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Capri LoungeTrinken mit Stil

Lesezeit 3 Minuten

In der antiken Rührkanne bereitet Volker Seibert fast alle Cocktails zu. Sie ist sein größter Stolz. An der offenen Bar können die Gäste genau zusehen, wie er die Getränke mixt.

Köln – Bunte Cocktails mit Schirmchen und aufgespießte Süßigkeit gibt es hier nicht. Auch Kölsch schenkt die Capri Lounge nicht aus. Von außen ist die Bar kaum zu sehen, lediglich die Eingangstür an der Benesisstraße ist zu den Öffnungszeiten beleuchtet.

Der Rest liegt unter der Erde. Keine Chance für Junggesellenabschiede und andere trinkfreudige Gruppen, hier einfach hineinzustolpern – was angesichts der Nähe zum Ring ein Vorteil ist.

Andererseits kennt die Bar aber auch kaum jemand. „Wir sind in New York und in anderen Ländern bekannter als in Köln“, behauptet Bar-Manager Volker Seibert. In der Tat zählte die britische Sunday Times die Capri Lounge jüngst zu den 50 besten Bars der Welt. Bei den diesjährigen Tales of Cocktails in New Orleans, die als Oscar der Branche gelten und die besten Bars der Welt küren, schaffte es das Kölner Lokal in der Kategorie „Getränkeangebot“ unter die zehn besten der Welt. „Es ist Wahnsinn, dort nominiert zu sein. Jetzt ernten wir die Früchte unserer jahrelangen Arbeit“, freut sich Seibert.

Die Capri Lounge bezeichnet sich als Bar und Smokerlounge. Gäste, die zu ihren Getränken eine Zigarette oder Zigarre – die werden hier auch verkauft – genießen möchten, sind willkommen.

Capri LoungeBenesisstr. 61/Ecke Ehrenstr.50672 Köln-Innenstadt0221/8203360Di-So 20-3 Uhr, Mo Ruhetagwww.capri-lounge.com

Seit 1999 arbeitet er in der Capri Lounge. Als Jugendlicher machte er eine Lehre zum Werkzeugmacher, begann aber schon mit 17 Jahren, abends in der Gastronomie zu arbeiten. „Die Atmosphäre hinter der Bar hat mir immer Spaß gemacht“, sagt der 39-Jährige aus dem Westerwald. Nach und nach hat er sich alle Accessoires zum Mixen selbst gekauft. Sein größter Stolz ist die antike Rührkanne, in der er fast alle Cocktails zubereitet. Er besitzt auch einen Boston Shaker aus Silber vom Portobello Market in London.

Den Getränken Respekt zollen

Viele Gläser sind ebenfalls antik und tragen keine Namen bestimmter Getränkehersteller. „Durch die besonderen Utensilien zollen wir den Getränken noch mehr Respekt“, erklärt Volker Seibert. Einige Werkzeuge stammen aus den 1920er-Jahren, den „goldenen Barzeiten“, wie Seibert sagt. Viele noch heute bekannte Cocktails stammen aus dieser Ära. Als die Prohibition Amerikas Szene offiziell lahm legte, brachten die Barkeeper die Rezepte mit nach Europa. Volker Seibert wünscht sich, dass seine Gäste sich in jedes Getränk hineindenken. In der Karte sind deshalb nicht nur die Zutaten, sondern auch die Geschichte der Drinks verzeichnet.

Die Posten auf der Karte sind mittlerweile auf 110 Angebote reduziert, 44 davon sind Eigenkreationen wie etwa der Trüffel Sazerac (siehe Rezept), für den die Bar besonders bekannt ist. Wer Gin trinken will, kann sich einen aus 60 Sorten aussuchen. Wie in einer offenen Küche können die Besucher bei der Zubereitung der Getränke zusehen.

Die Gäste scheinen Seiberts Hingabe zu honorieren. Sie zahlen für die Cocktails zwischen neun und 25 Euro pro Glas. Seibert: „Man kommt hier hin, um zu genießen. Wir sind ein Ort des kultivierten Trinkens.“