Römerkanal-WanderwegAuf den historischen Spuren von Kölns Wasserversorgung

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Kurze Verschnaufpause am Römerkanal-Wanderweg.

  • Um Christi Geburt erricheten die Römer für Köln ein modernes Wasserversorgungssystem.
  • Auf den Spuren des revolutionären Baus kann man auf dem Römerkanal-Wanderweg durch die Eifel wandeln.
  • Über sieben Etappen gibt es Aquädukte, Brücken und sogar ein Originalstück der Wassertrasse zu entdecken.
  • Spannende Infos und Wander-Tipps zum Römerkanal lesen Sie hier.

Ganz ehrlich? Wasserleitungen waren auch zu Römerzeiten nicht spektakulär.  Sie liegt im Boden und ist nur an wenigen Stellen zu sehen. Dennoch ist dieser Wanderweg etwas ganz Besonderes, denn es geht auf entspannten Wanderwegen durch Eifel, Vorgebirge und die Ebene bis Köln. Links und rechts der Strecke gibt es viel zu entdecken. Spätestens am Ende des Weges mitten in der Kölner Innenstadt hat jeder Respekt vor den Römern. Wie sie ohne optische Messgeräte, Bagger oder Tieflader eine fast 100 Kilometer lange Wasserleitung durch die Region bauten, ist bis heute unübertroffen. Sie funktionierte ohne jede Pumpe, nur durch ihr Gefälle.

Köln als moderne Hauptstadt - mit Wasserversorgung

Der Weg ist mäßig anstrengend und meistens schön geführt, gut ausgeschildert, perfekt mit Hinweistafeln und Erläuterungen erschlossen und in Rheinbach gibt es sogar ein großes neues Informationszentrum am Himmeroder Hof, das noch einmal alles Wissenswerte bündelt und das Bauwerk erklärt.

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Am Römerkanal Wanderweg finden sich überall Relikte der römischen Eifelwasserleitung.

Köln entstand um Christi Geburt und sollte die Hauptstadt der römischen Provinz Germanien werden. Die Römer planten gerne groß und so entstand am Reißbrett eine moderne Großstadt mit allem was dazugehört. Zur Kultur der neuen Stadtherren gehörte das Baden. Wenn man schon als kultivierter Mittelmeeranrainer in die germanische Pampa versetzt wurde, dann wollte man es gerne schön haben, und nicht im moderigen Wasser des Rheines baden oder mühsam aus Brunnen schöpfen, geschweige denn das Zeug auch noch trinken. Sauberes, klares und kühles Quellwasser sollte es sein, gerne kalkhaltig und reichlich. Da kam nur die Eifel als Quellort in Frage.

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Leitung führt von Nettersheim bis in die Kölner Innenstadt

Eine erste Wasserleitung führte aus dem Vorgebirge in die Stadt. Das reichte bald schon nicht mehr aus. Daher gingen die Stadtherren noch einmal neu an die Planung und entwarfen irgendwann zwischen den Jahren 80 und 90 eine Leitung von Nettersheim in der Eifel über Rheinbach, Buschhoven und Brühl bis nach Hürth und an die Kölner Stadtmauer, heute unweit des Neumarktes. Dort stand ein Wasserverteiler, der bis zu 20 Millionen Liter pro Tag in die Häuser und Brunnen der Stadt beförderte.

50 Kilometer Luftlinie galt es wegen des hügeligen Geländes mit 94,5 Kilometer Leitung zu überbrücken. Römische Ingenieure waren echte Könner und so hatte die Leitung alles, was für eine reibungsfreie Versorgung nötig war: Brunnenstuben, wo das Wasser direkt aus den Quellen aufgefangen wurde, Ruhebecken zum Filtern und Entschlammen, Versorgungsschächte, Aquädukte über Täler und Bäche. Es gab Wohn- und Werkstatthäuser für das Fachpersonal der Kanalmeistereien, und sogar kleine Tempel, denn ohne göttlichen Schutz ging es nun einmal nicht.

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Der Weg führt mitten durch das Grün der Eifel.

So bauten die Römer die Wassertrassen

Nach wenigen Jahren war das gewaltige Projekt vollendet, denn die Römer teilten die Arbeit klug auf. Die Trassen waren einheitlich ausgemessen, bevor die Bautrupps ihre Arbeit aufnahmen. Die Strecke war in sogenannte Lose unterteilt, dadurch ließ sich an vielen Stellen gleichzeitig arbeiten. Brücken und Aquädukte waren bereits fertig, wenn die Kolonnen der Leitungsbauer anrückten.

