Jetzt in Wäldern und ParksWelche Heilkräfte und Bedeutung diese Frühblüher haben

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Sie bringen Frühlingsgefühle und etwas Farbe für den Waldboden: Buschwindröschen (Anemone nemorosa).

Sie bringen Frühlingsgefühle und etwas Farbe für den Waldboden: Buschwindröschen (Anemone nemorosa).

Vom Buschwindröschen bis zur Waldschlüsselblume: Was jetzt in rheinischen Wäldern blüht. Ein Blick auf die Frühblüher, was sie in der Blumensprache bedeuten und welche Kräfte ihnen zugesprochen werden.

Längst hat die Sonne begonnen, die Natur zum Leben zu erwecken und frisches Leben sprießt in rheinischen Wäldern und auf Wiesen ganz ungestört durch die Böden. Am 20. März, ist Frühlingsanfang!  

Insekten und Hummeln sind nun wieder auf den Pollen und Nektar der ersten Blüten angewiesen, die Botaniker als Geophyten (aus dem Griechischen: „Ge“ für Erde und „phyton“ für Pflanze) bezeichnen. Blühen in einem Wald viele Geophyten-Arten, zeigt das oft besonders alte Eichen- und Buchenbestände an, verrät die Forstwissenschaft.

Wir geben einen Überblick, welche Frühblüher unsere Waldböden gerade in einen bunten Teppich verwandeln – denn hier breiten sie sich meist imposant in großer Zahl aus.

Die Bekannte: Buschwindröschen

Buschwindröschen

Buschwindröschen

Die zarten weißen Sternblüten mit gelbem Staubgefäß in der Mitte gehören zu den Klassikern, die im Frühling den Waldboden in einen weißen Blütenteppich verzaubern: Märchenhaft strecken die kleinen Buschwindröschen (Anemone nemorosa) ihre Gesichter gen Himmel, öffnen sich aber nur bei schönem Wetter. Dafür sieht man sie dann schon von Weitem blühen, da sie gerne in großer Anzahl, dicht gedrängt in Misch- und Laubwäldern, aber auch in Nadelwäldern, in Erscheinung treten.

In der Blumensprache gelten die zerbrechlich wirkenden Anemonen als Symbol für Unschuld, Vertrauen und Vergänglichkeit. Doch aufgepasst, das zarte Hahnenfußgewächs ist giftig. Der Beiname „Hexenblum“ weißt zudem auf ihre magische Bedeutung hin. Mancherorts wurde ihr gar die Kraft zugewiesen, böse Geister abwehren zu können.  

Die Seltene:  Leberblümchen

Leberblümchen

Lebenrblümchen

Mit ihren blauvioletten Blüten bilden die Frühblüher einen schönen Kontrast zur braunen Laubschicht im Wald. Leberblümchen (Hepatica nobilis) gehören wie Buschwindröschen zur Familie der Hahnenfußgewächse und liefern die ersten Pollen für Bienen, Hummeln und Käfer. Verbündet hat sich das Leberblümchen mit der Waldameise, die es sich für seine Vermehrung zunutze macht. Angelockt vom süßen Duft der Pflanze, tragen die Krabbeltiere die Samen zu ihrem Nest, fressen aber nur den sogenannten klebrigen Ölkörper, die Samen können sich ungestört verbreiten.

Einem Aberglauben nach bleibt derjenige gesund, der jedes Jahr die ersten drei Blüten des giftigen Leberblümchens isst – getrocknet ist es ungiftig. Wegen seiner Form haben die Menschen im Mittelalter die ledrigen Laubblätter gegen Leberleiden eingesetzt – daher stammt auch der Name. Heute ist das Leberblümchen in der Volksheilkunde kaum noch bekannt.

Die Heilende: Waldschlüsselblume

Schluesselblume

Waldschlüsselblume

Die schwefelgelbe hohe Schlüsselblume (Primula elatior) verdankt ihrem Namen der in einer Dolde angeordneten Blüten, die an einen Schlüsselbund erinnern. Der Legende nach waren Petrus einst die Schlüssel zur Himmelspforte auf die Erde gefallen. Dort schlugen die „Himmelsschlüssel“ Wurzeln und verwandelten sich in die schöne Blume, die den Frühling „aufschließt“.

