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Ausflüge zum FreuenDas Ruhrgebiet und seine Schlösser sind einen Blick wert

5 min
schloss struenkende

Gräfte von Schloss Strünkede - so werden in Westfalen die Wassergräben etwa rund um einen Adelssitz genannt.

Oberhausen/Köln – Museen geschlossen, Industriedenkmäler dicht: Corona wirbelt viele touristische Aktivitäten durcheinander. In der Zwischenzeit können wir aber vom Sofa oder vom Küchentisch aus zum Beispiel ins Ruhrgebiet blicken und die vielen imposanten Schlösser und Burgen im Herzen Nordrhein-Westfalens entdecken und unter die Lupe nehmen, die wir bald sicher wieder besuchen können.

Mehr als 100 historische Bauten gibt es dort, die von der Geschichte der Region vom Frühmittelalter bis in die Gegenwart hinein erzählen - und damit auch von einer Zeit, als es an Ruhr, Emscher und Lippe noch keinen Steinkohlebergbau gab.

Eine Auswahl von sechs Zielen.

1. Sehr alt: Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr

schloss broich rundturm

Wehrhafte Mauern: kolossaler Rundturm von Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr.

Das Gebäude ist nicht einfach alt - es ist uralt: Schloss Broich in Mülheim mit seinen meterdicken Mauern stammt aus der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts. In der Nähe der Ruhr wurde die Festung einst zum Schutz des Handelsweges zwischen Duisburg und Paderborn gebaut. Erst in den 1960er Jahren kam durch Ausgrabungen das wahre Alter ans Licht. Die Mülheimer gerieten ins Staunen: Ihr Schloss galt nun nicht mehr nur als älteste Ruhrgebiets-Burg, sondern auch als eine der bedeutendsten karolingischen Befestigungen im deutschen Sprachraum.

schloss broich

Nicht alt, sondern uralt: Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr geht auf das 9. Jahrhundert zurück

Die wehrhafte Burg wurde im 17. Jahrhundert als barocke Residenz ausgebaut. Heute ist Broich im städtischen Besitz, die alten Mauern wurden von 2009 an zehn Jahre lang mit Hilfe von Fördermitteln und großzügigen Spendern saniert. Am Rand eines hügeligen Parks steht das Bauwerk im Kontrast zu den Hochhäusern in der Mülheimer Innenstadt. Trauungen und Tagungen finden im Rittersaal sowie im Wappen- und Kaminzimmer statt. Schloß Broich

Am Schloß Broich 28, 45479 Mülheim an der Ruhr
Informationen: www.schloss-broich-muelheim.de

2. Ziemlich jung: Schloss Oberhausen

schloss oberhausen bild nicht wiederverwenden

Alles andere als Mittelalter-Charme: Schloss Oberhausen ist einer der jüngsten Adelssitze im Ruhrgebiet.

In diesem Schloss befindet sich neben dem Trauzimmer des Oberhausener Standesamtes auch das Museum Ludwiggalerie. Das filigran wirkende Schloss ist zwischen 1812 und 1821 nach Plänen des Münsterländer Architekten August Reinking entstanden und gilt damit als einer der jüngsten Adelssitze im Ruhrgebiet. Seit 1998 zeigt die Ludwiggalerie Wechselausstellungen und Fotokunst mit Bildern zum Beispiel von Peter Lindbergh und Jim Rakete.

Konrad-Adenauer-Allee 46, 46049 Oberhausen
Informationen: www.ludwiggalerie.de

3. Sehr wehrhaft: Burg Vondern in Oberhausen-Osterfeld

burg vondern bild nicht wiederverwenden

Markant sind die zwei dicken Rundtürme: Burg Vondern aus der Luft.

Zwei dicke Rundtürme und die Reste eines Wassergrabens: So stellt man sich eine mittelalterliche Burg vor. Schon 1266 wurde in Urkunden erstmals ein Haus Vondern verzeichnet. Zerstörungen in Kriegswirren, Erbstreitigkeiten im Adel, häufige Besitzerwechsel, neue Nachbarn ab 1903 durch die Zeche Vondern, Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg: Die Mauern von Burg Vondern und das barocke Herrenhaus haben viel erlebt.

Das bislang vorletzte Kapitel von Vondern ist das eines Bauernhofs. Ein Landwirt hielt dort Milchkühe und Hühner, doch eingezwängt zwischen der Autobahn A 42 und einem Rangierbahnhof hatte die Landwirtschaft keine Zukunft. Der Bauer verlor einen Rechtsstreit mit der Stadt Oberhausen und musste die Landwirtschaft 1984 aufgeben. „Und dann haben wir eine nicht intakte Burg übernommen, ein Abenteuer“, sagt Walter Paßgang vom Verein Förderkreis Burg Vondern. Heute steht das Herrenhaus mit dem Rittersaal als Außenstelle des Standesamtes Oberhausen für Trauungen bereit. Burg Vondern und der kleine Park sind auch ein beliebtes Ziel für Radtouristen an der Ruhr, die Industriekultur-Autoroute führt ebenfalls direkt vorbei.

