Das Wochenende der Oscar-Verleihung ist da. Filmfans nicht nur in Los Angeles, sondern auch in Köln stimmen sich auf die Preisverleihung ein.
Oscar-nominierte Filme und Independent-Produktionen laufen an diesem Wochenende in den Lichtspieltheatern der Stadt.
Besonders die Programmkinos in Köln bieten eine besondere Atmosphäre und ausgewählte Filme.
Wir haben eine Übersicht über die zwölf Programmkinos in Köln erstellt und erklären, was sie so besonders macht.
Es ist wieder soweit – am Sonntag findet im Dolby Theatre in Los Angeles die diesjährige Verleihung der Academy Awards statt, besser bekannt unter dem Namen „Oscars“.
Alles was in der Filmbranche Rang und Namen hat schreitet dann über den Roten Teppich, in der Hoffnung, eine Auszeichnung als „Beste Schauspielerin“, „Beste Regie“ oder natürlich „Bester Film“ zu erhalten.
Weit weg von Los Angeles kann man sich auch in Köln in die passende Stimmung für die Oscars bringen, zum Beispiel mit einem Besuch im Programmkino. Neben aktuellen Oscar-Favoriten finden Filmfans hier ein diverseres Angebot und viele alte Filmschätze, auf die man sonst nie gestoßen wäre. Wir haben eine Übersicht über die schönsten Programmkinos in Köln zusammengestellt.
Besitzer Michael Tromp im Turistarama, früher „Lupe 2“.
Copyright: Peter Rakoczy
Ein kleiner Geheimtipp unter den Programmkinos ist das „Turistarama“, gegenüber der Mauritiuskirche in der Kölner Innenstadt. Trotz seiner zentralen Lage ist das Kino nur etwas für echte Kenner, von außen wirkt es so unscheinbar, dass man schnell daran vorbeiläuft. Großer Fehler!
Im Inneren befindet sich nicht nur ein gemütlicher kleiner Barbereich, sondern auch der wunderschöne Kinosaal mit rund 100 rot-überzogenen Kinosesseln. Neben Filmvorführungen finden hier regelmäßig auch Konzerte oder Lesungen statt. Das Programm besteht meist nur aus ein bis zwei Filmen, die an ausgewählten Terminen gezeigt werden. Ein Hit bei Familien: Hier kann man auch Kinder-Geburtstag feiern.
Programmtipp zum Oscar-Wochenende: Am Freitag, den 7. Februar und am Sonntag, den 9. Februar laufen je zwei Filme. Je um 18:30 Uhr wird „Vom Gießen des Zitronenbaums“ gezeigt, eine Komödie über einen palästinensischen Künstler, der eine neue Heimat sucht. Der Film wurde für die „Goldene Palme“ nominiert. Um je 20:30 Uhr läuft dann „Die Kunst der Nächstenliebe“, ein französischer Film, der sich zwischen Drama und Komödie über eine Frau mit Helfersyndrom bewegt.
Das Odeon-Kino in der Südstadt hat sich einem besonderen Programmauftrag verschrieben: von den rund 100 Filmen, die im Jahr gezeigt werden, stammen 70 Prozent aus Europa (davon circa 20 Prozent aus Deutschland), nur die restlichen 30 Prozent kommen aus den USA oder Asien. Dadurch sollen Einblicke in die kulturellen Wirklichkeiten unseres Kontinents gegeben werden. Zu den besonderen Angeboten im Jahr gehört zudem im Frühsommer die Französischen Filmtage und ein Bollywood Festival.
Das Café im Odeon öffnet täglich 30 Minuten vor der ersten Vorstellung. Es gibt eine große Auswahl an Getränken. Im Sommer kann man in einem netten kleinen Innenhof sitzen.
Programmtipp zum Oscar-Wochenende: Passend zur Oscar-Verleihung läuft im Odeon der Film„Little Women“ (am Sonntag um 20 Uhr sogar im Original mit Untertiteln), der für gleich mehrere Auszeichnungen im Rennen ist. Das Drama über vier Schwestern zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkrieges, die versuchen, aus den traditionellen Geschlechterrollen auszubrechen, ist unter anderem für den „Besten Film“ und mit Saiorse Ronan für die „Beste Hauptdarstellerin“ nominiert.