Die geschützte Pflanze mit dem zarten Honigduft besitzt zudem besondere Heilkräfte: Ihre blutreinigende, entzündungshemmende, schleim- und krampflösende Eigenschaft wird heute noch gerne bei Husten eingesetzt. Hildegard von Bingen schwärmte schon 1150 von der Kraft der „Himmelsschlüssel“ in ihrem medizinischen Werk „Physica“. Sie erhalte große Kraft durch die Sonne und werde gegen Melancholie empfohlen – nach heutigem Verständnis sind Depressionen gemeint. Die schöne Gelbe steht für Hoffnung und Erneuerung.

Der Gesellige: Lerchensporn

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Lerchensporn tritt gerne gesellig auf. 

In unseren Laubwäldern werden zwei meist hell- bis dunkellila blühende Lerchensporn-Arten angetroffen: Der gefingerte (Corydalis solida) und der hohle Lerchensporn (Corydalis cava), der an die Krallen des gleichnamigen Vogels erinnert und auch Zottelhose genannt wird. Die zur Familie der Mohngewächse gehörende Pflanze hat bis zu 20 Blüten, die wie Trauben an einem Stängel hängen, ein Sporn in der Blütenmitte sorgte für den Namen.

Viele Sagen und Geschichten spinnen sich um den giftigen Lerchensporn. Steckte man seine Nase gar tief in die Blüte, so soll man Sommersprossen bekommen haben. Wer in der Walpurgisnacht Haus und Ställe ausgeräuchert hat, konnte die Hexen vertreiben und heilen konnte der Gute auch nur richtig, wenn er in der Hexennacht um Punkt Mitternacht gepflückt wurde. Schon im 15. Jahrhundert haben Apotheker und Botaniker verschiedene Lerchenspornarten als Wundheilmittel erwähnt. Heute wird die Wurzelknolle in industriell hergestellten Fertigpräparaten verwendet - etwa gegen Schlafstörungen.

Die Hübsche: Lila Küchenschelle

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Küchenschelle in der Eifel

Wenn diese Schellen bimmeln könnten, dann würde man in der Kalk-Eifel auf manchem Hügel laute Glockenkonzerte hören  – zumindest im April, wenn die Küchenschellen ihre lila Blüten öffnen. Mehr als  60000 Blumen zählte die NRW-Stiftung zuletzt im Naturschutzgebiet „Hundsrück“, einem Talhang zwischen Wahlen und Marmagen in der Nordeifel. Weitere 40000 sind es bei Mechernich. Vor rund 15 Jahren hat die Stiftung hier die Wiederaufnahme althergebrachter Wirtschaftsformen eingeführt und so durch Schafhaltung und Verzicht auf Düngung der „Kuhschelle“ auf die Beine geholfen.

Unseren Vorfahren war die Pflanze wegen ihres seltsamen Aussehens nach der Blüte eher unheimlich. Teufelsbart oder Bocksbart nannte man sie. Der botanische Name „Pulsatilla“ bedeutet ganz passend: Glöckchen – deren Klang hören wir freilich nur in der Fantasie. www.nrw-stiftung.de

Die Wilde: Narzisse

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Wilde Narzissen in der Eifel bei Hellenthal

Jedes Jahr im Frühling findet in den Wiesentälern des oberen Oleftals ein einmaliges Naturschauspiel statt. Zwischen April und Anfang Mai recken rund sechs Millionen wildwachsende gelbe Narzissen ihre Köpfe der Sonne entgegen und verwandeln die Wiesen in den südwestlich gelegenen Bachtälern des Nationalparks Eifel in gelbe Blütenteppiche. Auf vielen Wanderwegen im Monschauer Land, Perlenbach- und Fuhrtsbachtal sowie rund um Hellenthal im Oleftal, können die wilden Schönheiten bewundert werden. 2022 findet erstmals auch wieder geführte Wanderungen statt.

Geführte Wanderungen rund um die Narzissenwiesen im Oleftal bei Hellenthal-Hollerath und Monschau-Höfen finden ab Ende März bis Anfang Mai statt. Genaue Termine werden hier bekannt gegeben.

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