Sechs Naturparks rund um KölnSo wunderbar bunt und wild ist unser NRW im Herbst

Typisch bergisch: Talsperren, hier im Wiehltal, und saftiges Grün
Copyright: VDN/Rolf Wengenroth, Ute Prang, Lizenz
Weite Panoramablicke über bewaldete Höhenrücken, spiegelnde Wasserlandschaften, blühende Wiesen und faszinierende Felsformationen: Die 14 Naturparke in Nordrhein-Westfalen bergen ein vielfältiges Naturerbe – einen beeindruckenden Schatz direkt vor unserer Tür. Naturparke nehmen mehr als ein Drittel der Landesfläche ein. Sie dienen dem Erhalt des Naturerbes und der Kulturlandschaften und haben Tourismuskonzepte, die nachhaltig wirken. Von Naturparken profitieren alle: Menschen aus dem ländlichen Raum, die dort leben, aber genauso die Besucher aus den Großstädten und Ballungszentren.Naturparke sind der Lebensraum für viele Tausend Tier- und Pflanzenarten – rund 43000 sind in NRW zu Hause – und sie sind Stätten von besonderer geologischer Bedeutung. Voraussetzung für die Anerkennung als Naturpark nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist, dass der überwiegende Teil als Landschaftsschutzgebiet oder Naturschutzgebiet geschützt ist. Wir haben uns umgesehen, welche Gebiete für unsere Leser nur einen Tagesausflug entfernt liegen, und in dieser Jahreszeit auf jeden Fall einen Besuch wert sind.
Grüne Hügel: Bergisches Land 2027 km²
Manchmal setzt der Zauber ohne Vorwarnung ein. Die Stadtschluchten von Leverkusen liegen erst wenige Kilometer zurück, wenn sich die Straßen nach Osten hin auf einmal in kühne Bögen werfen – und plötzlich ist alles so lieblich und offen wie in einem Bilderbuch. Sanft geschwungene Hügelketten teilen sich mit saftigen Wiesen und kühlen Bachtälern den weiten Himmel. Kleine verträumte Ortschaften verneigen sich mit verschiefertem Fachwerk und grünen Schlagläden vor dem Asphalt. Bis sich am stillen Lauf der Dhünn bald ein mächtiger Kirchbau erhebt. Zisterzienser-Mönche sorgten im 13. Jahrhundert dafür, dass an ihrer Abtei mit dem Altenberger Dom ein epochaler Sakralbau entstand. Bergisch wurde zunächst das Herrschergeschlecht und nicht die Gegend genannt. Doch es kommt nicht von ungefähr, dass sich der Name später wie von selbst auf die Landstriche übertrug. An den tausend grünen Hügeln, die von der Wupper bis zur Sieg reichen, ist eigentlich nur der Wechsel der mittleren Plateaus zwischen 60 und 500 Metern konstant. Und nirgendwo sonst im Westen gibt es so viele Talsperren mit Freizeit-Wert.
Wandern: Straße der Arbeit, 280 km
www.bergischesland.dewww.naturarena.dewww.naturpark-bergischesland.de
Siebengebirge 112 km²
„Nie sieht das Auge sich satt an diesem Gebirge, stundenlang hängt der Blick mit Entzücken an der vielgestaltigen Bildung dieser sieben Hügel, (...) jeder bewahrt seine eigentümliche Schönheit...“ So verneigte sich der Bonner Philologe Karl Simrock in den Reiseberichten über „Das malerische und romantische Rheinland“ vor den imposanten Höhenzügen. Die Euphorie, die in diesen Zeilen steckt, ist nachvollziehbar. Die wuchtig-wilde Region am rechten Mittelrhein hat nichts von ihrer Ausstrahlung eingebüßt. Die steilen Pfade, die schon die deutschen Romantiker begeisterten, ziehen heute noch Ausflügler und Bildungsreisende an. Für den ältesten Naturpark in NRW (seit 1958) braucht man eigentlich kaum die Trommel zu rühren: 390 Vulkane formten die Oberfläche während des Tertiärs zu 42 Kuppen aus, die oberhalb der Rheinauen zwischen Bonn und Bad Honnef zum Teil großartige Perspektiven bieten. An klaren Tagen reicht der Blick vom Ölberg, dem höchsten Berg des Siebengebirges (461 m), bis zum Kölner Dom.