Felix Seifert betreibt zusammen mit Jennifer Schlieper das Kino in Kalk.
Copyright: Alexander Roll
Ein relativ neuer Stern am Programmkino-Himmel in Köln ist das Stadtteil-Kino „Lichtspiele Kalk“. Seit zwei Jahren betreiben Jennifer Schlieper und Felix Seifert zusammen das Kino auf der Kalk-Mülheimer-Straße. Jede Woche bieten sie eine Erstaufführung an. In der Reihe „Cinemania Kalk“ werden regelmäßig Filmklassiker gezeigt, hinter „Something weird cinema“ verbergen sich Aufführungen der Genre Trash oder Horror.
Programmtipp zum Oscar-Wochenende: Zum Oscar-Wochenende ist besonders der südkoreanische Film „Parasite“ empfehlenswert. Der Film bewegt sich zwischen Drama und Satire und erzählt die Geschichte einer armen und einer reichen Familie, deren Leben sich auf immer abstrusere Arten miteinander verweben. Parasite ist als einziger nicht-amerikanischer Film als „Bester Film“ bei den Oscars nominiert. In den Lichtspielen Kalk läuft er Samstag um 21:30 Uhr im Original mit Untertiteln und am Sonntag um 16 Uhr übersetzt.
Die Filmpalette im Eigelstein-Veedel bezeichnet sich selbst als „Filmkunstkino“. Geführt von der Künstlerin Claudia R. Picht ist in der Filmpalette ein klarer Fokus auf Dokumentar- und Independentfilme erkennbar. Der bei der Renovierung 2007 neu geschaffene zweite Saal ermöglicht zudem die Vorführung von Arthouse-Filmen.
Der alte Saal fasst 68 Zuschauer, der neue Saal 44. In der Filmpalette sind große, unpersönliche Räume daher Fehlanzeige. Wer einen Film abseits der großen Blockbuster sehen möchte, ist hier richtig.
Programmtipp zum Oscar-Wochenende: Am Samstag um 19:15 Uhr und am Sonntag um 20:30 Uhr wird der französische Film „Die Wütenden – Les Misérables“ gezeigt. Das Drama ist bei den Oscars als „Bester Internationaler Film“ nominiert. Der Film handelt von dem Kampf zwischen lokalen Gangs und der Polizei in Monfermeil – dem Ort, in dem Victor Hugo seinen Roman „Les Misérables“ spielen ließ.
In fast unmittelbarer Nachbarschaft zur Filmpalette, am Ebertplatz, befindet sich das Metropolis Kino. Das Programmkino legt seinen Fokus darauf, dass Filme lediglich in ihrer Originalfassung gezeigt werden – entweder mit, oder ohne Untertitel. Gerade wer sich oft über dürftige Synchronisationen ärgert, hat im Metropolis die Möglichkeit, diese zu umgehen.
In den drei Sälen des Programmkinos wird außerdem auch Wert auf das Kinderprogramm gesetzt. Für den ersten Besuch eines Kindes im Kino kann man sich von den fachkundigen Angestellten beraten lassen, welcher Film geeignet sein könnte.
Programmtipp zum Oscar-Wochenende: Joaquin Phoenix ist dank seiner Darstellung als „Joker“ der große Favorit auf den Oscar als „Bester Hauptdarsteller“. In der Originalfassung können Film-Liebhaber im Metropolis auch die stimmliche Performance des Darstellers erleben. „Joker“ läuft Freitag und Samstag um 18:30 Uhr.
Das Rex am Ring wurde bei der Aktion „Deutschlands Lieblingskinos 2018“ unter die Top 10 gewählt.
Copyright: Michael Bause
Die Betreiber des Metropolis-Theaters führen auch das „Rex am Ring“, eines der ältesten Kinos in ganz Deutschland. Seit 1928 werden hier Filme gezeigt. Arthouse-Filme und deutsche Produktionen werden im Rex gerne vorgeführt.
Die Preise hier sind fair, Popcorn und Nachos holt man sich in Selbstbedienung. Nach einer dreijährigen Umbauphase wurde das Rex 2017 wiedereröffnet. In den gemütlichen Sälen herrscht immer noch das Flair eines alten Kinos. Passend dazu werden jeden Montag „Iconic Movies“, also wahre Film-Klassiker gezeigt.
