Kriminelle MusikerFestnahme wegen Blumendiebstahls

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Illustration: Hammer bei einem US-Gericht

Streit ist normal im Musikgeschäft.

Musiker neigen als notorische Nonkonformisten dazu, mit den Regeln des Gemeinwesens in Konflikt zu geraten. Einige Beispiele.

Wenn ich mal wieder Pech habe, denke ich einfach daran, was dem Musiker Merle Haggard 1957 passiert ist, und schon geht’s mir wieder besser: Haggard war während eines Einbruchsversuchs in eine Kneipe in Bakersfield so betrunken, dass er nicht bemerkte, dass der Laden noch geöffnet hatte. Während er also an der Hintertür herumfuhrwerkte, stand vorn an der Theke die Kundschaft und trank.

Haggard ist dann wegen diverser anderer Vorstrafen zu 15 Jahren Zuchthaus in St. Quentin verknackt worden. Dort sah er einen der legendären Auftritte von Johnny Cash. Dessen kriminelle Karriere wiederum umfasst eine Festnahme wegen Blumendiebstahls. Ich mag den Gedanken, dass ausgerechnet der „Man in Black“ wegen Blümchenklauens eine Nacht im Gefängnis saß.

Nur mit Rasierschaum bekleidet

Musiker neigen als notorische Nonkonformisten ohnehin dazu, mit den Regeln des Gemeinwesens in Konflikt zu geraten. Barry White wurde einst verhaftet, weil er – und jetzt kommt’s – Autoreifen im Wert von 40.000 Dollar gestohlen hatte. Entweder wollte er sie verkaufen, oder er plante die längste Stretchlimousine der Welt. Max Collins, Frontmann der Band Eve 6, fragte einst nackt an einer Hotelrezeption nach Rasierschaum und fuhr dann, nur mit Rasierschaum an strategisch günstiger Stelle bekleidet, zum Spaß Fahrstuhl.

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Lana Del Rey hatte mal Ärger mit Radiohead, weil ihr Song „Get Free“ verdächtig nach deren Hit „Creep“ klangt. Ironischerweise hatten Radiohead ihrerseits wegen „Creep“ Stress mit den Hollies, weil das Lied klang wie deren „The Air That I Breathe“. Ich bin überzeugt, dass sämtliche 17,6 Milliarden bisher verfasste Pophits auf einen einzigen Song zurückgehen, den Walter von der Vogelweide um 1220 komponiert hat.

Es gibt nun mal nur zwölf Töne im westlichen Dur-Moll-System. Außer natürlich, wenn ein Freund von mir zu singen anhebt, der exakte Tonhöhen nur als Serviervorschlag ansieht. Dadurch eröffnet sich ihm ein Kosmos an musikalischen Zwischenlösungen, die freilich allesamt die Hörgewohnheiten herausfordern.

Streit ist normal im Musikgeschäft. Gitarrist Dave Mustaine zum Beispiel wurde mal aus seiner Band geworfen. Um sich zu rächen, gründete er eine neue Band: Megadeth. Er wollte unbedingt erfolgreicher sein als seine Ex-Kapelle. Mit Megadeth hat er 25 Millionen Platten verkauft und es trotzdem nicht geschafft, denn seine vorige Band hieß dummerweise Metallica.

Das war so ähnlich wie bei Pete Best, dem Ex-Trommler der Beatles, der nach seinem Rauswurf ein Album namens „Best of the Beatles“ veröffentlicht hat. Das verkaufte sich aber leider nicht 25 Millionen Mal, sondern nur ungefähr achtmal. Ex-Beatle Paul McCartney wiederum saß 1980 in Japan zehn Tage wegen Drogenbesitzes im Gefängnis. Ob es nach dem gerade veröffentlichten „letzten“ Beatles-Song „Now and Then“ zu einer Anklage wegen Grabräuberei kommen wird, ist noch offen. Sicher ist hingegen, dass die Erben von Walter von der Vogelweide wegen Copyrightverstößen klagen werden. Schönes Wochenende!


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