Meditation hilft uns, der Gedanken gewahr zu werden, ohne gleich in sie einzusteigen, sagt unser Gastautor. Das eröffne Chancen.
Über MeditationWie man der Gedankenflut Herr wird

Meditieren man helfen, die Konzentrationsfähigkeit zu erhöhen
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Sie brauchen eine Pause, wollen durchatmen, dem Dauerstress entfliehen? Nehmen Sie sich in der Hektik zum Jahresende doch mal Zeit zum Meditieren – oder zumindest für diesen Text: Ein Wanderer ging durch einen Wald und sah einem Arbeiter dabei zu, wie er Baumstämme in Stücke zersägte.
Er hatte eine alte Handsäge und man sah ihm an, wie er sich anstrengen musste, der Schweiß floss in Strömen. Dem Wanderer fiel auf, dass das Sägeblatt völlig stumpf war. Als er den Arbeiter darauf ansprach, warum er es nicht schärfen würde, antwortete dieser: „Guter Mann, schauen Sie mal den großen Haufen mit Baumstämmen an, die muss ich alle bis morgen in kleine Stücke zersägen. Glauben Sie, ich hätte da noch Zeit, das Sägeblatt zu schärfen?“
Angenehme Gefühle ergeben sich durch erfüllte Bedürfnisse.
Das Schärfen der Säge kostet zwar Zeit, bringt aber längerfristig einen Gewinn. So ist es auch mit der Meditation. Sie führt zu erhöhter Konzentrationsfähigkeit. Wir erleben mehr Leichtigkeit im Tun und achten mehr auf uns und andere. Wir bemerken eher unsere Grenzen, können inneren Abstand zu unserem Handeln gewinnen und uns fragen: „Was mache ich hier eigentlich?“ Steht mein Tun im Kontext meiner Werte? Meditation hilft uns auch, zu erkennen, dass Gedanken nur Gedanken sind.
Wenn mir zum Beispiel der Gedanke in den Sinn kommt, den Keller aufräumen zu müssen, dann kann ich den inneren Befehl auch ignorieren. Der französische Psychiater und Therapeut Christoph André schrieb, Meditation helfe uns, die Natur des Denkens zu verstehen. Eigentlich denken wir nicht, sondern unser Geist produziert Gedanken. Durchs Meditieren können wir uns bewusst werden, dass unser Gehirn mit einem Wasserhahn vergleichbar ist, der ständig aufgedreht ist und aus dem angenehme und unangenehme Gedanken strömen. Meditation hilft uns, der Gedanken gewahr zu werden, ohne gleich in sie einzusteigen. Stattdessen kann ich mich fragen: „Tut mir der Gedanke gut oder nicht?“
Der Autor ist zu erreichen unter www.achtsamkeit-und-co.de.
Das ist eine Form von Achtsamkeit. Sie hilft, sich Überzeugungen bewusst zu werden, Glaubenssätze zu hinterfragen und unterstützt die Erkenntnis, dass andere Menschen keine Schuld an meinen unangenehmen Gefühlen haben. Sie mögen Auslöser sein, aber nicht der Grund für meinen Unmut. Ich erkenne, dass der wahre Grund meine Bedürfnisse sind. Angenehme Gefühle ergeben sich durch erfüllte Bedürfnisse, unangenehme Gefühle resultieren aus unerfüllten Bedürfnissen.
Achtsamkeit hilft, sich bewusst zu werden, dass jeder Mensch das tut, von dem er glaubt, dass es seine Lebensqualität bestmöglich entwickelt. Wenn jeder wüsste, wie es besser ginge, würde er zweifelsfrei das Bessere tun. Diese Einstellung erhöht unsere Toleranz und Friedfertigkeit.
Dieser Text gehört zur Wochenend-Edition auf ksta.de. Entdecken Sie weitere spannende Artikel auf www.ksta.de/wochenende.