Köln – Für Familien mit kleinen Kindern sind die „langen Nächte“ immer eine Herausforderung. Fallen die Großeltern als Aufpasser aus, kann entweder nur Mama oder nur Papa gehen – will man zusammen los, muss eine Babysitterin her. Die muss noch dazu Lust haben, bis nachts um drei Uhr auszuharren – was, nebenbei gesagt, für die Familie deutlich teurer werden kann als der gesamte Eintritt der Veranstaltung.
Die Macher der „Museumsnacht Köln“, die an diesem Samstag um 19 Uhr zum 16. Mal zur nächtlichen Bilderschau einlädt, sind sich des Problems offenbar bewusst. Sie versuchen auf doppelte Weise, Eltern mit Kindern einen Ausflug dennoch möglich zu machen: Zum einen haben Kinder bis einschließlich 15 Jahren freien Eintritt in allen 45 Museen, Atelierhäusern, Kunstinitiativen und Off-Spaces.
Zum anderen ist das Programm auch in diesem Jahr wieder gespickt mit Angeboten, die sich ausdrücklich an Kinder richten. Wer will, kann also den Nachwuchs einfach mitbringen.
Jetzt könnte man einwenden, dass die meisten Programmpunkte für Kinder schön um 20 Uhr vorbei sind. Natürlich geht die Museumsnacht dann erst richtig los. Aber was spricht dagegen, den Nachwuchs noch eine Weile mit durch die Nacht zu nehmen? Es muss ja nicht bis 2.59 Uhr sein.
ZUHÖREN
„Bolle und die Bolzplatzbande: Hai-Alarm!“
Kölnisches Stadtmuseum, 19.30 Uhr
Sie lesen Ihrem Kind zum Einschlafen gern Geschichten vor? Auf der Museumsnacht können Sie diese Gewohnheit fortführen und können dabei sogar ihre Stimme schonen. Im Kölnischen Stadtmuseum liest die Autorin Christina Bacher aus ihrem Buch „Bolle und die Bolzplatzbande: Hai-Alarm!“, einem Köln-Krimi für Kinder. Darin geht es um eine Überfallserie auf Juweliergeschäfte, die in der Kölner Nordstadt für Unruhe sorgt: Immer markieren die Diebe die Hauswand mit einem Kreide-Hai. Als der zwölfjährige Wladi mitansehen muss, wie seine eigene goldene Uhr gestohlen wird, macht er sich gemeinsam mit seinen Freunden auf die Suche nach den Verbrechern.
Ab fünf Jahre
THEATER SPIELEN
Kamishibai
Museum für Ostasiatische Kunst, 19.15 Uhr
Die kleinste Theaterbühne der Welt entstand Anfang des 20. Jahrhunderts auf den Fahrradgepäckträgern von Süßigkeitenverkäufern. In Japan fuhren diese fliegenden Händler damals von Ort zu Ort, um Schokolade anzubieten und gleichzeitig den Menschen kleine Geschichten zu erzählen. Sie nutzen dafür eine Art Kofferbühne, die unter dem Namen Kamishibai bekannt wurde; Kanji steht im Japanischen für Papier, shibai für Theater. Das Museum für Ostasiatische Kunst entführt Kinder ab 19.15 Uhr in die Welt des Papiertheaters. Die Kinder können eigene Geschichten für das Kamishibai entwickeln, unter Anleitung Bühnenbilder dazu malen und am Ende selbst ein Stück inszenieren.
Ab sechs Jahre
BASTELN
„Augen Gottes aus Mexiko“
Rautenstrauch-Joest-Museum
(Werkraum im Juniormuseum, 1. OG), 19.15 Uhr
Am letzten Wochenende im Oktober ist es so weit: Während der Rest der Welt Halloween feiert, begehen die Mexikaner ihren „Día de los Muertos“ (auf Deutsch: Tag der Toten), einen der wichtigsten mexikanischen Feiertage. An diesem Tag wird traditionell der Verstorbenen gedacht, die Menschen bringen Essen mit auf die Friedhöfe, machen Musik und feiern mit den Toten zwischen blumengeschmückten Altären. Ab 19.15 Uhr erklärt Museumspädagogin Laura Winkler Kindern diese fröhliche Tradition. Im Anschluss werden gemeinsam „Ojos de Dios“ (Augen Gottes) gebastelt, bunte Talismane der Huichol-Indianer, die Glück bringen sollen. (Dauer: 45 Minuten)
Ab fünf Jahre
Lesen Sie im nächsten Abschnitt: Nachwanderungen und Kostümieren bei der Museumsnacht.
NACHTWANDERN
„Kerzenlicht-Führung“
Wallraf-Richartz-Museum, 19.30 Uhr
Nachtwanderungen sind nicht nur draußen spannend. Auch ein Museum kann im Dunkeln ganz schön aufregend sein. Mit einer Kerzenlicht-Führung lädt das Wallraf-Richartz-Museum Familien mit Kindern ab acht Jahren zum Nachts-im-Museum-Spaziergang ein. Im flackernden Kerzenschein gibt es die aktuelle Ausstellung „Gemalte Verführung“ mit Bildern von Godefridus Schalcken zu sehen, einem der führenden niederländischen Meister des 17. Jahrhunderts. Von seinen Zeitgenossen gefeiert, ist der Mann heute kaum noch bekannt. Zu Unrecht, denn Schalcken spielt in seinen Bildern virtuos mit Lichteffekten – was ihn für eine Schummerlicht-Führung natürlich reizvoll macht, nicht nur für Kinder.
Ab acht Jahre
COMICS LESEN
„Kölnman – Ein Heldenepos“
Römisch-Germanisches Museum, 19.45 Uhr
In seinem knallroten Anzug fliegt er, schwarz gestiefelt und prall von Statur, über die Dächer von Köln. Seine Mission: Menschen retten. Der Kölnman aus Susanne Viegeners gleichnamigen Buch ist ein kölscher Batman, der Abenteuer aus 60 Jahren Stadtgeschichte erlebt. Mal rettet er die Handtasche der britischen Queen bei deren Köln-Besuch 1965, mal fliegt er über das Jahrhunderthochwasser 1993 oder landet bei der bislang letzten Meisterfeier des 1. FC Köln im Jahr 1978. Im Römisch-Germanischen Museum, in dem es sonst ausschließlich um antike Helden geht, liest die Autorin aus ihrem von der Illustratorin Mira Lob gezeichneten Heldenepos. Für Kinder und Kölnkenner gleichermaßen empfehlenswert.
Ab acht Jahre
KOSTÜMIEREN
Kreativwerkstatt ab 19 Uhr
„Selfie-Timewarp“, ab 21 Uhr
MAKK Museum für Angewandte Kunst Köln
Das Museum für Angewandte Kunst macht zurzeit in Mode. Für Erwachsene ist kürzlich die Ausstellung „Look! Modedesigner von A bis Z“ gestartet. Kinder und Jugendliche können sich am Samstag selbst zu kleinen Modedesignern ausbilden lassen. In der Kreativwerkstatt können sie ihre Stücke designen und anschließend mit Schere, Nadel und Faden selbst schneidern und vernähen. Ab 21 Uhr gibt es dann die Möglichkeit zur Zeitreise: Beim „Selfie-Timewarp“ kann man sich mit Accessoires aus dem Museumsfundus aufbrezeln und danach mit der Kamera Selfies im neuen Look schießen.
Für Kinder und Jugendliche
