Nachhaltig ReisenSo spannend kann eine Wandertour von Köln nach Monschau sein

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Köln – Rucksack aufsetzen, Wanderschuhe zuschnüren, raus aus der Haustür und ab dafür! Wandern ist der umweltbewusste Gegentrend zum perfekten Instagram-Urlaub auf Bali - und sticht damit auch den immer beliebter werdenden Roadtrip aus. Denn nachhaltiger als zu Fuß kann man gar nicht unterwegs sein. Oder günstiger.

Zugegeben: Wer nicht gerade unglaublich viel Zeit und Energie hat, der wird nicht weit kommen. Von Köln bis nach Paris (rund 550 Kilometer) dauert es für trainierte Wanderurlauber und -Urlauberinnen gut zwei Wochen, bei dem Tempo kann aber auch kaum die Rede von Urlaub sein. Und es heißt doch auch eigentlich so schön: „Der Weg ist das Ziel“.

Durch die Eifel, das Bergische und das Sauerland

Wir wollen direkt in Köln starten. Und wir wollen nicht dem einen Wanderweg folgen. Adieu Jakobsweg. Der soll spätestens seit Hape Kerkelings Bestseller „Ich bin dann mal weg“ sowieso ständig überfüllt sein. Stattdessen geht es in diesem Teil unserer Sommerserie kreuz und quer über verschiedene Wege durch die Eifel an die belgische Grenze nach Monschau und durch das bergische Land ins Sauerland bis nach Winterberg.

Wer eine solche Wanderroute planen will, braucht Google Maps nicht. Der Geologe und Wanderführer-Autor Sven von Loga empfiehlt stattdessen: Komoot oder Outdooractive. Beide Tourenplaner sind kostenlos (sie basieren auf OpenStreetMap, dem Wikipedia der Karten) und einfach zu bedienen. Routen können am Computer oder Laptop einfach geplant werden und dann über die App auf dem Handy gespeichert werden. Aber: Um die Route offline abzurufen und sich navigieren zu lassen, ist dann doch ein Griff ins Portemonnaie notwendig (Komoot: einmalig 20-30 Euro, für einzelne Regionen auch unter 10 Euro; Outdooractive: ab 2,50 Euro pro Monat). Wir haben mit Komoot zwei Touren geplant.

Von Köln nach Monschau

Vom Kölner Westen bis nach Monschau sind es rund 75 Kilometer (laut Google Maps 65 Kilometer, aber da wird man eben auch größtenteils über Bundes- und Landstraßen gejagt). Wir fügen der Tour noch ein paar Umwege hinzu, damit sind es schnell über 100 Kilometer – dafür enthält die Strecke dann einige Highlights und der Weg wird damit wahrlich zum Ziel. Wer schnell wandert, schafft die Strecke in vier bis fünf Tagen – bei gemütlichem Tempo, vielen Pausen und Sightseeing dauert es schon eher eine Woche.

Symbol des Widerstands

Nach rund 20 Kilometern kommt man durch den Hambacher Forst. Der mag keine Augenweide sein – steckt dafür aber voller Geschichte. Er ist Ort und Symbol des Widerstands der Anti-Kohlekraft-Bewegung. Seit zehn Jahren ist er schon besetzt. Es sind nicht mehr so viele wie vor der großen Räumung im September 2018, als der Forst plötzlich Berühmtheit erlangte und der Kampfspruch „Hambi bleibt!“ allgegenwärtig war. Aber immer noch wohnen einige Aktivistinnen und Aktivisten in den Baumhaus-Siedlungen im Wald.

Entspannen am Rursee

Nach etwa 20 Kilometern erreicht man den Rursee. Hier kann man fantastische Ausblicke genießen oder am Strand entspannen. Ein paar Kilometer weiter geht es am „Wilden Weg“ vorbei, einem Naturerkundungspfad. Wer sich für die deutsche Geschichte interessiert, kann einen Abstecher zur ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang unternehmen.

Monschau: Bekannt durch Film und Fernsehen

Durch den Nationalpark Eifel, entlang der Rur erreicht man schließlich Monschau. Das beschauliche Städtchen besticht mit schieferverkleideten Häusern, Fachwerkbauten und verwinkelten Gassen. Die historische Altstadt diente schon häufig als Kulisse für Dreharbeiten, zum Beispiel für die ARD-Serie „Eifelpraxis“ oder den Actionthriller „Autobahn“. Unter normalen Umständen muss sich hier aber niemand vor einer Hetzjagd fürchten: In Monschau lässt es sich entspannt flanieren oder in einem der vielen Cafés entspannen. Im „Roten Haus“ kann man sich in die Blütezeit der Tuchmacherindustrie im 18. Jahrhundert zurückversetzen lassen und der Handwerkermarkt lädt täglich zum Stöbern ein. Zurück nach Köln kann man dann natürlich wieder laufen, alternativ geht es auch mit der Bahn, aber erst ab Aachen. Am besten läuft man bis Imgenbroich (4 Kilometer) und nimmt dort den Bus bis Aachen-Rothe Erde.

