Nach dem Olympia-Jahr rutschen Clemens Wickler und Nils Ehlers zu Beginn der Saison in ein Tief. Den Fehler sehen sie bei sich. Doch vor der EM hat sich das Beach-Duo offenbar aus dem Tief befreit.
Beach-VolleyballWickler/Ehlers vor Beach-EM: „Sitzen wieder fest im Sattel“

Auf sie wird bei der EM besonders geschaut: Die Olympia-Zweiten Nils Ehlers (l) und Clemens Wickler
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Das Tief kam für Clemens Wickler und Nils Ehlers einige Monate nach dem Olympia-Hoch - und es kam überraschend. Mit dem Gewinn der Silbermedaille im Sand unter dem Pariser Eiffelturm im vergangenen Sommer hatten die beiden Beach-Volleyballer den bisherigen Gipfel ihrer Karriere erreicht.
Sie erlebten eine innere Euphorie, einen emotionalen Ausnahmezustand, eilten nach Olympia zu weiteren Erfolgen. Eine Woche nach Olympia wurde das Duo EM-Zweiter. Wickler und Ehlers spielten das Elite-Turnier in ihrer sportlichen Wahl-Heimat Hamburg und gewannen wenig später den deutschen Meistertitel. Und dann plötzlich: Mit dem Start in die Vorbereitung auf die neue Saison war nichts mehr wie in den Monaten zuvor. Die Leichtigkeit, die Selbstverständlichkeit der Erfolge waren weg.
Wicklers/Ehlers: Haben uns zu wenig Zeit genommen
„Ich glaube, dass wir irgendwie im Dezember, Januar, Februar in ein spätes Olympia-Loch gekommen sind, einfach, weil wir uns vorher nicht die Pausen, die vielleicht nötig gewesen wären, genommen haben“, analysierte der 30 Jahre alte Abwehrspezialist Wickler im Vorfeld der am Mittwoch beginnenden EM in Düsseldorf.

Bisheriger Höhepunkt ihrer Karriere: Olympia-Silber für Clemens Wickler (r) und Nils Ehlers.
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Er und sein Partner hätten mit der vergangenen EM, mit dem Turnier in Hamburg und der deutschen Meisterschaft „einfach extrem durchgepowert“ und sich nicht die Zeit genommen, Olympia „komplett zu verarbeiten“.
Er sei „ein bisschen auf einer Welle mitgeschwommen. Jedes Spiel ist super leicht von der Hand gegangen, auch die Trainings waren einfach alle super entspannt, super leicht“, erzählte Wickler. Dieses Gefühl habe er in die neue Saison mitnehmen wollen und habe sich „unter Ergebnisdruck gesetzt“.
Schädliches Mindset
Ähnlich war die Entwicklung bei Ehlers. „Ich habe mich extrem mit dem Abschneiden in Paris identifiziert und von mir erwartet, nun immer oben zu sein“, sagte der 2,11 Meter große Blockspieler. „Aber so ein Mindset ist schädlich, denn jedes Turnier startet bei 0:0.“
Das Paar musste schmerzlich lernen, dass Erfolge aus der Vergangenheit in der Gegenwart und der Zukunft keine Rolle mehr spielen. „Das haben wir beide nun verstanden und daraus gelernt“, meinte der 31-jährige Ehlers.
Zu Beginn des Jahres hatten die beiden aktuell besten deutschen Spieler mit Verletzungen und Krankheiten zu kämpfen. Als sie dann die ersten Turniere auf der Beach Pro Tour spielten, lief es enttäuschend. Im Mai änderten sie ihr Trainer-Team, um neue Impulse zu bekommen.
Trainer-Wechsel im Mai
Sie trennten sich von ihrem Erfolgscoach und Bundestrainer Thomas Kaczmarek, der sie seit 2021 betreut hatte. Nun zählen zum Wickler/Ehlers-Stab Alexander Prietzel und Helke Claasen als Trainer und Trainerin sowie der Sportpsychologe Thorsten Weidig.

Führte Clemens Wickler und Nils Ehlers zu Olympia-Silber: Thomas Kaczmarek
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Und tatsächlich geht es allmählich wieder aufwärts. Beim Elite-Turnier in Gstaad drei Wochen vor dem EM-Start im Rochus-Club in der NRW-Landeshauptstadt erreichten Wickler und Ehlers das Viertelfinale, verloren dort dann gegen die starken Niederländer Stefan Boermans und Yorick de Groot.
Das Oranje-Duo wurde Wickler und Ehlers auch in den Pool F bei der EM in Düsseldorf zugelost. Erste Gegner der Deutschen sind am Mittwoch (19.00 Uhr/sportdeutschland.tv) die für England spielenden Zwillinge Javier und Joaquin Bello.
EM-Ziel: Das Podium
„Wir haben natürlich den Heimvorteil im Rücken“, sagte Ehlers zur EM. „Ich freue mich sehr darauf und bin sehr zuversichtlich, weil wir inzwischen wieder fest im Sattel sitzen.“

Die Zuversicht vor der EM ist zurück: Clemens Wickler (l) und Nils Ehlers
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Und das selbstgesteckte Ziel? „Wir wollen einen Podiumsplatz, weil wir uns damit direkt für die WM qualifizieren würden“, sagte er dem NDR. „Das würde uns einiges leichter machen.“ Bis zum nächsten Höhepunkt hat das Duo noch Zeit. Die Weltmeisterschaft findet erst im November im australischen Adelaide statt. (dpa)