Wohnraummangel in DeutschlandAuf der Suche nach einem neuen Zuhause

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Mehrfamilienhäuser stehen in einem genossenschaftlich erschlossenes Wohnquartier.

Bau- und Immobilienbranche steckt weiterhin in der Krise und es gibt keine wirklichen Lösungen der Politik. (Symbolbild)

Bau- und Immobilienbranche steckt weiterhin in der Krise. Es besteht ein gravierender Wohnraummangel und die Politik findet keine Lösung.

Die Bau- und Immobilienbranche taumelt weiter durch ihre Krise. Wer derzeit in einer deutschen Großstadt nach einer Bleibe sucht, weiß, wie gravierend der Wohnraummangel in Deutschland inzwischen ist und welche Dramen sich auf der Suche nach einem neuen Zuhause mitunter abspielen. Und Besserung ist nicht in Sicht – im Gegenteil. Findet die Politik kein Mittel, um den am Boden liegenden Wohnungsbau wieder anzukurbeln, warnen die Immobilienweisen nun in ihrem Frühjahrsgutachten, droht sich die Lage weiter zu verschärfen. Die 400.000 Wohnungen, die die Ampel-Regierung eigentlich jährlich schaffen wollte, rücken in immer weitere Ferne.

Es ist eine toxische Gemengelage, die derzeit den Wohnungsmarkt lähmt. Die Kosten fürs Bauen sind hoch, und seit der Zinswende der Europäischen Zentralbank auch die der Finanzierung. Das ist nicht verwunderlich, denn es war ja das ausdrückliche Ziel der Währungshüter gewesen, der Inflation die Wucht zu nehmen. Dieses Ziel haben sie erreicht, und angesichts der zurückgehenden Inflationsrate spekulieren viele in der Baubranche auf eine neuerliche Zinswende. Bis dahin warten viele Investoren lieber ab, stornieren ihre Bauprojekte oder geben sie gar nicht erst in Auftrag.

Das Dumme ist: Eine Prognose, wann die Zinswende kommt, gleicht derzeit einem Blick in die Glaskugel. Klar ist nur, dass die Unsicherheit weiterhin groß bleibt. Die Folge kann man auch ganz ohne Glaskugel erahnen: In Wohnungen, die nie gebaut werden, kann auch niemand einziehen.

Finanzierung eines Eigenheims nicht erschwinglich

Dass die Immobilienpreise zuletzt sanken, dürfte den meisten Menschen nur wenig helfen. Erstens kommt der Rückgang nach Jahren des Booms, weswegen die Preise immer noch vergleichsweise hoch sind. Und zweitens wird die Finanzierung eines Eigenheims angesichts der sinkenden Kaufkraft für immer mehr Menschen unerschwinglich. Das führt wiederum zum nächsten Problem, das den Mietmarkt mit voller Wucht trifft: Dort trifft eine hohe Nachfrage auf ein geringes Angebot und die Preise schießen nach oben.

Bauministerin Klara Geywitz kennt all diese Probleme. Aber sie hat kein Patentrezept, das alle diese Probleme auf einmal lösen könnte. Vermutlich, weil es keines gibt: Wohnraum muss bezahlbar sein, die Konjunktur angekurbelt werden, mehr Wohnungen entstehen, und der Klimaschutz dabei bitte nicht auf der Strecke bleiben. Und Länder und Kommunen haben auch noch ein Wörtchen mitzureden.

Es ist eine fast unlösbare Aufgabe, und Geywitz kann nur an kleineren Stellschrauben drehen. Das tut die Ministerin nach Kräften. Sie hat beispielsweise Fördertöpfe für den Neubau wieder aufgefüllt hat oder sich auf lockere Klimastandards eingelassen und weiß doch gleichzeitig, dass das niemals reichen wird.

Geywitz kann das Problem nicht alleine lösen. Was es jetzt braucht, ist eine gemeinsame Kraftanstrengung von Bund, Länder, Kommunen – und Parteien. Ein erster Schritt wäre es, endlich die Versprechen des Koalitionsvertrags umzusetzen, was das Mietrecht angeht. Es ist nicht vermittelbar, dass immer mehr Vorhaben am Knatsch zwischen Koalitionspartnern scheitern – zumal bei einer solchen sensiblen Frage wie dem Wohnraum. Das gilt dann auch für andere Vorhaben wie das Wachstumschancengesetz. Allen Beteiligten muss klar sein, dass es hierbei um die Frage geht, wie die Baukonjunktur wieder angekurbelt werden kann – in dem Fall durch Steueranreize – und dadurch mehr Wohnraum entsteht. Und auch die Länder selbst könnten für etwas Bewegung sorgen, wenn sie an die Grunderwerbsteuer gingen, die das Wohnen ebenfalls verteuert.

Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe, für genügend Wohnraum zu sorgen. Angesichts der wachsenden Verunsicherung und Wut im Land ist das mehr als eine Floskel. (RND)

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