Programmtipp zum Oscar-Wochenende: Am Freitag um 18:15 Uhr und 21:15 Uhr, am Samstag zu denselben Zeiten und am Sonntag um 18:15 Uhr läuft im Rex am Ring der Film „Knives Out – Mord ist Familiensache“. Der amerikanische Film mit Daniel Craig und Ana de Armas in den Hauptrollen ist bei den Oscars für das „Beste Originaldrehbuch“ nominiert. Die Story: Als ein berühmter Krimi-Autor an seinem 85. Geburtstag tot aufgefunden wird, muss ein Privatdetektiv in der exzentrischen Familie ermitteln.
Kurz hinter der Kreuzung Luxemburger Straße/Weisshaus Straße befindet sich das Weisshaus-Programmkino. In den zwei Sälen des 50er-Jahrebaus werden nicht nur Arthouse-Filme, sondern auch gehobener Mainstream gezeigt. Europäische Filmkunst und Kinderfilme spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
Mit der Reihe RE:SCREEN bringt das Weisshaus Kino zudem ausgewählte Film-Klassiker zurück auf die Leinwand.
Programmtipp zum Oscar-Wochenende: Unter dem Prädikat „Besonders wertvoll“ läuft am Freitag und Samstag um 19 Uhr und am Sonntag um 20 Uhr der Film „Intrige“. In dem Film von Oscar-Preisträger Roman Polanski geht es um den jungen französischen Offizier Alfred Dreyfus, der wegen Hochverrats zu lebenslanger Haft auf eine Teufelsinsel im Atlantik verbannt wird.
Das Off Broadway gehört zum gleichen Betreiber wie das Weisshaus Kino und teilt daher bestimmte Programmpunkte, wie die RE:SCREEN-Reihe. Das Kino auf der Zülpicher Straße ist durch die Nähe zur Uni besonders bei Studierenden beliebt, die alte Anschlagetafel über dem Eingang zum Hinterhof lockt aber auch viele weitere Besucher an. Hinten verbirgt sich dann der gemütliche Biergarten, in dem vor der Vorführung noch ein Kölsch getrunken werden kann.
Jeden zweiten Sonntag im Monat finden im Off Broadway filmpsychologische Betrachtungen statt, dazu zeigt das Allerweltskino jeden Dienstag Spiel- und Dokumentarfilme aus der ganzen Welt. In den kleinen Sälen kann man sich zurücklehnen und das Programm genießen.
Programmtipp zum Oscar-Wochenende: Am Freitag um 20 Uhr, am Samstag um 15:15 Uhr/20 Uhr und am Sonntag um 17:10 Uhr/19 Uhr wird der Film „Jojo Rabbit“ im Original mit Untertiteln gezeigt. Der Dramedy-Film hat bei den Oscars viele Chancen, ist als „Bester Film“ und Scarlett Johansson als „Beste Schauspielerin“ in gleich mehreren Kategorien nominiert. Während des zweiten Weltkrieges entdeckt der 10-jährige Jojo, dass seine Mutter eine Jüdin im Haus versteckt. Daraufhin berät er mit seinem imaginären Freund Hitler, was davon zu halten ist.
2019 ging ein großer Aufschrei durch Ehrenfeld: das Cinenova-Kino war gefährdet. Ein Abriss auf dem Gelände drohte, um dort Wohnraum zu schaffen. Mehr als 18.000 Kölner forderten in einer Unterschriften-Aktion den Erhalt des Kinos. Mit Erfolg: momentan steht eine Schließung des Cinenovas nicht mehr zur Debatte.
Kino-Fans schätzen am Cinenova nicht nur die drei Säle mit bunten Sesseln, in denen neben Programmkino auch Oper- und Ballettaufführungen gezeigt werden. Besonders im Sommer finden sich Film-Liebhaber zum Open-Air-Kino im Biergarten des Cinenovas ein. Das Cinenova setzt sich als Ziel, einen großen Anteil von anspruchsvollen, europäischen Filmen im Programm zu haben.
