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„Kleine Fluchten“Kaffeetrinken bei Adenauer

Lesezeit 3 Minuten

Der Rhöndorfer Bungalow am Hang.

Rhöndorf – Lust auf einen Blick hinter die Kulissen der Adenauer- Zeit? Auf nach Bad-Honnef-Rhöndorf. Der erste Kanzler der Bundesrepublik schottete sein Privatleben in dem Örtchen bei Bonn gegenüber der Öffentlichkeit konsequent ab. Nur in Ausnahmefällen lud Konrad Adenauer Politiker zu einem Besuch in seinem Wohnhaus ein.

Heute ist es für die interessierte Öffentlichkeit kein Problem mehr, mitten in Adenauers Musik- und Wohnzimmer zu stehen: Mit einem fantastischen Blick durch die Fenster über den Rhein hinweg bis zum Rolandsbogen auf der anderen Seite, wo er beiden späteren Ehefrauen erfolgreich einen Heiratsantrag machte.

Dass Haus und Garten des großen, aber auch schlitzohrigen Staatsmanns heute zugänglich sind, ist Adenauers sieben Kindern zu verdanken, die das Anwesen nach dem Tod ihres Vaters 1967 nicht verkauften, sondern es der Bundesrepublik mit der Auflage schenkten, sich um seine Pflege zu kümmern und das Andenken an Adenauer zu bewahren.

So ist daraus eine rege Stiftung geworden: Im Adenauer-Haus gibt es an den Öffnungszeiten etwa jede halbe Stunde eine rund einstündige kostenlose Führung über das große Gelände: Dazu gehören der gepflegte Garten mit ungewöhnlichen Bäumen und Sträuchern, Brunnen, Steinfiguren und Hunderten von Rosenstöcken (die Adenauer liebte, wenn er auch selbst kein Rosenzüchter war, wie es oft fälschlich heißt).

Die Besucher können einen Blick in den Pavillon werfen, den er sich zur Anfertigung seiner Memoiren errichten ließ, sie kommen an der beleuchteten Boccia-Bahn vorbei und besichtigen das Erdgeschoss des Wohnhauses mit der Originaleinrichtung, zu der ein fadenscheiniger Teppich gehört, den bereits Adenauers Umgebung gerne erneuert hätte. Der sparsame "Alte" meinte zu diesem Wunsch aber nur lakonisch: "Dä es noch joot jenoch." Während der sachkundigen Führungen gibt es Informationen über Adenauers Jugend- und Studienzeit, über die Jahre als Oberbürgermeister in Köln, die Familiengeschichte, den Umzug nach Rhöndorf 1935, seine Verfolgung unter den Nationalsozialisten und die Zeit als Bundeskanzler mit vielen internationalen Kontakten seit 1949.

Vor oder nach der Führung lohnt sich der Besuch der liebevoll arrangierten Ausstellung im modernen Anbau mit vielen anschaulich beschriebenen politischen und privaten Originaldokumenten seit der Kindheit Konrad Adenauers. Kostenlose Audio-Guides werden an der Rezeption ausgegeben: Eine zweite Stunde an diesen Ausstellungsstücken vergeht wie im Flug. Zudem gibt es einen kleinen Ruheraum mit Sitzgelegenheiten, kostenlosem Wasser sowie Schokolade oder Kaffee aus dem Automaten. Auf dem stark ansteigenden Gelände sind vom Museum bis zum Wohnhaus rund 100 Stufen zu überwinden - Gehbehinderte müssen dies berücksichtigen.

Adresse:

Konrad-Adenauer-Straße 8c, Bad Honnef-Rhöndorf.

Öffnungszeiten (bis 30. September): Di.-So., 10-18 Uhr (letzte Führung zum Wohnhaus 17.15 Uhr). Telefonische Anmeldungen für Gruppen ab zehn Personen unter: 0 22 24/9 21-2 34 oder besucherdienst@adenauerhaus.de

Anfahrt:

Ab Köln Hbf oder Bahnhof Deutz mit RE 8 oder RB 27 bis Bad-Honnef, Rhöndorf Bahnhof. Von dort knapp zehn Minuten Fußweg. Ab Bonn mit der Bahn U 66 bis Rhöndorf Bf.

Mit dem Auto rechtsrheinisch über die Flughafen-Autobahn A 59 und weiter über die B 42 bis Rhöndorf.