Wandertipp: Reinhöhenweg, linksrheinisch 240 km/ rechtsrheinisch 272 km
www.naturpark-siebengebirge.de
Höher, weiter, wilder: Hohes Venn 2700 km²
Dieser Landstrich hält sich an keine Grenzen. Mitten im Deutsch-Belgischen Naturpark liegt der Nationalpark Eifel, der einzige Nationalpark in NRW. Doch ob Belgien oder Deutschland, Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz: Der weitläufige Naturraum von Hohem Venn und Eifel reicht über staatliche Verwaltungsstrukturen hinaus. Das darf man, wenn man so viel Reizvolles zu bieten hat. Auf den 2700 Quadratkilometern, über die sich der Deutsch-Belgische Naturpark von Aachen bis hinter Prüm im Süden erstreckt, gibt es gleich ein ganzes Ensemble urwüchsiger Landschaften zu entdecken. Und jede davon ist für sich bereits eine ausführliche Expedition auf gut erschlossenen Wander-, Rad- und Kanuwegen wert. Entrückt bis geheimnisvoll sind die Hochmoore und blühenden Heideflächen, die sich vom Hohen Venn im belgischen Eupen-Malmedy bis in die Venn-Eifel erstrecken. Hier werden die geführten Touren, die über Holzstege gehen, zum Aufbruch in eine weitgehend unberührte Landschaft, in die man sinnbildlich einsinken kann.
Wandertipp: Eifelsteig, 313 km
www.naturpark-eifel.dewww.eifel-blicke.dewww.eifel-expeditionen.eu
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Rheinland 1098 km²
Wo der Blick ins Weite schweift, kommt der Geist zur Ruhe. Richtig steil ist das anmutige Gelände nicht, das sich westlich von Köln und Bonn an die linke Rheinseite schmiegt – dafür hat es alles, was Natur zum nachhaltigen Erlebnis werden lässt. Gleich neun verschiedene Landschaftsformen zeigen sich auf den 1098 Quadratkilometern, die der Naturpark Rheinland umfasst – und jede davon für sich ist schon eine Einladung. In der Summe macht gerade die erstaunliche Vielfalt den Reiz der Region an Rhein und Erft aus – von den Hainen und Fluren der westlichen Bördelandschaften über den grünen Höhenzug der Ville bis hinunter zu den sonnigen Rheinauen und Vulkankegeln im Drachenfelser Ländchen. In der niederrheinischen Bucht hat sich die Landschaft seit jeher im Dialog mit den Menschen entwickelt. Wie im ehemaligen Abbaugebiet der Braunkohle zwischen Bergheim und Brühl. Wo riesige Bagger einst ihre Zähne in die Erdschichten schlugen, sind neue Areale für Aktive und über 40 Seen entstanden.
Wandertipp: Feuerroute, 30 km
www.rhen-voreifel-touristik.de
Wasser, Wald und Eisen: Ebbegebirge 779 km²
Von der hoch aufragenden bewaldeten Anhöhe aus wirkt der weiße Fahrgastdampfer da unten fast wie ein Spielzeugboot. Umso mehr atmet die Szenerie am Westufer der Biggetalsperre epische Weite. Es glänzt das vom Wind gekämmte Wasser. Anmutig gleiten Segelboote an den sanft geschwungenen Ufern dahin. Drumherum stehen dichte Fichten- und Buchenwälder in vollem Saft. Wer hier nicht auf der Stelle Segelflieger oder Paraglider werden will... Vielleicht ist die Biggetalsperre in erster Linie wirklich nur ein riesiges System zur Wasserstandsregulierung von Lenne und Ruhr – hauptsächlich zu diesem Zweck wurde sie ja im Jahr 1965 fertiggestellt. Vielleicht ist ihre markante, 8,7 Quadratkilometer große Erscheinung aber auch schon eine Art Quintessenz. Die stete Kombination von Wasser und Wald prägt die abwechslungsreichen Landschaftsbilder imNaturpark Ebbegebirge so flächendeckend, dass man sich hier ganz zurecht in der Herzkammer des südwestlichen Sauerlandes wähnt. Das Wasser macht die Musik im Areal, gleich neun Talsperren liegen im Naturpark.
Wandertipp: Sauerland-Höhenflug, 250 km
www.naturpark-ebbegebirge.dewww.sauerland.com
Wald, Wasser, Wildnis: Eifel 107 km²
Hier ist die Natur auf dem Weg zurück in ihre eigene Vergangenheit. Mit etwas Glück kann man am Morgen den Schwarzspecht hören, wenn sein Klopfen über den halbdunklen Hang dringt, der sich ganz allmählich bis zum Stausee herunterneigt. Irgendwo gluckst ein Bachlauf, während die Sonne ihre goldenen Strahlen durch die Baumwipfel schickt, so fein und punktgenau wie aus der Laserkanone – und plötzlich beginnt das alles zu leuchten. Getreu dem Motto des Nationalparks, die „Natur Natur sein lassen“, wird zunächst einiges bewusst unterlassen, um später viel zu gewinnen. Unterlassen wird im Schutzgebiet die Nutzung von Holz, Früchten und anderen Naturgütern. So können nach und nach wieder wilde Naturwälder entstehen. Das ökologische Herzstück sind die Laubwälder im Norden des Schutzgebietes. Zahlreiche Aussichtspunkte ermöglichen den weiten Blick auf Talsperren, Flusstäler und Hochebenen der Region. Mehr als 7800 Tier- und Pflanzenarten konnten Forscher im Nationalpark bereits nachweisen, darunter gefährdete Arten wie Wildkatze und Biber, Eisvogel Uhu und Schwarzstorch.
Wandertipp: Wildnis-Trail, 85 km