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Hilfe aus Nordrhein-WestfalenProthesen, Medizin und Rettungsfahrzeuge für die Ukraine

Lesezeit 3 Minuten
Die millionenschwere anhaltende Hilfe aus Nordrhein-Westfalen macht für die Ukraine einen Unterschied. (Symbolbild)

Die millionenschwere anhaltende Hilfe aus Nordrhein-Westfalen macht für die Ukraine einen Unterschied. (Symbolbild)

Deutschland und auch NRW investieren viel Geld in die Unterstützung der Ukraine. NRW-Europaminister Liminski hat sich vor Ort ein Bild gemacht, was damit erreicht wird und woran es vor allem fehlt.

Seit Beginn des russischen Krieges im Februar 2022 hat das Land Nordrhein-Westfalen die angegriffene Ukraine mit rund zehn Millionen Euro an eigenen Haushaltsmitteln unterstützt. Allein im laufenden Jahr seien bereits über 800.000 Euro vorgesehen, bilanzierte NRW-Europaminister Nathanael Liminski in Düsseldorf. 

Die Hilfe sei kein Tropfen auf den heißen Stein. „Wir machen einen Unterschied.“ Einen fixen Haushaltsansatz gebe es für die bedarfsorientierten Zuschüsse nicht, erläuterte der CDU-Politiker.

Nach einem dreitägigen Besuch in der Ukraine und Gesprächen mit zahlreichen Regierungs- und Oppositionspolitikern sei er am vergangenen Wochenende - trotz vieler bedrückender Eindrücke in Kliniken und zerstörten Städten - mit größerer Zuversicht heimgekehrt, berichtete Liminski. Der Mut und die Geschlossenheit der Bevölkerung seien auch im vierten Kriegsjahr beeindruckend und ihr Wunsch nach Freiheit ein Auftrag an Deutschland und an ganz Europa.

Markerschütternder Daueralarm in Front-Nähe

In Pawlohrad, wo er Hilfsprojekte aus NRW besucht habe, sei er nur 90 Kilometer von der Front entfernt gewesen. „Da haben sie quasi dauerhaften Alarm - nicht nur nachts, sondern auch tagsüber“, schilderte Liminski seine Eindrücke. „Dieser durchs Mark gehende Sirenenalarm - das ist schon eine andere Realität.“

Mit seinem Besuch habe er „ein deutliches Zeichen ungebrochener Solidarität und Partnerschaft senden“ wollen. „Die größte Sorge der Ukrainer ist es, von der Welt schlicht vergessen oder im Stich gelassen zu werden.“

Bislang hat NRW nach Angaben der Staatskanzlei schon mehr als 268.000 Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Im aktuellen Schuljahr besuchen rund 56.200 ukrainische Kinder und Jugendliche eine Schule in NRW. 

Expertise aus Essener und Kölner Kliniken

Zudem seien seit Kriegsbeginn 446 Patienten aus der Ukraine zur weiteren medizinischen Versorgung und Rehabilitation in NRW-Krankenhäuser verlegt worden. Seit Jahresbeginn gebe es bilaterale Partnerschaften in Essen und in Köln, berichtete Liminski. Essen habe eine große Expertise im Umgang mit Verbrennungen. In Köln stehe Rehabilitation im Vordergrund. Unter anderem werde dort eine App entwickelt, die es entlassenen Patienten ermöglichen soll, sich selbst weiter zu rehabilitieren. 

Prothesenfabrik: „Menschen wieder auf die Beine helfen“

Eines der derzeit wichtigsten Projekte sei der Aufbau einer von Bund und Land geförderten Prothesenwerkstatt, unterstrich der Minister. Die Zahl der Amputationen in der Ukraine habe sich seit Kriegsbeginn verdreifacht und trotz wiederholter Drohnenangriffe auf diese Fabrik werde sie in diesem August in Betrieb gehen. „Das ist ein geradezu sinnbildliches Projekt, weil wir im wahrsten Sinne des Wortes den Menschen wieder auf die Beine helfen.“

Darüber hinaus hob Liminski die Bedeutung der bilateralen Städtepartnerschaften hervor, deren Anzahl in NRW im Verlauf des Krieges von zuvor 6 auf inzwischen 44 gesteigert wurde. Hier werde viel praktische Hilfe organisiert, darunter Konvois mit Feuerwehrfahrzeugen. Das Land NRW hat seit 2023 eine Regionalpartnerschaft mit Dnipropetrowsk.

Europaminister: Humanität trifft Weitsicht

„Wer heute in die Ukraine investiert - politisch, technologisch, wirtschaftlich - der handelt nicht nur aus Wohltätigkeit, sondern auch aus Verantwortung und mit Weitblick“, unterstrich Liminski. NRW könne von der Ukraine nach dem Krieg in vielen Bereichen auch profitieren. (dpa)