Ein Ratinger (36) soll zwei junge Frauen als Zuhälter jahrelang sexuell ausgebeutet und ein Vermögen angehäuft haben - bis eine der Frauen zur Polizei ging.
KriminalitätProzess um Zuhälterei mit der Loverboy-Masche

Frauen sexuell ausgebeutet - mutmaßlicher „Loverboy“ vor Gericht. (Archivbild)
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Ein 36-jähriger Ratinger soll zwei junge Frauen mit der Loverboy-Masche geködert und sie jahrelang zur Prostitution gezwungen haben. Seit Donnerstag muss er sich mit zwei Mitangeklagten am Düsseldorfer Landgericht verantworten. Laut Anklage hatte er die Frauen auch mehrfach vergewaltigt und misshandelt.
50 Minuten dauerte die Verlesung der Tatvorwürfe. Die Staatsanwältin listete 43 Straftaten auf, darunter Zuhälterei, gefährliche Körperverletzung, Menschenhandel, Vergewaltigung, Zwangsprostitution, Freiheitsberaubung, räuberische Erpressung, Geldwäsche, Steuerhinterziehung.
Mitangeklagt sind die 32-jährige Freundin des Ratingers und ein 36-jähriger mutmaßlicher Komplize aus Düsseldorf. Hatten der Hauptangeklagte und seine Freundin bislang zu den Vorwürfen geschwiegen, kündigten ihre Anwälte nun Aussagen an. Der Mitangeklagte aus Düsseldorf habe bereits ein Teilgeständnis abgelegt, hieß aus Prozesskreisen.
Mutmaßliches Opfer erst 15 Jahre alt
Eines der beiden Opfer war laut Anklage erst 15 Jahre alt, als sie auf die Liebesschwüre ihres mutmaßlichen Peinigers hereinfiel. Mit 16 Jahren habe sich die Schülerin erstmals prostituieren müssen. Die Dienste der heute 24-Jährigen wurden den Freiern im Internet angeboten.
Das zweite mutmaßliche Opfer, inzwischen 32 Jahre alt, musste sich auf einschlägigen Domina-Portalen anpreisen. Der 36-jährige Hauptangeklagte soll mit der erpressten Sex-Arbeit der Frauen über 730.000 Euro eingenommen haben. Die beiden Opfer bekamen laut Anklage nur ein Taschengeld.
Die ältere der beiden Frauen hatte Ende Januar 2024 bei der Polizei Strafanzeige erstattet. In der Folge wurden die Telefone des Angeklagten von den Ermittlern abgehört und Chats mitgelesen. Fünf Monate später hatten die Fahnder genug gehört und gelesen.
Goldbarren im Schließfach
Ende Mai wurde der 36-Jährige festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft. Nach seiner Festnahme wurde laute Staatsanwältin Bargeld in Höhe von 527.000 Euro, Luxusuhren und Kokain sichergestellt. Im Schließfach einer Angehörigen des Ratingers wurden Goldbarren im Wert von 28.000 Euro gefunden.
Der 36-jährige Mitangeklagte soll erst spät in das Geschäft eingestiegen sein. Laut Anklage hatte er dem Zuhälter dann bei der Organisation geholfen, die Kommunikation mit den Freiern und die Koordination der Termine übernommen. Außerdem soll er die Frauen zu den Freiern gefahren haben - für 2.000 Euro im Monat. Das Landgericht hat für das Verfahren bis Anfang September insgesamt 13 Verhandlungstage angesetzt. (dpa)