Einem Straftäter gelingt in Bielefeld die Flucht aus dem Gefängnis. Dabei war er gerade auf dem Weg in eine JVA mit höherem Sicherheitsstandard.
GefängnisHäftling klettert über fast drei Meter hohe Zäune

Zahlreiche Einsatzkräfte suchen in Bielefeld nach dem geflohenen 39-Jährigen.
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Der aus einem Gefängnis in Bielefeld geflüchtete Häftling ist vor den Augen von fünf Bewachern über mehrere fast drei Meter hohe Absperrungen geklettert. Der Mann habe am Morgen in ein anderes, stärker gesichertes Gefängnis verlegt werden sollen, sagte der stellvertretende Leiter des Gefängnisses, Jens Seidler.
Auf den wenigen Metern zum Gefangenen-Transporter habe er einen Beamten weggeschubst und sei über den ersten 2,83 Meter hohen Zaun geklettert. Anschließend habe er auch eine zweite, ebenso hohe Absperrung überwunden. Als die Justiz-Beamten die Tore geöffnet hatten und draußen angekommen seien, sei von dem 39-Jährigen nichts mehr zu sehen gewesen.
Strafe wegen Verkehrsdelikten
Der Mann habe eine rund zweijährige Strafe wegen zwei Delikten im Straßenverkehr absitzen sollen. In einem Fall sei er wegen falschen Überholens verurteilt worden, in einem anderen Fall wegen fahrlässiger Körperverletzung im Straßenverkehr mit Trunkenheit.
Eigentlich hätte er seine Haftstrafe vor wenigen Wochen antreten sollen - er sei aber nicht im Gefängnis erschienen. Stattdessen habe er bei Tiktok ein Video veröffentlicht, auf dem er Polizisten bedroht habe und dabei auch eine Waffe gezeigt habe, sagte Seidler. Er sei daraufhin am 5. Juni von Spezialkräften in Essen festgenommen worden.
Keine Eignung für offenen Vollzug
Im Gefängnis Bielefeld-Senne habe routinemäßig überprüft werden sollen, ob der 39-Jährige für den offenen Vollzug infrage komme. Wegen des Tiktok-Videos habe man sich aber dagegen entschieden. „Wer die Polizei mit Gewalt bedroht, kann keine Eignung für den offenen Vollzug haben“, sagte Seidler.

Rund um die JVA war die Polizei mit starken Kräften präsent.
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Am Dienstagmorgen habe der 39-Jährige deshalb in eine stärker gesicherte Justizvollzugsanstalt (JVA) nach Geldern verlegt werden sollen. Auf den wenigen Metern zum Bus habe der Mann dann aber die Flucht ergriffen. Gefesselt sei er nicht gewesen - das sei innerhalb eines Gefängnisses nicht üblich.
Es gebe Anhaltspunkte, dass der Straftäter Kontakt zur Rockergruppe Hells Angels gehabt habe - er selbst habe aber immer bestritten, dort Mitglied gewesen zu sein. Die JVA prüft nach eigenen Angaben nun eine Verschärfung ihrer Sicherheitsmaßnahmen.
Autofahrer sollen keine Anhalter mitnehmen
Die Polizei fahndet weiter mit starken Kräften nach dem 1,86 Meter großen Mann mit Glatze und Vollbart. Autofahrer wurden aufgerufen, keine Anhalter mitzunehmen. (dpa)