Ein Umweltaktivist soll einen Vortrag zur Nachhaltigkeit halten. Dann eskaliert die Situation: In Wuppertal kommen Zweifel auf, ob ein Familien-Event für Zoo-Kritik instrumentalisiert werden soll.
TierschutzProtest gegen Zoos - Konflikt mit Influencer

Zoo-Besuche sind bei vielen Menschen beliebt - Tierschützer machen jedoch artenschutzrechtliche Bedenken geltend. (Symbolbild)
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Rund 2.000 Tierschützer haben vor dem Wuppertaler Hauptbahnhof gegen Tierhaltung in Zoos, Delphinarien und anderen Freizeiteinrichtungen demonstriert. Auf Transparenten wandten sie sich gegen die aus ihrer Sicht nicht artgerechte Haltung in Zoos. Nach Angaben der Wuppertaler Polizei verlief die Kundgebung friedlich.
Vor Ort war auch der Umweltschützer und Influencer Robert Marc Lehmann dabei, der die Teilnehmer aufrief, ihre Stimme „für die Tiere in Freiheit - gegen die Zoos“ zu erheben. Der Meeresbiologe liegt derzeit im Clinch mit der Stadt Wuppertal.
Die hatte ihn anlässlich des Jubiläums der historischen Stadthalle ursprünglich für einen Experten-Vortrag zum Thema „Nachhaltig unser Morgen gestalten“ gebucht. Am vergangenen Dienstag hatte die Stadt dann mitgeteilt: „In der weiteren Abstimmung zu Rahmen und Inhalt des Vortrages waren auf Seite der Stadthalle Zweifel daran aufgekommen, ob eine vom Wissenschaftler angekündigte Zoo-Kritik für das geplante Familien-Event unter dem Thema Nachhaltigkeit passend sei.“ Daraufhin habe Lehmann den Vertrag umgehend gekündigt.
Der Umweltaktivist widersprach der Darstellung. Tatsächlich habe er keinen Vertrag gekündigt, allerdings mitgeteilt, dass er seinen Vortrag nicht halten werde, wenn ihm grundsätzlich verboten werde, über Zoos zu sprechen, erklärte er in einem Youtube-Video. Allein auf dieser Plattform hat der in sozialen Medien äußerst reichweitenstarke Influencer fast eine Million Follower.
Zoos wären nur ein kleiner Teil seines Vortrages gewesen, bei dem die „Mission Erde“ im Mittelpunkt gestanden hätte, sagte Lehmann. „Bei einem Familien-Event mache ich ja keinen Zoo-kritischen Vortrag. Darum geht es überhaupt nicht.“
Die von der Stadthalle geltend gemachten Zweifel seien durch „zwei Pro-Zoo-Leute“ geschürt worden in der Absicht, ihn zu diffamieren. „Ich habe keine Zoo-Kritik angekündigt, noch wollte ich da ein Familien-Event mit einem Zoo-kritischen Vortrag bombardieren“, bekräftigte der 42-Jährige.
Die Stadt bedauerte in ihrer Mitteilung „eine nun auch öffentlich nicht immer sachgerecht diskutierte Eskalation“. Im Netz hatte es zahlreiche Reaktionen auf die Auseinandersetzung gegeben.
Die Stadt bot dem Umweltschützer an, den Dialog weiterführen „und gemeinsam ein Format für eine öffentliche Diskussion zur Tierhaltung in Zoos und ihre Bedeutung für den Artenschutz zu definieren“. Lehmann äußerte sich irritiert: „Bisher hat mich keiner angerufen oder sich gemeldet“. (dpa)