WestfalenDie Urgeschichte Westfalens

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Vom ersten Westfalen bis zu den Römern

Vor 220000 Jahren: Die Eismassen der Gletscher verlassen Mitteleuropa und die ersten spärlichen Hinterlassenschaften des Menschen sind in Westfalen zu finden. So auch ein bekanntes Werkzeug: der Faustkeil. Der erste bekannte Westfale ist ein Neandertaler aus Warendorf, der vor rund 80000 Jahren während der letzten Eiszeit lebte. Vor 35000 Jahren: Der erste moderne Mensch betritt Mitteleuropa, auch Westfalen. Der erste moderne Westfale wurde bei Hagen gefunden: Ein fast vollständig erhaltenes Oberteil eines Schädels. Der etwa 35-jährige Homo sapiens lässt sich auf etwa 10700 Jahre zurück datieren. Die Menschen zu der Zeit benutzten schon Pfeil und Bogen. Aus dieser Zeit stammt auch ein Tonschiefergeröll aus der Balver Höhle, das die Gravierung eines Pferdekopfes trägt – die erste westfälische Kleinkunst.

Vor 7300 Jahren: Die Westfalen werden sesshaft. An den fruchtbaren Böden des Münsterlandes und in der Hellwegzone werden erste Langhäuser gebaut. Der Jäger und Sammler wird zum Ackerbauer.

1900 v.Chr.: In Westfalen hält die Bronzezeit Einzug: In einer Siedlung in Rhede fand man eine Stabdolchklinge. Solche Bronzefunde sind selten in Westfalen, denn die Rohstoffe für die Legierung kommen hier nicht natürlich vor. Sie müssen importiert werden.

12.v. - 16. n. Chr.: Römische Zeit: Die Römer beginnen Feldzüge in Germanien, auch der westfälische Raum rückt in ihren Blickpunkt. Es beginnt ein anhaltender Konflikt um die Vorherrschaft in der Germania libera – des germanischen Siedlungsgebiets von Rhein bis Elbe. Durch den Sieg über den Statthalter Varus in der sogenannten Varusschlacht 9 n. Chr. gelingt es dem germanischen Cheruskerfürsten Arminius, die Oberhoheit der Römer abzuschütteln. Trotzdem: Die Kultur der Römer übt weiterhin eine große Faszination auf die Germanen aus, und der Kontakt zu den Provinzen bricht nie ab.

Von den Sachsen bis zum Dreißigjährigen Krieg

400-1180: Westfalen als Teil der Sachsen

Die Sachsen nutzen die Schwäche des von inneren Auseinandersetzungen erschütterten Frankenreichs aus, um im Gebiet des späteren Westfalen zu expandieren.

772 beginnt der Sachsenkrieg des fränkischen Königs Karl des Großen. Die Westfalen suchen eine Annektion zu verhindern, geben sich aber schließlich geschlagen.

794 ist Westfalen aus fränkischer Sicht „befriedet“. Es folgt eine gewaltsame Christianisierung. Sachsen und damit Westfalen wird in das Frankenreich eingegliedert.

775: Ersterwähnung der Bezeichnung „Westfalen“ in mittelalterlichen Quellen des Sachsenkriegs.

780 wird Sachsen in Missionsbezirke eingeteilt. Bistümer und Klöster entstehen. Eines der ersten Klöster wird Ende des 8. Jahrhunderts in Obermarsberg gegründet, im Jahre 805 dann das Bistum Münster.

1180: Trennung von Sachsen Sachsenherzog Heinrich der Löwe wird von Barbarossa gestürzt. Die allmähliche Trennung von Sachsen und Westfalen findet hier seinen Abschluss.

1180-1450: Neue Herrschaften Nach dem Sturz Heinrichs bauen sich viele kleinere und größere Herrscher in Westfalen eigene Landesherrschaften aus – auch geistliche Fürsten und der Erzbischof von Köln. Seit dem 12. Jahrhundert beginnt die große Zeit der Stadtentstehung. Sauerländische Eisenerzgebiete und reiche Holzvorkommen fördern die Ausbildung des Eisengewerbes. Weitere wichtige Sektoren sind das Leinengewerbe und die Salzproduktion, zum Beispiel in der Salzstätte bei „Uflon“, dem heutigen Bad Salzuflen.

1555-1648: Konfessionsstreit Westfalen ist nach dem Augsburger Religionsfrieden ein Zentrum des Konfessionsstreits: Die Bistümer Münster und Osnabrück etwa bleiben katholisch, in gräflichen Territorien etabliert sich das Luthertum. Der spanisch-niederländische Krieg im Westen ab 1566, der Kölner Krieg ab 1583, sorgen immer wieder für kriegerische Auseinandersetzungen – ein fließender Übergang zum Dreißigjährigen Krieg. 1648 wird der Krieg dann im Westfälischen Friedenskongress in Münster und im Hochstift Osnabrück beendet.

Von Feudalismus bis Nordrhein-Westfalen

1648-1770: Neue Herren Fast ganz Westfalen hat mit der Aufarbeitung der Folgen des Dreißigjährigen Krieges zu kämpfen. Und muss sich mit neuen Mächten wie den Brandenburger Kurfürsten auseinandersetzen.

1815-1849: Preußische Provinz Als Folge des Wiener Kongresses entsteht im westlichen Teil Preußens eine neue Provinz Westfalen.

1850-1870: Weg in die Moderne Der Ausbau der Eisenbahnlinien und die Telegrafie bedeuteten die Anfänge einer modernen Gesellschaft. Mit dem Ruhrgebiet befindet sich in Westfalen ein Kerngebiet preußischer Industrialisierung. 1914-1918: Erster Weltkrieg Westfalen wird wichtiger Rüstungsstandort. Es ist Aufmarsch- und Sammelgebiet für Truppen, Lazarette und Kriegsgefangene.

1918-1933: Weimarer Republik Die Zeit nach dem Ende des Kaiserreichs ist geprägt vom Aufstand der Ruhrarbeiter, von Inflation, der Ruhrbesetzung belgisch-französischer Truppen und einer schweren wirtschaftlichen Krise.

1939-1945: „Heimatfront“ Westfalen wird Verteidigungsraum: Jagdgeschwader und Flugabwehr sind hier stationiert. Durch alliierte Bomben und die „Endkämpfe“ 1945 wird Westfalen schwer getroffen.

1945-1949: Region im Aufbau Der Kalte Krieg zwingt die Besatzungsmächte zu einem schnellen Wiederaufbau. Für einige Zeit wird Westfalen von einem unter britischer Militärregierung agierenden Oberpräsidium verwaltet. 1946 wird es Teil Nordrhein-Westfalens.

Weitere Infos finden Sie online auf dem Portal des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte: http://bit.ly/nLnYI7

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