Arminstraße 65, 46117 Oberhausen
Informationen: www.burg-vondern.de

4. Barocke Schönheit im Park: Schloss Strünkede in Herne

schloss struenkende

Gräfte von Schloss Strünkede - so werden in Westfalen die Wassergräben etwa rund um einen Adelssitz genannt.

Von Ferne braust der Verkehr über die auch Emscherschnellweg genannte A 42, über den Häusern erhebt sich der riesige Kühlturm des Heizkraftwerkes Herne mit seinem 300 Meter hohen Schornstein. Doch in der Nähe entführt Schloss Strünkede ins 13. Jahrhundert - damals wurde das Wasserschloss zum ersten Mal in einer Urkunde erwähnt.

So wie das Schloss derzeit aussieht, entstand es vom 16. Jahrhundert an. Der Baustil des Sitzes der Familie von Strünkede: Frühbarock mit Wassergraben sowie ein Park im Stil des französischen Barock. Im 19. Jahrhundert aber endete die herrschaftliche Ära, Strünkede wurde zum Restaurant, Polizeiquartier und Kindererholungsheim. Heute beherbergt das Schloss die Sammlungen des Emschertal-Museums: Hernes Historie von den Neandertalern bis zur Industriestadt.

Karl-Brandt-Weg 5, 44629 Herne
Informationen: www.herne.de

5. Adelssitz seit dem 14. Jahrhundert: Schloss Bodelschwingh in Dortmund

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Schloss Bodelschwingh in Dortmund ist ein alter Adlerssitz im Stil der Renaissancezeit.

Den besten Blick auf Schloss Bodelschwingh, einen eleganten Bau im Stil der Renaissancezeit, haben Besucher von der Höhe des Kirchwegs aus. Morgens sollte man dort sein: Fotografen haben dort den idealen Standort, wenn die Sonne von Osten scheint, raten Mireta und Felix zu Innhausen-Knyphausen. Als bereits 23. Generation bewohnt die Familie das Haus - wie ihre Vorfahren seit Errichtung des Schlosses 1302. Das ist einmalig unter den Burgen und Schlössern im Ruhrgebiet.

Für die Öffentlichkeit ist daher ein Teil des 16 Hektar großen Schlossparks gesperrt, der ab 1866 durch den Gartenarchitekten Carl Eduard Adolph Petzold von einem Barockgarten zum weitläufigen englischen Landschaftspark umgestaltet wurde. Petzold hatte bei Fürst Hermann von Pückler-Muskau gelernt, dem Star unter den Garten- und Landschaftsplanern jener Zeit. Einige Male im Jahr haben Besucher Zutritt zum Schloss, am Tag des offenen Denkmals im September etwa.

bodelschwingh

Nicht nur für Adelige: Manche Bereiche auf Schloss Bodelschwingh in Dortmund werden ganz regulär vermietet.

Neben der Adelsfamilie genießen auch Mieter auf Bodelschwingh die besondere Atmosphäre: Stallungen, die Wagenremise und die Scheunen des Anwesens wurden in den 1980er Jahren zu Wohnungen und Büros. Damals musste die Familie die Landwirtschaft in Bodelschwingh aufgeben: Der Neubau der Autobahn A 45 hatte die Felder und Wiesen zerschnitten.

Schloss–Straße 75 + 95A, 44357 Dortmund
Informationen: schloss-bodelschwingh.de

6. Aus wilhelminischer Zeit: Schloss Schwansbell in Lünen

schwansbell

Neogotischer Stil des 19. Jahrhunderts: Schloss Schwansbell mit seinen achteckigen Türmen.

Einzigartig unter den Schlössern des Ruhrgebietes ist Schloss Schwansbell am Stadtrand von Lünen. Es entstand zu wilhelminischen Zeiten ab 1872 als Wasserschloss im Stil der englischen Neogotik.

Kurios ist hier, dass die Gräfte - der Wassergraben - nicht das Schloss umschließt, sondern lediglich eine kleine Garteninsel mit einem Pavillon. Auf dem Eiland stand in alten Zeiten eine kleine Burg, daher mag wohl die Anlage des Wassergrabens stammen.

schloss schwansbell teich

Verwunschen: moderiger Wassergraben, Brücke und ein verlassener Pavillon auf Schloss Schwansbell in Lünen.

Auch Schwansbell hat viele Nutzungen erlebt: Adelssitz, Waisenhaus, im Zweiten Weltkrieg Pilotenunterkunft, später Sitz des städtischen Hochbauamtes. Heute gibt es hier Wohnungen und Büros, im benachbarten Gesindehaus ist das Stadtmuseum Lünen mit einer Spielzeug- und Puppensammlung untergebracht. Rundwege führen durch den Schlosspark mit seinen besonderen Baumarten wie Trompetenbaum, Christusdorn, Robinien und Tulpenbaum. Die Natur lädt hier ein zu einem Spaziergang - das geht auch in Zeiten des Lockdowns.

Schwansbeller Weg 32, 44532 Lünen
Informationen: www.luenen.de