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Comeback in KölnNeneh Cherry im Stadtgarten

3 min

Neneh Cherry meldet sich nach 18 Jahren zurück.

Köln – Es ist ja nicht so, dass man von dieser Frau keine Songs im musikalischen Stammhirn geparkt hätte. „Trout“ zum Beispiel, ihr Rap-Duell mit Michael Stipe als schüchternem MC, zu finden auf ihrem besten Album „Homebrew“ aus dem Jahr 1992. „Manchild“ natürlich, das sich mehr als nur ein bisschen abgenutzt hat, und ihr größter Mainstream-Hit „7 Seconds“, ihr Duett mit Youssou N’Dour. Nicht zu vergessen „Buffalo Stance“ von 1988, das im Gegensatz zu gleich alten Sounds erstaunlich gut in Form ist. Dass man Neneh Cherry trotzdem nicht mehr als ganz großen Punkt auf dem Radar hatte, liegt schlichtweg daran, dass die Schwedin seit 18 Jahren kein Soloalbum veröffentlicht hat; ihr letztes musikalisches Lebenszeichen, ein Cover-Projekt mit den schwedischen Freejazzern The Thing, war zwar interessant, ging 2012 aber ziemlich unter, und überhaupt war der Schwedin die Family-Life-Work-Balance – und zwar exakt in dieser Reihenfolge – immer wichtiger als die ganz große, kontinuierliche Karriere.

In so ziemlich allem famos

Insofern übermittelten uns die Ohren folgendes, als neue Songs von Neneh Cherry im Orbit waren: Erwarte mal nix, bekommst du möglicherweise eine Menge. Und dann das: „Blank Project“ bietet nicht nur allerlei, sondern ist in so ziemlich allem famos. Und außerdem ein karges Elektro-Bäumchen mit ganz vielen feinen Verästelungen: Hip-Hop und Trip-Hop, Soul, Jazz, Pop und Rock. Und bitte sehr gerne, ach was: unbedingt immer mit der Spezifizierung „Minimal“ davor. Das Londoner Drum-und-Keyboard-Duo Rocketnumber 9 fungiert als musikalisches Direktorium und skelettiert den Sound des grandiosen Comebacks bis zum Gehtnichtmehr, die Beats des Openers „Across The Water“ knarzen, knurren und rumpeln und bilden in ihrer Reduktion einen herben Kontrast zu Neneh Cherrys warmer Stimme, aus dem im Laufe des Albums allerhand erwächst. Spannung. Reibung. Widersprüche. Kratzbürstigkeit trifft Kreativität, Rest-Melodien verabreden sich mit hoffnungsvoller Melancholie.

Neneh Cherry wird 50

Den Titelsong kann man getrost als Ako-Pads für die Hüftgelenke übersetzen, eine geschundene Seelengarnitur inklusive. „Leave me alone/ but don’t leave me lonely“, singt Cherry mit Verve, Leidenschaft und einer großen Portion Dringlichkeit, und später ist dann die Zusammenarbeit mit ihrer schwedischen Schwester im Geiste dran: Robyn, blondierte und überaus begabte Elektropop-Handwerkerin, ist 34 und somit the next generation nach Neneh Cherry, die am 10. März tatsächlich – Kinder, wie die Zeit vergeht – 50 Jahre alt wird. Wer „Out Of The Black“ hört, denkt als Mann neidisch an unsterbliche Textzeilen von Funny van Dannen: „Freundinnen müsste man sein/ Dann könnte man über alles reden/ Über jeden geheimen Traum/ Freundinnen müsste man sein/ Dann könnte man über alles lachen/ Viele Sachen zusammen tun.“

Kunst ohne festen Plan

Die Kunst von Neneh Cherry hat, wie jede formidable Kunst, keinen festen Plan, sie ändert bei Bedarf die Richtung, positioniert sich immer wie neu und weiß, was sie wann will. „Blank Project“ will mit sparsamen Mitteln reichlich unterhalten. Mission accomplished, Neneh Cherry. Und wehe, es dauert wieder 18 Jahre bis zum nächsten Soloalbum.

Termin:

Neneh Cherry Live with Rocketnumber9

Freitag, 7. März, 19.30 Uhr im Stadtgarten Köln, Venloer Straße 40.

Tickets gibt es bei Kölnticket.