Zwölf Monate – Ein kritischer Gedichtzyklus

Januar

Am Anfang ist so’n neues Jahr

ein weißes Blatt Papier.

Am Ende wird’s, wie’s immer war:

ein grässliches Geschmier.

Februar

Der Süden feiert Karneval.

Der Norden hält sich fern.

Er feiert lieber nonverbal.

Ich hab‘ den Norden gern.

März

Narzissen und Ranunkeln

die wachsen nicht im Dunkeln.

Sie blüh’n erst in der Frühlingssonne –

dann komm‘ sie in die Biotonne.

April

April, April macht, was er will.

Mir doch egal.

Ich bleib‘ normal

und kippe Kohle in den Grill.

Danke für nichts, 2023

So toll wird 2024 (Teil 1)

Von

Imre Grimm

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Mai

Der Herr Mai ist ein Trottel.

Es gießt aus allen Rohr’n.

Drum ist schon mancher Zottel

im Frühlingswind erfror’n.

Juni

Aus überdehnten Hosenbünden

quillt nackte Haut ans Licht.

Ach, tragt doch (aus Ästhetik-Gründen)

was euch nicht passt halt nicht.

Juli

Mich brennt’s in meinen Reiseschuh’n

fort in die Welt zu stieben.

Doch erstmal muss ich Buße tu’n

im Stau auf der A7.

Liebes Jahr …

Die Zuversicht nicht aufgeben – ein Abschiedsbrief an 2023

Von

Imre Grimm

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August

Im Sommer pennt der Weihnachtsmann

an einem Strand auf Malle.

Denn wenn er einen heben kann

Dann könn’n wir ihn mal alle.

September

Das Jahr geht bald zu Ende.

Zwei Drittel sind schon rum.

Ich fühl‘ mich – das spricht Bände – ein bisschen müd‘ und krumm.

Lang lese das Wochenende!

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Oktober

Seltsam, dass man so viel netter

ist, wenn man bei schönem Wetter

sich begegnet

als wenn’s regnet.

November

Der Winter rückt uns auf den Pelz

im scheußlichen November.

Er ist ganz sicher – Gott vergelt‘s –

der Tiefpunkt im Kalender.

Dezember

Ganz leis‘ die Flocken niedersinken.

Ich bin komplett erschlafft.

Was hilft? Sich tapfer zu betrinken.

Und noch ein Jahr geschafft!

Guten Rutsch!

Dieser Text gehört zur Wochenend-Edition auf ksta.de. Entdecken Sie weitere spannende Artikel auf www.ksta.de/wochenende.