Ausflugstipp Köln und RegionLandlust im bergischen Lindlar

Ackergäule bei der Feldarbeit im Freilichtmuseum
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Lindlar – Darius hat Schnupfen. „Hat mal jemand ein Taschentuch?“, fragt Jupp Stommel in die Runde. Ein Besucher zieht ein Papiertaschentuch aus seiner Jacke. Geduldig lässt sich Darius die Nase putzen, besser gesagt: die Nüstern abwischen. Darius, das Rheinisch-Deutsche Kaltblut und Kutscher Jupp Stommel, kennen sich seit vielen Jahren.
Hoch oben, auf dem tatsächlich gelben Wagen, hält Stommel die Zügel in der Hand, während Darius (6) und sein Spannmann, pardon, sein Spannpferd Anton (7) die historische Kaiserlich-Deutsche Postkutsche gemütlich über das Gelände des Freilichtmuseums Lindlar ziehen. Vor der historischen Gaststätte „Römer“, direkt neben dem Museumsrestaurant gönnt Stommel den Tieren eine Verschnaufpause, bevor es mit neuen Fahrgästen wieder auf die holprige Strecke geht. Besonders für Kinder zählt eine Rundfahrt mit der Postkutsche zu den Höhepunkten eines Museumsbesuchs in Lindlar.
Überhaupt genießen die Besucher im LVR-Museum die ländliche Kultur von gestern – auch, wenn es dabei um harte Arbeit und wenig Romantik geht. Das rund 25 Hektar große Gelände ist in einen Zustand von vor 100 Jahren „zurückversetzt“. Viele der 30 historischen Gebäude sind komplett ausgestattet. Pferd und Pflug bewirtschaften die Museumsäcker. Der Ruß in der Schmiede ist echt.
Das von der Unesco ausgezeichnete Freilichtmuseum für Ökologie und bäuerlich-handwerkliche Kultur garantiert Besuchern jeden Alters eine gute Mischung zwischen Vergnügen und Erholung. Neben wechselnden Ausstellungen sind die jährlich wiederkehrenden Veranstaltungen und Seminare beliebt. Der Brezeltag im Frühjahr, der Bauernmarkt im Sommer, das Obstwiesenfest, der Gartenmarkt „Jrön un Jedön“ oder das „Äepelsfess“ im Herbst, bei dem die bergischen Bauern ihre Kartoffeln präsentieren. Im zweitägigen Museums-Seminar lässt sich ein Brennholzführerschein erwerben – für die unfallfreie Arbeit im Wald.
Einmal im Jahr rückt in Lindlar die organisierte Schafhaltung des Oberbergischen Kreises in den Fokus. Bei der größten Schafrassen-Schau in NRW stehlen die Kreisböcke allen anderen Tieren auf dem Gelände die Schau
Wer es besinnlicher mag, dem sei ein Spaziergang vorbei an Kräutergärten, Getreidefeldern, Obstwiesen oder ein Besuch in der museumseigenen Imkerei empfohlen. Der leise plätschernde, klare Bach lädt zum Wasserquiz ein: Ob sauberes Trinkwasser selbstverständlich ist, wird an der blauen Info-Wand gefragt? Antwort: Nein, jeder fünfte Erdbewohner habe keinen Zugang dazu. Nach der Lernphase empfiehlt sich das Toben auf dem Spielplatz.
Oder ein Besuch im Museumsrestaurant „Naumanns im Lingenbacher Hof“. Der Hof bietet eine komplette Bergische Kaffeetafel und eine herrliche Aussicht in das Lingenbacher Tal. Das Gute in kälteren Zeiten: Die beiden Kachelöfen sorgen für wohlige Wärme.