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KaffeehausEin Café für Kaffee-Kenner

3 min

Auch die Deko ist ganz auf Kaffee ausgerichtet.

Sülz – Die Geschichte des Kaffeehauses Weyer ist die Geschichte eines unbedarften Kaffeetrinkers, der beschloss, sich in einen Kaffee-Kenner zu verwandeln. Es ist die Geschichte eines angestellten Verkäufers, der die Freiheit des Freiberuflers für sich entdecken wollte und gemerkt hat: „So ein eigener Betrieb ist verdammt viel Arbeit.“ Aber, sagt Thomas Weyer, der sein beschauliches Kaffeehaus im August 2011 an der Berrenrather Straße 211 eröffnet hat: „Ich habe es bislang nicht bereut.“ Die Tische sind an diesem Vormittag gut belegt, auch wenn zurzeit ein Baugerüst an der Hausfassade manchen vielleicht von einem Besuch abhält.

Thomas Weyer, gelernter Japanologe und Kaufmann für Marketing, ist ein gewissenhafter Typ. Bevor er seinen Kaffee-Laden eröffnete, wollte er so viel wie möglich über Kaffee erfahren. Also meldete er sich für eine Ausbildung zum Kaffee-Sommelier in Wien an. Sommeliers sind ursprünglich Weinkellner, die Menschen bei der Auswahl ihrer Weine beraten. Es gibt sie aber inzwischen auch für Bier, Tee oder eben Kaffee.

Acht Kaffeesorten selbst geröstet

Längst rührt Thomas Weyer keinen industriell hergestellten Filterkaffee mehr an. In seinem Laden bietet er acht Kaffeesorten an, die er allesamt selber röstet. Die Jutesäcke mit den Bohnen dienen im hinteren Gastraum als dekoratives Element, auf den Regalen im Büro stehen Dosen mit Bohnen aus Indien, Brasilien, Costa Rica, Kuba, Guatemala, Nicaragua, Kenia und Äthiopien. Im Büro steht auch eine Röstmaschine – der frühere Filterkaffeetrinker röstet seine Bohnen selbst und verkauft seinen Kaffee auch.

Zwar gibt es im Kaffeehaus auch Tee, selbst gemachte Torten (der Renner ist Frischkäse-Himbeer) und Kuchen, belegte Brötchen, sogar Suppen. Im Zentrum steht freilich der Kaffee. Auf großformatigen Bildern sind gelbe und rote Kaffeekirschen zu sehen, in denen die Bohnen stecken, auf einer Ablage liegen Kaffeebücher, die Teelichter sind von Kaffeebohnen umgeben. Leise südamerikanische Musik erfüllt dezent die Räume.

Für eher puristische Kaffeetrinker hält Weyer Filterkaffee (mit selbst gerösteten Bohnen) bereit, für experimentierfreudige auch eine portugiesische Variante des Latte Macchiato (aufgeschäumt mit kalter Milch) oder – mit Liebesgrüßen aus Wien – einen „Überstürzten Neumann“: Dafür wird ein doppelter Espresso auf eine Sahnehaube geträufelt.

Natürlich ist auch der Kaffee zum Mitnehmen im Angebot – die Pappbecher sind mit Zeichnungen eines Malers aus Guatemala versehen, ein kleiner Teil der Einnahmen aus dem Kaffeeverkauf geht an eine Initiative, die Mikrokredite für Kleinstunternehmen vergibt.

Die Gäste wissen was guter Kaffee ist

Die Getränkekarten sind eher im Wirtshausstil gehalten, der vordere Gastraum ist mit einigen Barhockern auf Gäste ausgerichtet, die eine schnelle Tasse Kaffee wünschen. Der hintere Raum ist entschieden gemütlicher und lädt zum längeren Verweilen ein. Ein Plus im Sommer ist eine hübsche, kleine Terrasse.

Einheitlich wirken die Räume im Kaffeehaus Weyer nicht unbedingt – Interieur und Atmosphäre entsprechen dem bunt gemischten Publikum. Das Lokal ist sicher kein klassischer Studenten-Treff, eher kommen Mütter mit Kindern, Paare, Angestellte, Freiberufler und Rentner. „Die meisten von meinen Gästen“, sagt Thomas Weyer, „wissen einfach, was ein guter Kaffee ist.“