Mit Ideal gründete Annette Humpe einst eine der legendärsten Neue-Deutsche-Welle-Bands. In einem Interview erzählt sie, dass in Berlin seit jeher zu viel gequatscht werde.
LeuteAnnette Humpe: Berlin macht sich gern wichtig

Die Musikerin Annette Humpe im Jahr 2018.
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Die legendäre „Berlin“-Sängerin Annette Humpe hat mit der deutschen Hauptstadt auch schon gehadert. „Ich habe eine lebenslange Liebesbeziehung zu dieser Stadt, und wie das in der Liebe so ist, ging mir Berlin dann irgendwann auch mal schwer auf den Keks“, sagt die Songschreiberin, Sängerin und Produzentin von Projekten wie Ideal („Blaue Augen“, „Ich steh' auf Berlin“) und Ich + Ich („Vom selben Stern“) im „Zeit Online“-Interview.
Die 74-Jährige führt aus: „Überall, wo man hinkam, saßen immer die gleichen Leute und sagten: „Ich schreibe gerade ein Drehbuch, ich habe eine Band gegründet, ich will demnächst starten.“ Und dann hast du die zwei Jahre später wieder getroffen, und sie haben immer noch das Gleiche erzählt. Berlin macht sich gern wichtig und quatscht viel, wenn der Tag lang ist.“
Doch wenn sie woanders hingehe, bekomme sie Liebeskummer, sagt Humpe weiter. „Das Planlose an dieser Stadt macht gleichzeitig den Reiz aus.“ Humpe wurde wie ihre 69 Jahre alte Schwester Inga Humpe (2raumwohnung) im westfälischen Hagen geboren.
Zum Song „Berlin“ von 1980 sagt Annette Humpe 45 Jahre später: „Man würde sich heute vielleicht wundern, dass in dem Song keine Straßen im Ostteil der Stadt vorkommen, aber alles andere stimmt immer noch. Ich fand Berlin damals überhaupt nicht trostlos, ganz im Gegenteil.“
Für sie sei die Stadt eine Offenbarung gewesen, „besser als New York“. „Auch die Mauer fand ich mega. Sie hat mich vor Westdeutschland beschützt, vor der Spießigkeit.“ Sie habe sich „damals politisch mit dem Osten identifiziert und war durchaus auch ein bisschen Kommunistin“. Sie sei „auch mal drüben“ gewesen - „aber nicht so, dass ich dort hätte leben wollen, auf keinen Fall“. (dpa)