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ThyssenkruppStreit um neuen Vertrag für Thyssenkrupp-Chef

Lesezeit 2 Minuten
Jürgen Kerner ist stellvertretender Aufsichtsratschef bei Thyssenkrupp. Er hat sich gegen eine vorzeitige Vertragsverlängerung von Konzernchef López ausgesprochen. (Archiv)

Jürgen Kerner ist stellvertretender Aufsichtsratschef bei Thyssenkrupp. Er hat sich gegen eine vorzeitige Vertragsverlängerung von Konzernchef López ausgesprochen. (Archiv)

Miguel López soll wohl schon Freitag einen neuen Vertrag bekommen. Dem obersten Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat ist das zu früh. Er sieht eine wesentliche Voraussetzung nicht erfüllt.

Der stellvertretende Aufsichtsratschef des Industriekonzerns Thyssenkrupp, Jürgen Kerner, hat sich gegen eine Vertragsverlängerung für Konzernchef Miguel López an diesem Freitag ausgesprochen. „Leistung sollte belohnt werden, gestützt auf vorzeigbare Ergebnisse“, schrieb Kerner in einem Gastbeitrag für die Onlineausgabe der „WirtschaftsWoche“. „Aber solange es keine tragfähige Lösung für den Stahl bei Thyssenkrupp gibt, sollte es auch keine vorzeitige Vertragsverlängerung für den Vorstandsvorsitzenden geben.“ Kerner ist auch Zweiter Vorsitzender der IG Metall. 

An diesem Freitag tritt der Aufsichtsrat des Konzerns zusammen. Dem Vernehmen nach soll dabei auch der Vertrag von López verlängert werden. Er endet bislang Ende Mai 2026. López hatte den Posten im Juni 2023 übernommen. Weiteres Thema ist die geplante Ausgliederung der Marinesparte.

Die Stahlsparte Thyssenkrupp Steel ist Deutschlands größter Stahlhersteller. Die Sparte soll verkleinert werden. 5.000 der 26.000 Stellen sollen wegfallen, weitere 6.000 ausgegliedert werden. Thyssenkrupp plant eine Verselbstständigung. Das tschechische Energieunternehmen EPH des Unternehmers Daniel Kretinsky hält bereits 20 Prozent. Geplant ist ein 50:50-Gemeinschaftsunternehmen.

Kerner: Künftige Finanzierung der Stahlsparte muss geklärt werden

Kerner äußerte sich kritisch zu diesen Plänen: „Es ist bisher völlig schleierhaft, ob und in welchem Umfang der milliardenschwere Investor nach seinem Einstieg in die Zukunft der größten und (gesellschaftlich) wichtigsten Sparte investieren wird.“ Erst müsse vielmehr über die notwendige Finanzierung gesprochen werden. „Denn bevor diese nicht klar geregelt ist, wird jede Herauslösung, Verselbstständigung oder gar Kapitalmarktfähigkeit der Stahlsparte scheitern oder zu einem schnellen Aus führen“, schrieb Kerner weiter.

Vor dem Hintergrund einer milliardenschweren Förderung durch Bund und Land für die Grünstahl-Erzeugung wandte sich Kerner gegen die Forderung nach einer Staatsbeteiligung an der Stahlsparte. Er brachte stattdessen eine Stiftungslösung ins Gespräch. Es sei zu prüfen, „ob die Sicherstellung der Stahlversorgung nicht dem Gemeinwohl unterliegt und deshalb im Sinne des Gemeinwohls ohne Gewinnerwartung im Rahmen einer Stiftungslösung erfolgen darf und kann“. (dpa)