Kurztrip zu den OranjesEM ohne Holland – dann fahren wir eben rüber

Haarlem
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Köln – Ohne die Niederlande geht es nun zur Fußball-EM. Die Schadenfreude über die „Elftal“ war nach dem Scheitern in der Qualifikation vor allem in Deutschland riesig. Dabei wäre das Turnier mit dem großen Rivalen doch so viel schöner gewesen! – „Ohne Holland fahr’n wir zur EM!“ Was von Fußballfans hierzulande voller Vorfreude gegrölt wurde, ist für die Niederlande bittere Realität.
Der Drittplatzierte der WM 2014 in Brasilien fährt nicht nach Frankreich. Es ist eine mittelschwere, und eine nationale Katastrophe. Vor allem aber ist es jammerschade, dass „Oranje“ die EM verpasst hat. Wer sich durch YouTube klickt, findet zahlreiche Videos zu Aufmärschen niederländischer Fans bei Europameisterschaften.
Viel zu bieten ohne Fußball
So geschehen bei der EM 2008 im Schweizer Bern, als die „Elftal“ sensationell dominant Italien (3:0), Frankreich (4:1) und Rumänien (2:0) besiegte. Von Kopf bis Fuß in Orange gehüllte Anhänger, Fans mit den schrägsten Kopfbedeckungen, leicht bekleidete Blondinen in knappen orangefarbenen Tops und Shorts – das alles ist Fußball-Begeisterung pur.
Jetzt machen wir aus der Not eine Tugend. Wenn wir Niederländer treffen wollen, fahren wir einfach mal hin. Ins Nachbarland der Fußballbegeisterten, der wunderbar stimmungsvollen Oranjes, die auch ohne Ball so viel zu bieten haben. Die Niederlande haben ein kunterbuntes Angebot für jeden Touristen-Typus. Wir haben für Sie die Hotspots gesammelt, die dieser Tage eine Kurzreise wert sind.
Radtour: Der Limes führt durch Holland

Holland hat in Sachen Fahrradtouren einiges zu bieten und ist berühmt für seine verschiedenen Strecken.
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Was kaum einer weiß: Auch die Niederlande gehörten zu einem großen Teil dem römischen Reich an. Jedoch liegt die Nordgrenze des römischen Reiches, die quer durch die Niederlande am Rhein entlang führte, heute größtenteils im Boden verborgen. Man kann aber auf der „Limes-Fahrradroute“ zwischen Katwijk und Leiden in Südholland den Spuren der alten Römer folgen. Historische Städte und Monumente, verschiedene Strandbäder und weite Dünen liegen auf der Strecke.
Zurzeit gibt es verschiedene Projekte, um die römische Vergangenheit aufleben zu lassen. Bänke und Schilder werden aufgestellt und Führungen organisiert mit interessanten Informationen zu Funden am Weg. Im „Rijksmuseum van Oudheden“ in Leiden gibt es eine interessante Ausstellung über die römische Küste. Um den Ort Katwijk gibt es viele Fundstätten aus der römischen Zeit – Katwijk liegt an der ehemaligen Rheinmündung (inzwischen versandet) und war für die Römer strategisch von großem Belang.www.rmo.nl/english
Tradition: Alles Käse, oder was?

Archäologische Grabungen haben ergeben, dass Käse schon vor Tausenden von Jahren auf niederländischem Boden hergestellt wurde.
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Die Niederländer sind „Kaaskopp“, das sagen sie scherzhaft selbst von sich. Archäologische Grabungen haben ergeben, dass Käse schon vor Tausenden von Jahren auf niederländischem Boden hergestellt wurde. Der Käsemarkt im bezaubernden Städtchen Alkmaar ist ein einzigartiges Schauspiel mit uralter Tradition. Mit der Bahn ist man von Köln über Amsterdam in etwas über drei Stunden da; die einfache Fahrt kostet um die 29 Euro.
Bis einschließlich September können Besucher jeden Freitag ab 10 Uhr vormittags verfolgen, wie der Käse auf dem Straßenmarkt „verhandelt“ wird. „Kaasdragers“, die Käseträger, „Zetters“ (Setzer), „Ingooiers“(Einwerfer) und „Waagmeesters“ (Waagemeister) bestimmen das Bild. Wer in Amsterdam ist, sollte unbedingt einen Abstecher zu diesem farbenprächtigen, folkloristischen Spektakel am herrlichen Waagplein einplanen. Bis zu 30000 Kilo, anders gesagt: 2200 Laibe, liegen dort an Markttagen aufgereiht und warten auf die Käufer.www.kaasmarkt.nl/de
Nordsee: Reif für die Insel