Das Prinzip der Leitung war simpel, aber wirkungsvoll. Das Wasser floss nur durch das eingebaute meist geringe Gefälle in einer massiv aus einer Art Beton gegossenen breiten Rinne. Die war innen wasserdicht verputzt und nach oben mit einem Gewölbe abgedichtet. Das alles maß 70 Zentimeter in der Breite und 135 in der Höhe, war gegen Schmutz und eindringendes Wasser geschützt und in der Regel ein Meter tief mit Erde bedeckt, um den Frost abzuhalten. So modern wurde danach 1800 Jahre nicht mehr gebaut.

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Historische Überbleibsel säumen den Wanderweg.

Die Leitung war vermutlich – genau weiß man es nicht – bis um 275 in Betrieb. Dann ging sie bei Überfällen der Germanen in die Brüche. Viele ihrer Reste verschwanden im Mittelalter, als die Steine für Stadtmauern, Kirchen, Klöster und Häusern Verwendung fanden. Eine besondere Karriere machte der Kalkmarmor: In den Leitungen setzte sich Kalk in dicken Schichten ab. Wenn er zugeschnitten und poliert war, schimmerte er wie echter Marmor. Platten aus der Eifel finden sich bis Schweden und England.

In sieben Etappen entlang des Römerkanals

Wer den Wanderweg von Anfang bis Ende erlaufen will, hat 116 Kilometer vor sich und bekommt die Strecke in sieben Abschnitten vorgeschlagen. Sie ergeben gute Tagesausflüge. Wer weniger Ehrgeiz mitbringt, darf sich spannende Abschnitte aussuchen und sich gezielt auf den Weg machen. Nettersheim, wo der Weg beginnt, ist einfach schön. Hier geht es durch Wiesen und Wälder über alte Römerstraßen zum Grünen Pütz. Er sammelte das Quellwasser, das aus den Kalksteinhängen in eine weite Wiesensenke an der Urft strömte. Die Brunnenfassung ist rekonstruiert, im Kanal plätschert das Wasser wie vor beinahe 2000 Jahren.

Abschnitt zwei von Dottel bis Feyermühle führt meist oberhalb an Bachtälern entlang. Ganz in der Nähe liegt Kallmuth, dort entstanden Teile der Serie „Mord mit Aussicht“. Auf diesem Wegstück gibt es eine Menge zu sehen, denn die Römer zapften hier Quellen an, verknüpften verschiedene Zuleitungen und bauten ein rund 100 Meter langes und zehn Meter hohes Aquädukt. Die Leitung selbst macht es in der Regel so, wie Wasserleitungen es eben tun. Sie bleibt unter der Erde verborgen.

Entlang des Weges finden sich Aquädukte und Brücken

Der  Wanderweg führt daher nicht immer entlang der historischen Trasse, sondern sie nutzt die schönen Höhen mit Aussichtspunkten, sie führt durch Wald und Wiesen auf und ab. Der Eifelverein war fleißig und deshalb gibt es überall gepflegte Ruhebänke, eine ordentliche Beschilderung und freigeschnittene Wege. Bei Kallmuth gibt es eine Brunnenstube zu sehen, ein weitgehend rekonstruiertes Becken als Sammler für das Quellwasser. Es ist wie viele der historischen Bauten, in einem viel zu massiven, überdachten, gittergesicherten Betongebäude ausgestellt.

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Über die Relikte kann man Auskunft an Infoschildern oder in einem Reiseführer erhalten.

Weiter geht es zu einem kleinen original erhaltenen Aquädukt, einem kleinen Bogen, der einst einen Bach überspannte. Die einzige erhaltene römische Bogenbrücke nördlich der Alpen, sagen die Experten, sehr spektakulär ist sie nicht. In Eisenfey stießen drei Leitungen zusammen. Hier ist ein Sammelbecken zu sehen. Ein paar Schritte weiter taucht dann die originale Leitung aus der Erde auf. Beim Wegebau hat man sie angeschnitten. Solche Einblicke gibt es auf dem weiteren Weg noch ein paar mal.

An einer Stelle ist zu sehen, dass die römischen Maurer die Fugen mit hübschen Strichen verzierten. Niemand konnte das sehen, aber die Handwerker fanden das hübsch. In Vussem dann zwei Bögen des Aquädukts an historischer Stelle und originalgetreu rekonstruiert. Das ist beeindruckend und spätestens hier wird jedem klar, was die Römer einst geleistet haben. Breitenbenden schließlich zeigt die Grundmauern einer Kanalmeisterei, denn die Anlage musste gepflegt und unterhalten werden, was von hier aus geschah. Dort sind auch Reste eines Tempelchens erhalten. Nur sie schützten vor Hochwasser und andere Schäden.

