Anlässlich des „Maria Himmelfahrts Fest“Diese Kräuter sollen das ganze Jahr über Schutz geben

Mit Kamille duftet der Strauß. Sie lässt sich zum Beispiel mit Phlox oder Dahlien kombinieren.
Copyright: Grönert Lizenz
Gräser im Blumenstrauß, Rosmarin als Tischdeko, ein Thymiansträußchen im Revers: Kräuter sind längst über die Küche hinausgewachsen und werden gerne zur Dekoration verwendet. Auch Disteln, Wilde Möhren und Goldruten machen sich gut im spätsommerlichen Strauß. Zwischen Gartenblumen gesteckt, bringen sie natürliches Flair in die Wohnung.
Traditionellerweise werden um den 15. August Kräuter gesammelt, allerdings weniger zu Dekozwecken: Johanniskraut, Fetthenne und Schafgarbe gehören in den Krautbund, der in der Kirche gesegnet wird und, anschließend getrocknet, das ganze Jahr über Schutz geben soll. „Welche Kräuter das sind, ist von Ort zu Ort verschieden“, sagt Marianne Frielingsdorf, Kräuterexpertin aus Lindlar.
„Aber zwölf Pflanzen kehren immer wieder“, hat sie beobachtet: Rainfarn, Fette Henne, Wermut, Beifuß, Johanniskraut, Wasserdost, Baldrian, Eberraute, Kamille, Schafgarbe, Pfefferminze und Getreide. Von diesen pflückt sie große Sträuße – in ihrem Garten, auf Brachen oder am Wegesrand – und transportiert sie im Fahrradkorb, um daraus den Kruutwösch zu binden, den Bergischen Krautbund. Der uralte Brauch, Heilkräuter zu sammeln, wenn sie die meisten Inhaltsstoffe haben, wurde mit dem hohen kirchlichen Marienfest verquickt. „Auf diese Weise besinnt man sich auf die Heilkräfte“, sagt Frielingsdorf.
Zum Trocknen aufgehängt
Üblicherweise wurde der Krautbund nach der kirchlichen Segnung auf dem Dachboden aufgehängt. Bei Bedarf wurde eine kleine Menge genommen, zerbröselt und verwendet. Bei Gewitter etwa wurden die trockenen Kräuter auf eine Kehrschaufel voller glühender Kohlen gestreut, so dass es qualmte. „Man räucherte damit die Wohnung aus, damit das Unheil draußen blieb.“ Auch in den Raunächten zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag wurde geräuchert. „Tiere bekamen Kräuter ins Futter, man legte sie jungen Eheleuten ins Bett, segnete Sterbende damit.“ Bei Krankheiten braute man Heiltränke daraus, beim Hausneubau legte man etwas vom Krautbund unter die Türschwelle, um Gefahren abzuwenden. Bei Marianne Frielingsdorf, die den Brauch in Lindlar vor rund 30 Jahren wiederbelebt hat, hängt der getrocknete Strauß vom Vorjahr im Wohnzimmer am Ofen.
Doch muss es nicht immer ein regelrechter Krautbund sein. Schafgarbe lässt sich zum Beispiel mit Glockenblumen oder Gräsern zu einem runden Strauß binden. „Die Kräuter vergehen, aber das macht ja auch den Reiz des Straußes aus“, sagt Frielingsdorf. Die gelben Blüten des Johanniskrauts öffnen sich nacheinander, und auch die Fruchtstände sind dekorativ. Baldrian lässt schnell seine Blütchen fallen: „Pflücken Sie die Stängel ab, die gerade aufgehen“, rät die Expertin. Weidenröschen halten sich ihrer Erfahrung nach gar nicht in der Vase, Zaunwinden schließen nach dem Pflücken ihre Blüten für immer.
Giftige Pflanzen meiden
Zu den länger haltbaren Kräutern gehören dagegen Rainfarn, Schafgarbe, Wermut und Fetthenne, letztere kann in der Vase sogar Wurzeln bekommen und eingepflanzt werden. Malven und die etwas sperrige Königskerze eignen sich für einen Strauß, Leinkraut und Spornblume ebenfalls. Kräuter wie Eberraute, Kamille und Pfefferminze bringen das Gebinde zum Duften. Von giftigen Pflanzen wie Jakobs-Kreuzkraut und Fingerhut jedoch lieber die Finger lassen. Ansonsten gilt: „Probieren Sie aus, was Ihnen gefällt“, sagt Frielingsdorf. „Wenn Sie pflücken, lassen Sie aber genügend übrig, damit sich die Pflanze regenerieren kann.“
Viele der Kräuter lassen sich jedoch auch in den Garten integrieren. Die Fetthenne ist ziemlich anspruchslos und bleibt brav am Platz, auch die Schafgarbe lässt sich gut im Zaum halten. Baldrian dagegen vagabundiert, und bei Johanniskraut sollte darauf geachtet werden, dass es sich nicht aussät.