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Kleine FluchtenRadtour an Napoleons Kanal

Lesezeit 4 Minuten

Das große N weist den Weg: Die Nordkanal-Fietsallee ist eine leichte Radlerstrecke durch das Niederrheinische.

Neuss – Was hat bloß dieses „N“ zu bedeuten? Neugier vielleicht, die der zweieinhalb Meter hohe Metallwürfel mitten in der Landschaft durchaus erregt. Oder doch Neuss? Schließlich steht der Kubus genau dort in der Nähe des Sporthafens am Rheinufer. Des Rätsels Lösung: Das „N“ steht für Nordkanal-Fietsallee. Die gleichnamige Fahrradfernstrecke bis ins niederländische Nederweert beginnt genau hier.

Ein Fiets, also ein Fahrrad, ist unerlässlich bei dieser kleinen Flucht. Trainierte Radtouristen können die Fahrt zum Sporthafen im Neusser Süden am Rheinufer entlang von Köln über Zons bewältigen. Wer sich das nicht zutraut, packt seinen Drahtesel am besten auf einen Auto-Gepäckträger und fährt über die A 57 (Abfahrt Norf) oder die B 9 bis nach Neuss-Gnadental. Oder er stellt sein Rad in S-Bahn oder Regional-Express und fährt bis Neuss.

Die Nordkanal-Fietsallee ist ein Radwanderweg auf den Spuren Napoleon Bonapartes, der 1808 das ambitionierte Kanalbauprojekt „Le grand canal du nord“ startete.

Die Nordkanal-Fietsallee ist ein Radwanderweg auf den Spuren Napoleon Bonapartes, der 1808 das ambitionierte Kanalbauprojekt „Le grand canal du nord“ startete. Er wollte einen neuen Wasserweg vom damals französischen Antwerpen zur Maas und von dort zum Rhein erbauen lassen. Der Plan war, auf diese Weise die französische Wirtschaftsblockade gegenüber England effizienter zu gestalten. Das damalige Königreich Holland umging die Sanktionen nämlich über die Rheinmündung. Schon nach knapp drei Jahren stoppte der Kaiser jedoch persönlich den schon zu einem Drittel fertiggestellten Bau, nachdem das Königreich Holland an Frankreich gefallen war. Der „grand canal du nord“ war überflüssig geworden.

Ausgangspunkt der Radtour:

Am Sporthafen, 41468 Neuss; Anfahrt von Köln mit der S-Bahn, Linie S11 bis Neuss-Süd. Von dort ist es nur ein kurzes Stück bis zum Stadtgarten, wo die Strecke entlangführt.

Das Internet bietet verschiedene Seiten zur Nordkanal-Fietsallee , so das NRW-Portal für Radtouren www.radroutenplaner-nrw.de.

Bei der Kreisverwaltung Viersen gibt es ein detailliertes Info-Faltblatt zum Herunterladen: www.kreis-viersen.de

E-Bike-Ladestationen gibt es an vielen Stellen entlang der Strecke: Kaarst-Büttgen, Lammertzhof, Korschenbroich, Rathaus, Sebastianusstraße 1, Biergarten, Brauerei Bolten, Rheydter Str. 138, Straelen, Café Zur Alten Schmiede, Liebfrauenfeld, Venlo/NL, Backus Venlo, Herungerberg 41, Maasbree/NL, Café Terras, Baarlosestraat, Panningen/NL, Camping Beringerzand, Heide 5

Übrig blieben Fragmente, die später unterschiedliche genutzt wurden – unter anderem als Zierkanäle, Straßen- oder Gleisverbindungen. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es zwischen Neuss und Neersen sogar tatsächlich Schiffsverkehr auf dem Kanal. Den aber brachte das Aufkommen des Eisenbahnverkehrs rasch wieder zum Erliegen. Ein Landschafts-Kunstprojekt verbindet seit 2002 die noch erhaltenen Reste des Kanalprojekts auf deutscher und niederländischer Seite. Zugleich aber ist die Fietsallee am Nordkanal, die die Städte Neuss und Nederweert über rund 100 Kilometer verbindet, eine in Etappen bequem zu bewältigende Fahrradroute. Weil sie einer Kanaltrasse folgt, gibt es praktisch kein Gefälle. Und viele Abschnitte sind schnurgerade. Nicht verschwiegen werden soll aber, dass – etwa bei Kaarst – einige Stücke direkt neben viel befahrenen Straßen verlaufen. Deswegen ist die Tour für Kinder unter zwölf Jahren nur bedingt empfehlenswert.

Das künstlerische Element bildet die ungewöhnliche Streckenmarkierung. Eine türkisblaue Linie und alle zehn Meter ein Querstrich auf der Fahrbahn oder kleine Betonstelen im gleichen Türkis-Farbton säumen den Weg. Vom selben abzukommen, ist also beinahe unmöglich, wenngleich die Markierungen stellenweise recht abgenutzt wirken.

Sehenswürdigkeiten werden durch rot-weiße Baken gekennzeichnet, die in ihrem Aussehen an Vermessungsstangen erinnern. Meist sind dort auch kleine Rastplätze mit Infotafeln eingerichtet. So ist zu erfahren, dass der Neusser Sporthafen auf Napoleon zurückgeht. Ausprobieren kann man ungewöhnliche Brücken, bestaunen eine nie genutzte Schleuse mitten im Wald bei Nettetal.

Mit einer Tour nach Neuss und von dort die Fietsallee entlang bis Willich-Schiefbahn und wieder zurück ist ein Tag gut ausgefüllt. Bei dieser Länge sollten ausreichend Getränke und Snacks eingepackt werden.

Nach Königswinter und in die idyllische Klosterlandschaft Heisterbach mit ihrer Chorruine, den verwunschenen Gärten und dem verwitterten Friedhof führt die Reihe der „Kleinen Fluchten“ am kommenden Dienstag, 27. Mai. Um 14 Uhr beginnt dort eine Exkursion unter der Leitung von Pastor Georg Kalkert, der das Gelände wie seine Westentasche kennt. Der Rundgang dauert etwa anderthalb Stunden. Die Zahl der Teilnehmer ist auf 15 begrenzt.

Einen Rundgang durch die vielleicht schönste Pflanzensammlung der Region ermöglicht der „Kölner Stadt-Anzeiger“ seinen Lesern am Dienstag, 10. Juni. Monika Tautz und Philip Testroet von der hauseigenen Grünen Schule führen die Teilnehmer ab 14 Uhr durch den Botanischen Garten der Universität Bonn. Das Areal ist malerisch im Garten des Poppelsdorfer Schlosses gelegen. Der Schwerpunkt des Rundgangs richtet sich auf die Höhepunkte der Saison. Dabei führt der Weg vorbei an 100 Baumsorten von allen Kontinenten und durch Systemgärten mit 1300 blühenden Pflanzenspezies.

Karten für beide Führungen gibt es bei Kölnticket zum Preis von je 29,50 Euro. Darin enthalten ist auch das Buch zur Serie „Kleine Fluchten“ (Ausgabe vor Ort). Der Treffpunkt ist auf dem Ticket vermerkt. Auskünfte gibt es unter 0221/2801. (höh, rjo)