Muschel in Hülle und Fülle an der Nordsee in Holland.
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Holland ist Meer: Jede der niederländischen Nordseeinseln hat ihren eigenen Charme – ob man Texel, Vlieland, Terschelling, Ameland oder Schiermonnikoog ansteuert, es ist etwas anderes als auf dem Festland zu bleiben. Aufgereiht wie Perlen an einer Kette liegen diese fünf Inseln zwischen Wattenmeer und Nordsee.
Die Waddenzee ist Weltnaturerbe und als Urlauber kann man bei Niedrigwasser über den Meeresboden spazierengehen, Wattwürmern bei der Arbeit zusehen – und die unendliche Weite genießen. Vlieland ist die Insel, die am weitesten vom Festland entfernt liegt.
Auf der autofreien Watteninsel befindet sich nur ein Dorf und mit der Vuurboetsduin ein echter Blickfang: eine 40 Meter hohe Düne, auf deren Spitze sich ein Leuchtturm befindet. Vlieland ist ungefähr zwölf Kilometer lang und nicht breiter als zwei Kilometer. Man kann stundenlang durch die Dünen radeln, im alten Militärlastwagen durchs Sandwatt fahren oder mit dem Boot zu den Robben .vlieland.net/de/
Public Viewing: Am schönsten in Amsterdam

Die besten Orte zum Fußballschauen gibt es in Amsterdam, zum Beispiel im Jordaan-Viertel.
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Natürlich wird ganz Holland Fußball gucken. Mischen wir uns also unter die kontaktfreudigen Fans, singen wir mit – und jubeln mit wem auch immer. Die besten Orte zum Fußballschauen gibt es in Amsterdam. Zum Beispiel im Jordaan-Viertel, wo sich die typischen braunen Cafés finden.
Dort wird der Fernseher eingeschaltet und das Café bis auf den Bürgersteig erweitert. Oder der Heinekenplein, bekannt für die höchste Anzahl an Bars und Restaurants pro Quadratmeter in ganz Holland. Westergas-Terras ist ein Café, dessen Terrasse ein großartiger Ort für einen Drink oder ein Abendessen ist. Man kann auf einem der „Fatboys“ in der Sonne liegen und Fußball schauen. Strandzuid ist einer der Stadtstrände von Amsterdam.
Bei Meisterschaften verwandelt er sich in einen beliebten Fan-Treffpunkt. Man kauft ein Ticket, um mitfeiern zu können. Im Gegenzug schaut man das Spiel mit Sand zwischen den Zehen und Sonne im Gesicht an. Ein DJ sorgt dafür, dass die Party die ganze Nacht dauert.www.iamsterdam.com/de/
Genial: Bosch in 3-D-Projektion

