigte führen, derzeit liegt die sogenannte Führungsspanne noch bei eins zu vier, hieß es. Zudem sollen Prüf- und Freigabeverfahren erheblich beschleunigt werden.

Verkauf von Unternehmensteilen

Darüber hinaus trennt sich Evonik auch von Unternehmensteilen. Schon länger suchte der Konzern einen Käufer für das Geschäft mit Superabsorbern, also sehr saugfähigen Stoffen, die etwa bei der Produktion von Windeln verwendet werden. Die deutsche Chemiegruppe ICIG wird nun die Sparte für einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag übernehmen.

Insgesamt 14 Standorte hat der Konzern in Deutschland, darunter in der  Region einen zentralen in Wesseling mit 1000 Mtarbeitern. Die Produktion am rechtsrheinischen Standort in Niederkassel-Lülsdorf hatte Evonik im vergangenen Jahr ebenfalls an ICIG verkauft. 

Der Konzern reagiert mit den Maßnahmen auch auf die derzeitige Krise der Branche. Die gesamte Chemieindustrie leidet unter hohen Energiepreisen und der schwachen Konjunktur. 2023 fiel der Umsatz der Chemie- und Pharmabranche um zwölf Prozent auf rund 230 Milliarden Euro. Die Produktion brach um acht Prozent ein, in der Chemie allein waren es elf Prozent.

„Wir dürfen uns auch bei leichten Erholungssignalen nichts vormachen: Was wir derzeit erleben, ist keine konjunkturelle Schwankung, sondern eine massive, konsequente Veränderung unseres wirtschaftlichen Umfelds“, sagte Vorstandschef Kullmann. Zwar sei Evonik noch mit einem „blauen Auge“ davongekommen. Aber: „Die vielen Krisen weltweit haben uns das Ergebnis verhagelt“ und die Rahmenbedingungen würden indes „nicht leichter“.

Kullmann erwartet keine schnelle Erholung 

Und so rechnet der Konzernchef nach einem schwierigen Jahr auch nicht mit einer schnellen Erholung. 2023 musste Evonik bei einem Umsatzrückgang um 17 Prozent auf knapp 15,3 Milliarden Euro einen Rutsch des operativen Ergebnisses um ein Drittel auf 1,66 Milliarden Euro hinnehmen. Unter dem Strich steht ein Verlust von 465 Millionen Euro – nach einem Überschuss von 540 Millionen im Jahr zuvor. Das Minus resultiert auch aus Wertminderungen für Geschäftsteile.

Für das laufende Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz von 15 Milliarden bis 17 Milliarden Euro. Der um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) soll laut Prognose zwischen von 1,7 Milliarden bis 2,0 Milliarden Euro liegen. Die Anteilseigner, mehrheitlich die Essener RAG-Stiftung, sollen trotz des Gewinneinbruchs auch diesmal eine Dividende von 1,17 Euro je Aktie erhalten. (mit dpa)

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