Von Köln bis nach Winterberg

Aus dem Kölner Osten bis nach Winterberg sind es rund 130 Kilometer, sofern man Wanderwege bevorzugt. Plant man dazu ein paar Umwege und rechnet ein, dass man zwischendurch ein Hotel oder einen Campingplatz aufsuchen muss, sind es auch schnell 150 oder 170 Kilometer. Wer sich auf diesen Weg begibt, sollte eine gute Ausdauer und etwas Zeit haben (ca. 10 Tage). Dafür gibt es schon auf dem Weg viel zu entdecken.

Fantastische Formen in der Wiehler Tropfsteinhöhle

Elefanten, Haifischzähne und erhobene Zeigefinger: Mit Fantasie kann man in der Wiehler Tropfsteinhöhle alle möglichen Formen und Geschöpfe erkennen. Bei einer 45-minütigen Führung können Besucherinnen und Besucher die Stalagmiten und Stalaktiten bewundern, die sieben bis 30 Meter unter der Erde liegen.

Strandpause am Biggesee oder Atta-Höhle erkunden

Der Weg von Köln nach Winterberg führt durch Olpe, da lohnt sich ein Abstecher an den Biggesee. Hier kann man am Strand entspannen. Oder man nimmt den Umweg bis nach Attendorn in Kauf: Die Atta-Höhle gilt als eine der größten und schönsten Höhlen Deutschlands – und ist deshalb auch ein beliebtes Touristenziel. Von der Aussichtsplattform „Biggeblick“ kann man aus 90 Metern Höhe den Biggesee mit der Gilberginsel sowie der Burgruine Waldenburg überblicken.

Winterberg auch im Sommer

Winterberg ist – passend zum Namen – als Wintersportort bekannt. Zahlreiche Skilifte, Skipisten, die St.-Georg-Schanze und eine Bobbahn zieren die Landschaft. Aber auch im Sommer lohnt sich ein Ausflug: Direkt an der weltbekannten Bobbahn liegt die Panorama-Erlebnis-Brücke. Auf sechs Aussichtsplattformen kann der Ausblick auf das Rothaargebirge und die Sportstätten genossen werden, „Spaßelemente“ wie eine Rutsche und Hängebrücke sorgen für Action. Nicht weit entfernt kann man auch ohne Schnee den Hang auf der Sommerrodelbahn runterrasen. Oder man wagt sich hoch in die Luft mit der Sky-Fly Zip-Line. Zurück nach Köln kann man natürlich wieder laufen – oder entspannt mit dem Zug fahren.

Was muss man beim Wandern beachten?

Wer sich eine solche Tour vornimmt, sollte sich gut vorbereiten – und diese Tipps von Sven von Loga beherzigen: Schuhe: Keine nagelneuen Wanderschuhe tragen, immer erst einlaufen. Selbsteinschätzung: Nicht überfordern. Wer nicht regelmäßig wandern geht, sollte sich als Tagesziel nicht direkt 40 Kilometer vornehmen, sondern lieber zwölf. In Gruppen sollte man sich gut absprechen. Rucksack und Kleidung: Ein Wanderrucksack muss gut sitzen, damit man keine Rückenschmerzen bekommt. Außerdem sollte er nicht zu klein sein, auch im Sommer sollte warme Kleidung Platz finden. Eine Fleece-Jacke wiegt zum Beispiel kaum etwas, hält aber abends gut warm. Wasser: Wer bei warmen Temperaturen unterwegs ist, muss viel trinken. Und da nicht überall Büdchen im Wald stehen, sollte der Wanderrucksack am besten ein Trinksystem haben, in das zwei bis drei Liter Wasser passen. Sonnenschutz: Im Sommer gehören auch Sonnencreme und Sonnenhut oder Kappe ins Gepäck. Energie: Magnesiumpäckchen können bei Muskelkrämpfen helfen oder vorbeugen, hier sollte aber auch nicht übertrieben werden. Traubenzucker und Powerriegel können helfen, wenn man zwischendurch einen Energieschub braucht. Karte: Die Wanderroute sollte unbedingt offline abgespeichert werden. Von Loga empfiehlt zudem, eine gedruckte Karte für mehr Übersicht (hilft auch bei schwächelndem Akku, genauso wie eine Powerbank).

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