Zu seinem 500. Todestag erinnern die Niederlande an den bedeutendsten niederländischen Maler des Mittelalters: Hieronymus Bosch (ca. 1450 – 1516).
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Zu seinem 500. Todestag erinnern die Niederlande an den bedeutendsten niederländischen Maler des Mittelalters: Hieronymus Bosch (ca. 1450 – 1516). Dreh- und Angelpunkt ist die bisher größte Bosch-Ausstellung „Hieronymus Bosch – Visionen eines Genies“ im „Het Noordbrabants Museum“ in seiner Heimatstadt ’s-Hertogenbosch (Den Bosch).
Darüber hinaus findet dort im Rahmen des Bosch-Themenjahres die „Bosch Experience“ statt, die gemeinsam mit dem Freizeitpark „De Efteling“ entwickelt wurde.
Man kann auf dem unterirdischen Fluss „Binnendieze“ durch 3-D-Projektionen die Welt von Hieronymus Bosch erleben, einen wundersamen Aufstieg auf die St.- Johannes-Kathedrale mit ihren beeindruckenden Statuen wagen.
Wer dieser Tage hierher kommt, der kann auch überall sonst in der historischen Altstadt Figuren aus Boschs Werken entdecken. Oder sich eine Lichtshow an eben der Stelle ansehen, wo sich einst das Atelier von Bosch befand.www.bosch500.nl/en
Poplegenden: Schau im Tropenmuseum
Holland rockt, das war irgendwie schon immer so. Im Tropenmuseum in Amsterdam gibt es gerade die Ausstellung „Rhythm & Roots“ zu sehen. Von Jazz bis Salsa, von Hip-Hop bis Rock’n’Roll. Besucher gehen auf eine musikalische Weltreise und erfahren dabei etwa, wie die Genres Blues, Rap oder Afrobeat entstanden sind. Präsentiert werden Musikfragmente, persönliche Geschichten von Musikern und diverse Instrumente.
Auch Ikonen der Popgeschichte wie die Gitarren von Chuck Berry und Jimi Hendrix, die Lederjacke von Elvis oder das Cape von James Brown werden gezeigt. Nebenbei: Das Tropenmuseum residiert in einem der schönsten Museumsgebäude der Niederlande. Das denkmalgeschützte Haus befindet sich am Oosterpark – im angesagten Stadtteil Amsterdam Oost.
Die eindrucksvolle zentrale Halle bietet bereits einen Ausblick auf das, was das Museum sonst noch zu bieten hat – niederländische Kolonialgeschichte. Und hinterher ins neue „Grand Café De Tropen“!www.tropenmuseum.nl
Delikatesse: Hummer knacken

der holländische Zeeland-Hummer ist eine Köstlichkeit, die man auf keinen Fall verpassen darf.
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Wer sich für Holland als kulinarisches Reiseziel entscheidet, kann zu jeder Jahreszeit Spezialitäten genießen. Wer an Zeeland denkt, der denkt auch gleich an Muscheln und Austern. Dabei ist auch der Zeeland-Hummer eine Köstlichkeit, die man auf keinen Fall verpassen darf. Der „Oosterschelde“-Hummer ist einzigartig – und die Saison endet erst am 15. Juli.
Die Unterwasserwelt im Nationalpark der Oosterschelde ist einzigartig: Die befestigten Deiche, das Salzwasser und die milden Winter bieten tatsächlich ideale Lebensbedingungen für Hummer. Das holländische Krustentier führt dort ein ziemlich isoliertes Dasein, wodurch es ein einzigartiges Aroma entwickelt, das zarter und süßlicher ist, als das anderer europäischer Hummerarten.
Die Fischer gehen mit Körben auf Fang. Wer nach Hummern in freier Natur Ausschau hält, der muss wissen, dass sie ungekocht eine tiefblaue Farbe haben. Einige Restaurats zwischen Renesse, Yerseke bis Zierikzeeservieren spezielle Hummermenüs.www.oosterscheldekreeft.de
En miniature: Alles auf einen Blick

Holland in einem einzigen Miniaturenpark.
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Holland in einem einzigen Miniaturenpark: Madurodam befindet sich nur eine Autostunde von Amsterdam entfernt – und mitten in den tollsten Tulpenfeldern. Hier können Besucher im Schnelldurchlauf erkunden, was die Niederlande so einzigartig macht.
Grachtenhäuser, Tulpenfelder, Käsemarkt, Windmühlen, Friedenspalast, Deltawerke – das alles findet sich dort auf einem Spaziergang, der die Geschichten hinter den Miniaturgebäuden erzählt und multimediale Informationen zur Geschichte der Niederlande vermittelt.
Der Park ist interaktiv: Besucher können selbst das Oosterschelde-Sturmflutwehr steuern, Container auf ein Frachtschiff im Rotterdamer Hafen laden, mit einem Flugzeug vom Flughafen Schiphol starten, auf der Blumenversteigerung mitbieten.
Madurodam ist in drei Themenbereiche unterteilt: Städtereich, Wasserreich und Einfallsreich – mit den schönsten Gebäuden der alten holländischen Städte und der Geschichte vom Wasser – als Freund und Feind.www.madurodam.nl#allarticles