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LandgerichtAnklage: 35-Jähriger wollte mit Brand Verlegung erzwingen

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Als mutmaßlicher Brandstifter in einer Flüchtlingsunterkunft in der Eifel steht ein 35 Jahre alter Mann in Aachen vor Gericht.

Als mutmaßlicher Brandstifter in einer Flüchtlingsunterkunft in der Eifel steht ein 35 Jahre alter Mann in Aachen vor Gericht.

Eine Flüchtlingsunterkunft brennt bis auf das Fundament ab. Mehrere Bewohner werden verletzt. Ein Zeuge sagt, der Angeklagte habe nur Probleme gemacht. Dieser bestreitet die Brandstiftung.

Im Prozess wegen versuchten Mordes nach einem Feuer in einer Flüchtlingsunterkunft in der Eifel hat der angeklagte Ex-Bewohner die Vorwürfe beim Prozessauftakt bestritten. In einer Erklärung vor dem Landgericht Aachen beschuldigte der 35-Jährige vielmehr zwei andere Bewohner, den Brand mit mehreren Verletzten gelegt zu haben. 

Der Angeklagte soll das Feuer am 23. November 2024 in Schleiden (Kreis Euskirchen) gelegt haben, um seine Verlegung aus der einsam gelegenen und an dem Tag verschneiten Unterbringungseinrichtung zurück nach Bonn zu erzwingen. Von dort war er laut Anklage wegen „untragbaren Verhaltens“ in die Unterkunft mit etwa 380 Menschen verlegt worden. Im Fall einer Verurteilung droht dem Mann eine lebenslange Haftstrafe.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 35-Jährigen zehnfachen versuchten Mord sowie Brandstiftung vor. Laut Anklage soll dem Angeklagten bewusst gewesen sein, dass sich außer ihm zehn weitere Menschen in dem Gebäude aufhielten. Zeugen gibt es nicht. Mitbewohner der Unterkunft sagten, dass der Mann mehrfach gedroht habe, er werde das Camp anzünden, wenn er nicht verlegt werde.

Angeklagter nimmt regelmäßig Kokain

In dem Prozess vor der 1. Schwurgerichtskammer geht es auch um seine Schuldfähigkeit. Er soll seit langem an einer psychiatrischen Erkrankung leiden und von Drogen abhängig sein. Dem Gericht sagte der 35-Jährige, er konsumiere regelmäßig Cannabis und Kokain. Ohne Betäubungsmittel höre er Stimmen.

Der Algerier erschien vor Gericht in einem schwarzen Jogginganzug und verfolgte den Prozess mit Hilfe eines Dolmetschers. Er war im Dezember 2015 erstmals in die Bundesrepublik gekommen, hatte laut Gericht zwischendurch in Frankreich gelebt und dort wegen Drogendelikten 34 Monate im Gefängnis gesessen. 2024 soll er wieder nach Deutschland gekommen sein. Er ist wegen mehrerer krimineller Verdachtsfälle bekannt und wegen Diebstahls zu Geldstrafen verurteilt worden.

Durch das Feuer war ein Bungalow in der Unterkunft abgebrannt. Mehrere Bewohner wurden durch Rauch leicht verletzt und kamen ins Krankenhaus. „Ich habe alles verloren. Dokumente, Handy, Brille - alles weg“, berichtete ein Mitbewohner. 

Angeklagter beschuldigt Mitbewohner

In seiner Erklärung beschuldigte der Angeklagte zwei Mitbewohner, das Feuer gelegt zu haben. Sie hätten ihm gesagt, dass sie die Unterkunft abbrennen wollten. Er sei dann in sein Zimmer gegangen und in einen tiefen Schlaf gefallen, erklärte der 35-Jährige über seine Anwältin. Dass er nicht die Sicherheitskräfte eingeschaltet habe, begründete er mit Sprachproblemen. 

Ein Polizeibeamter berichtete, Bewohner hätten gesagt, der Mann habe nach seiner Verlegung „von Anfang an Probleme gemacht“. Ein Zeuge habe gesagt, der Ex-Bewohner trage immer eine Rasierklinge mit sich. „Der Zeuge hatte Pfefferspray dabei, aus Angst vor dem Mann“, berichtet der Beamte. Der Zeuge habe das Spray bei der Vernehmung dabeigehabt und gezeigt. 

Für den Prozess sind noch zwei Verhandlungstage angesetzt. (dpa)