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Telemedizin, KI und CoÄrzte fordern Unterstützung auf dem Weg zur digitalen Praxis

Lesezeit 2 Minuten
Auch im Bereich der Patientenbetreuung gibt es bereits zahlreiche digitale Anwendungen, die Ärzte nutzen können. (Symbolbild)

Auch im Bereich der Patientenbetreuung gibt es bereits zahlreiche digitale Anwendungen, die Ärzte nutzen können. (Symbolbild)

In Zeiten übervoller Wartezimmer und Bürokratie-geplagter Arztpraxen, kann die Digitalisierung ein wichtiger Hebel zur Entlastung sein. Doch die Umrüstung ist mitunter mühsam - und kostspielig.

Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) sieht einen milliardenschweren Investitionsbedarf, um Arztpraxen digitaler zu machen. Zwar gebe es einige bestens aufgestellte Vorreiter, der Digitalisierungsgrad der niedergelassenen Ärzte in der Region sei aber insgesamt eher mittelmäßig einzuschätzen, sagte Anke Richter-Scheer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVWL. 

So wie die Krankenhäuser für ihre digitale Transformation mit mehr als 4 Milliarden Euro unterstützt worden seien, müsse der Bund ein Investitionsförderprogramm in ähnlicher Höhe für die Digitalisierung der deutschen Arztpraxen auflegen, so die Forderung der Interessenvertretung der 16.000 niedergelassenen Ärzte in Westfalen-Lippe. 

Wie gut sind die Arztpraxen in der Region ausgestattet?

95 Prozent aller Praxen verfügten zwar über eine grundlegende digitale Infrastruktur, es gebe aber auch noch Kollegen, die ihre Praxis überwiegend papierbasiert organisierten, erläuterte Richter-Scheer. Dabei sei eine zukunftsgerechte Ausstattung mit durchdachten digitalen Tools und Hardware essenziell, um Prozesse zu vereinfachen und die knapper werden Ressourcen in der Ärzteschaft aber auch beim nichtärztlichen Personal spürbar zu entlasten. 

„Die Kosten für die Digitalisierung dürfen auf keinen Fall allein an den Praxen hängen bleiben“, so Richter-Scheer. Vielmehr brauche es starke Anreize, die Digitalisierung voranzutreiben. Beispielsweise könne der Austausch einer veralteten Software bis zu 5.000 Euro kosten. Selbst digital bereits fortschrittlichen Praxen stehe mit neuen KI-Tools der nächste Entwicklungsschritt meist bevor. 

Hoffnung: Digitale Angebote sollen ärztlichen Notdienst entlasten

Auch bei der Organisation und Patientensteuerung außerhalb der Öffnungszeiten sieht die KVWL sinnvolle digitale Anwendungsmöglichkeiten: Schon jetzt helfen Online-Anwendungen Patienten, die den ärztlichen Bereitschaftsdienst nutzen wollen, bei einer Ersteinschätzung ihrer Beschwerden, schilderte KVWL-Vorsitzender Dirk Spelmeyer. Videosprechstunden gerade für Kinder würden von Familien ebenfalls gut angenommen. Es brauche ein Umdenken in der Bevölkerung: Weg vom sofortigen Aufsuchen der Notfallambulanzen und Bereitschaftsärzte, hin zur Nutzung digitaler Tools, so Spelmeyer. 

Ebenfalls die Digitalisierung in der Fläche vorantreiben soll die Fortbildung des nichtärztlichen Praxispersonals. In mehrmonatigen Schulungen, die die KVWL anbietet, können Arzthelferinnen sich zur sogenannten „Digi-Managerin“ weiterbilden lassen. Sie sollen so digitales Wissen in die Praxis tragen und verankern. Die Nachfrage nach den bisher angebotenen Kursen sei größer als die Anzahl der zuletzt jeweils 30 Plätze pro Jahrgang, so die KVWL. (dpa)