RezeptWarum Ludwig II. von Bayern den gedeckten Apfelkuchen so liebte

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Illustration: Apfelkuchen

Der gedeckte Apfelkuchen wurde nicht in Bayern erfunden, sondern wohl in England.

Auch Schmerzen und Zahnverlust hielten Ludwig II. nicht davon ab, Süßigkeiten in rauen Mengen in sich hineinzustopfen. Apfelkuchen spielte eine große Rolle in der Ernährung – feste Essenszeiten eher nicht,

Der König hatte einen süßen Zahn. Ludwig II. von Bayern (1845–1886) liebte Naschereien und soll besonders gedecktem Apfelkuchen verfallen gewesen sein. Was ihm nicht allzu gut bekam: Der zu seiner Zeit als schönster Monarch auf Erden geltende bayerische Regent hatte Pech mit seinen Zähnen.

Bereits als 25-Jähriger kämpfte er 1870 mit Karies und Parodontose. Der spätere Deutsche Kaiser Friedrich III. schrieb damals als Kronprinz nach einem Besuch in München in sein Tagebuch: „Ich finde ihn auffallend verändert; seine Schönheit hat sehr abgenommen, er hat die Vorderzähne verloren (...).“

Doch auch Schmerzen und Zahnverlust hielten Ludwig II. nicht davon ab, Süßigkeiten in rauen Mengen in sich hineinzustopfen: So notierte ein Arzt 1884, dass sich der König nach einer Zahnbehandlung ein Tablett „mit weichen Biskuits, Rahmschneetörtchen, Pralinés und einem Fläschchen süßen Likörs“ reichen ließ.

Gegen Mundgeruch hielt er sich parfümierte Tücher vor den Mund. Ganz wie der von ihm verehrte Ludwig XIV. von Frankreich: Der Sonnenkönig, der zeitlebens süchtig nach Süßem war, bekam 1685 von seinem Leibarzt in einer Radikal-OP sämtliche Zähne gezogen.

Gezwungenermaßen entwickelte Ludwig II. wegen seiner schlechten Zähne eine Vorliebe für besonders weiche Speisen wie Suppen, sehr lange gegartes Fleisch, fluffige Kuchen. An normale Essenszeiten hielt sich der Monarch nicht: Zu Mittag speiste er auch mal um 6 Uhr morgens. Die Öfen waren rund um die Uhr im Einsatz, denn wenn der „Kini“, wie er bis heute im bayerischen Volksmund heißt, Hunger bekam, musste schnellstens etwas auf den Tisch. Zum Beispiel sein Lieblingsgebäck: gedeckter Apfelkuchen. Der wurde jedoch nicht in Bayern erfunden, sondern wohl in England. Zumindest deuten erste Rezepte aus dem 14. Jahrhundert darauf hin.

Das Rezept

Für den Mürbeteig eines majestätischen Apfelkuchens, wie er Ludwig geschmeckt hätte, 700 Gramm Mehl, jeweils ein Päckchen Backpulver und Vanillezucker, ein halbes Pfund Butter, drei Eier und 150 Gramm Zucker mit dem Handrührgerät vermischen. Anschließend die Masse mit den Händen gut durchkneten und eine halbe Stunde im Kühlschrank ruhen lassen.

In der Zwischenzeit zwei Kilo säuerliche Äpfel schälen und in Stücke schneiden. Zusammen mit 600 Millilitern Wasser, einer Zimtstange, 200 Gramm Zucker und dem Saft einer Zitrone zu Kompott aufkochen. Einen Schuss Rum zugeben. Wenn das Obst weich ist, die Flüssigkeit abgießen und auffangen, einen kleinen Rest im Topf lassen, damit es nicht zu trocken wird. Eine Schöpfkelle Saft in eine Schüssel geben und ein Päckchen Vanille-Puddingpulver einrühren.

Zum Apfelkompott geben und aufkochen. Nun den Mürbeteig aus dem Kühlschrank nehmen und zwei Drittel davon ausrollen. Den Backofen auf 180 Grad vorheizen. Eine runde Backform einfetten und damit den Teig ausstechen. Den Teig auf dem Boden festdrücken und aus dem Rest den Rand formen. Mit einer Gabel einstechen und ungefähr 15 Minuten vorbacken.

Das restliche Drittel Teig ausrollen und zum Deckel ausstechen. Apfelkompott auf den vorgebackenen Boden geben und den Deckel darauflegen. Und wieder mit der Gabel anstechen. Nun kommt die Form für 30 bis 45 Minuten in den Ofen, bis der Kuchen schön goldbraun ist. Nach dem Herausnehmen mit etwas Puderzucker bestäuben.


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