Müll, Ratten, zerbrochene Fenster: Schrottimmobilien sorgen im Ruhrgebiet für Probleme - gerade seit kriminelle Clans in dem Bereich mitmischen. Die Landesregierung will das stärker bekämpfen.
Viele RechtsverstößeNRW will stärker gegen Schrottimmobilien vorgehen

Ungesicherte Treppenaufgänge, Schimmelbefall, Ratten: Eine von der Stadt Gelsenkirchen erworbene Schrottimmobilie.
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Die nordrhein-westfälische Landesregierung will stärker gegen die Geschäftsmodelle krimineller Clans mit Schrottimmobilien im Ruhrgebiet vorgehen. Dazu ist das NRW-Bauministerium der Sicherheitskooperation Ruhr zur Bekämpfung der Clankriminalität, kurz SiKo Ruhr, beigetreten.
„Wer Menschen ausnutzt – sei es durch schlechte Bezahlung, Schwarzarbeit oder unzumutbare Wohnverhältnisse – handelt nicht nur illegal, sondern zerstört auch das soziale Gefüge unserer Kommunen“, sagte Staatssekretär Daniel Sieveke (CDU).
Die im Jahre 2020 gegründete SiKo Ruhr ist ein Zusammenschluss von 36 Kommunen im Ruhrgebiet mit Sicherheitsbehörden, um gegen Kriminalität durch familiengetragene Clanstrukturen vorzugehen.
Horrende Mieten und Sozialbetrug
Die Behörden beobachten seit einiger Zeit, dass kriminelle Clans Schrottimmobilien erwerben und zu teils horrenden Preisen an wehrlose Menschen weitervermieten - häufig kombiniert mit Sozialbetrug. „Das, womit man Geld verdienen kann, wird gemacht“, sagte der Leiter der SiKo Ruhr, Joachim Eschemann.

Seit einiger Zeit versuchen auch kriminelle Clans zunehmend, Geld mit Schrottimmobilien zu verdienen.
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Schrottimmobilien sorgen in fast allen Ruhrgebietsstädten für massive Probleme. Die Liste von Rechtsverstößen in den Gebäuden sei lang, betonte Sieveke: „Unzureichend gesicherte Treppenaufgänge, massive Feuchtigkeitsschäden, Schimmelbefall, Ratten- und Schädlingsbefall, zu Unrecht bezogene Sozialleistungen wie Bürger- und Kindergeld.“ Teilweise werden ganze Stadtviertel in Mitleidenschaft gezogen.
Gelsenkirchen ergreift Maßnahmen gegen 3.000 Schrott-Wohnungen
Viele Städte versuchen deshalb, solche Gebäude abzureißen - doch juristisch ist das oft nicht leicht möglich. In Gelsenkirchen hat die Stadt zuletzt mit Unterstützung vom Land mehrere bekannte Problemimmobilien gekauft. Insgesamt 3.000 Wohnungen will die Stadt auf diesem Weg entweder modernisieren oder nach dem Abriss alter Gebäude neu bauen.
Beim Abriss von Schrottimmobilien gehe es auch darum, „illegale Strukturen zu zerschlagen und geltendes Recht durchsetzen“, sagte Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge (SPD). Das Land hat dafür noch einmal Fördermittel von 15 Millionen Euro zugesagt. (dpa)