Programmtipp zum Oscar-Wochenende: „1917“, der Kriegsfilm des Regisseurs Sam Mendes über die Belagerung der Briten und Deutschen in Nordfrankreich, ist einer der Favoriten im Rennen um den „Besten Film“ bei den Oscars. Mendes ist außerdem für die „Beste Regie“ nominiert, auch Kamera, Ton und Filmmusik rechnen sich Chancen auf eine Auszeichnung aus. „1917“ läuft im Cinenova Freitag und Samstag um 20:45 Uhr, Sonntag zur selben Zeit im Original mit Untertiteln. Ein Must-See zu den Oscars.
Kino-Erlebnis der Extraklasse gibt es in der Residenz
Copyright: Thilo Schmülgen
Die Residenz ist die richtige Adresse, wenn der Kino-Besuch zum Erlebnis werden soll. Die Film-Lounge hat sich auf einen außergewöhnlichen Service spezialisiert, den man sich etwas kosten lassen muss. Nach einer Begrüßung an der Bar wird man von einem Platzanweiser in den Saal geleitet. Dort wird dann in großen Ledersesseln Platz genommen. Getränke und Speisen können bis zum Filmbeginn dank der Bedienung direkt zum Sitz geordert werden.
Neben aktuellen Filmen zeigt die Residenz außerdem kulturelle Ereignisse wie Aufführungen der Metropolitan Opera und dem Bolschoi-Theater. Auch Film-Klassiker kommen in der Residenz nicht zu kurz.
Programmtipp zum Oscar-Wochenende: Wenn es statt einem oscarreifen Hollywood-Blockbuster auch ein deutscher Film sein darf, kann man von Freitag bis Sonntag um 17 und 20:15 Uhr „Lindenberg! Mach dein Ding!“ sehen. Der Film widmet sich der Geschichte des Panikrockers Udo Lindenberg, von seiner Kindheit in Westfalen bis hin zu seinen Auftritten in der DDR.
Das „Filmforum NRW“ ist kein klassisches Kino. Es ist angegliedert an das Museum Ludwig und hat sich Programmreihen, Premieren und Festivals verschrieben. Beispielsweise werden hier regelmäßig neue WDR-Dokumentarfilme gezeigt, oft in Anwesenheit der Regisseure oder weiterer Beteiligter. Der Eintritt bei diesen Vorführungen ist frei, man muss sich nur zuvor per E-Mail angemeldet haben.
Mit der Reihe FILMGESCHICHTEN bringt das Filmforum zudem filmhistorische Programme auf die Leinwand, welche die internationale Filmgeschichte beleuchten. Passend zum Museum Ludwig liegt der Fokus auf der Betrachtung zeitgenössischer Filmkultur. An einer kleinen Bar können Getränke gekauft werden, der große Saal ist mit gemütlichen roten Sesseln ausgestattet.
Programmtipp zum Oscar-Wochenende: Am Oscar-Wochenende läuft im Filmforum tatsächlich kein Film, die nächste Vorstellung findet im Rahmen der Reihe „Kino zeigt Seele“ am Mittwoch, 12. Februar um 19:30 Uhr statt. Gezeigt wird das Drama „Der Boden unter den Füßen“. Anschließend findet ein Gespräch mit Prof. Barbara Schneider zum Film und den Themen Schizophrenie und Burnout statt.
Filmforum NRW
im Museum Ludwig, Bischofsgartenstraße 1
50667 Köln
www.filmforumnrw.de
Filmclub 813
Der Filmclub 813 lebt vom ehrenamtlichen Engagement seiner Mitglieder.
Copyright: FRANZ SCHWARZ
Auch der Filmclub 813 ist kein klassisches Kino. Im Grunde genommen ist er nicht mal ein Kino, sondern, wie der Name schon sagt, ein Club – zumindest ursprünglich. Bereits 1990 schlossen sich acht Cineasten zusammen, um dafür zu sorgen, dass besondere Filme in Köln aufgeführt werden.
Seit 1995 zeigt der Club seine Filme im Kinosaal des städtischen Gebäudes DIE BRÜCKE in der Innenstadt und darf es seit der Übernahme des Equipments vom British Council auch offiziell Kino 813 nennen. Ehrenamtlich engagieren sich rund 50 Mitglieder, um den Betrieb am laufen zu halten.
Programmtipp zum Oscar-Wochenende: Das Kino macht gerade Winterpause und öffnet zum 1. März wieder.
Filmclub 813 im Gebäude DIE BRÜCKE
Hahnenstraße 6
50667 Köln
www.filmclub-813.de