Sogar ein Originalstück des Kanals gibt es zu besichtigen

Von Buschhoven nach Brenig führt die fünfte Etappe. Hier ist die Landschaft deutlich flacher und die Leitung führt am Hang entlang die meiste Zeit durch den Kottenforst. In Buschhoven ist ein freigelegtes und geborgenes Originalstück im Ort ausgestellt. Es zeigt sehr schön die Konstruktionsweise der Leitung. Im Garten der Gastwirtschaft „Zum Römerkanal“ blieb ein Einstiegsschacht erhalten, über den einst Arbeiter in die Leitung klettern konnten. Weiter oben im Wald ist die Leitung als tiefer Graben immer wieder im Gelände zu erkennen. Irgendwann im Mittelalter entdeckten die Menschen in der Region den Kanal als Steinbruch und trugen ihn ab. Der offene Graben blieb liegen. Die Steine finden sich leicht erkennbar zum Beispiel im Hexenturm und im Wassemer Turm in Rheinbach oder in den Mauern der Burg Münchhausen in Adendorf. In Lüftelberg lässt sich auch eine Grabplatte aus Aquäduktmarmor bestaunen. Das edle Material deckt in der St. Petrus-Kirche das Grab der heiligen Lüfthildis.

Info: Mehrere Seiten im Internet bieten alles Wissenswerte zum Kanal und zum Wanderweg, zu Einkehrmöglichkeiten und Übernachtungen. Karten und Etappen unter roemerkanal.de. Zum Mitnehmen ideal ist der Wanderführer von Klaus Grewe und Manfred Knauff, Der Römerkanal-Wanderweg (hier als pdf), herausgegeben vom Eifelverein. Grewe hat sich in Jahrzehnten mit der Erforschung des Kanals beschäftigt und verfügt über ein enormes Wissen. Kompetentere Begleitung auf dem Weg gibt es nicht.

Weiterführende Tipps

Anfahrt: Nettersheim ist aus Richtung Köln mit dem Nahverkehrszug in Richtung Trier zu erreichen. Der Ort liegt unweit der A1 aus Richtung Köln. Im Ort gibt es Einkehrmöglichkeiten in Form von Restaurants und Cafés. In Nettersheim in keinem Fall das Naturzentrum Eifel an der Urftstraße 6 verpassen. Hier gibt es Ausstellungen, Veranstaltungen, Kurse, Wanderungen. Ein Bauerngarten wartet auf Besucher, ein römischer Garten auch, Fossilien gilt es zu bestaunen und es gilt einen Hochseilgarten zu erkunden. Weitere Informationen über Öffnungszeiten und Zufahrt unter: naturzentrum-eifel.de Der besondere Tipp: Bei Nettersheim gibt es einen kleinen archäologischen Park an der Görresburg. Hier gab es zu Römerzeiten ein Militärlager am Übergang der Urft, ein Straßendorf mit Häusern für Handwerker und Bauern, außerdem einen kleinen römischen Tempelbezirk. archaeologischer-landschaftspark.de Für Kinder: In den Kakushöhle haben schon die Neandertaler ihr Fleisch unter einem Dach aus Kalkstein gebraten. Nach ihnen kamen Rentierjäger, die ersten Bauern und schließlich Kelten, Römer und Germanen. Ein Rundweg führt an und in die Höhle.

Für unterwegs: Ziegenfrischkäsebagel mit Pfirsich und Pecannuss

Zutaten für einen Bagel:

  • 1 Bagel
  • Ziegenfrischkäse
  • Rucola
  • 1 Plattpfirsich
  • 5-6 Pecannüsse
  • 1 TL süßer Senf

Zubereitung: Den Bagel aufschneiden und mit Frischkäse bestreichen und die Unterseite mit dem gewaschenen Rucola belegen. Den Pfirsich in möglichst dünne Scheiben schneiden und gefächert auf dem Rucola verteilen. Die Pecannüsse teilen und wiederum auf dem gefächerten Pfirsich verteilen und mit dem bereitgestellten süßen Senf beträufeln. Anschließend den fertig bestrichenen Bagel zusammenklappen und – falls man ihn bei einem Picknick essen will – mit einer Kordel zusammenbinden. So kann er beim Transport nicht so leicht verrutschen. Außerdem ist der fertige Bagel so zusammengebunden leichter und unfallfrei zu verzehren. Das Rezept stammt von Anne Bosse, Inhaberin Annegrete Deli in Düsseldorf-Gerresheim. Anne Bosse, 34 Jahre, ist es wichtig, dass es in ihrem Deli auch immer vegetarische und vegane Speisen gibt – und sie legt Wert auf Nachhaltigkeit.

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