Kolumne „Raus hier!“Ein Lob dem Nichtstun

Einfach liegen und schauen kann so schön sein, findet Kolumnistin Jenny Filon.
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Köln – Ich stelle mir gerade vor, wie Sie genau jetzt in Ihrem Garten sitzen. Oder auf dem Balkon. Die Sonne scheint, der Kaffee ist noch warm und Sie studieren die Termine für das Wochenende. Dem flüchtigen Gedanken, einfach zu Hause zu bleiben, geben Sie keine Chance.
Schließlich ist es ja endlich soweit: Der Sommer ist da. Zeit, das neue Kleid überzustreifen, die Wedges aus dem Schrank zu holen und die frisch pedikürten Füße der Welt zu präsentieren. Zu Hause bleiben gilt nicht, denken Sie – Wetterverschwendung.
Fehlt in solchen Momenten der richtige Plan, kommt Stress auf: Freizeitstress. Was tun? Selbiges ist mir vergangenen Sonntag auch passiert. Und dann: Habe ich mich dieser Form des Stresses einfach widersetzt. Wäre mein Hausgarten nicht ein von Katzen präpariertes Minenfeld, hätte ich meinen Wirkungsraum einfach dorthin verlegt. So hatte ich genau zwei Möglichkeiten: Familien im Blücherpark oder Slackliner am Colonius beobachten.
Ich entschied mich für latenten Autolärm am Fernsehturm – der Urbanität wegen. Wer großstädtisch sein will, muss da eben durch. Und da habe ich mich dann, zwischen grillenden Pärchen, Bob-Marley-Tönen und den umherschwingenden modernen Seiltänzern, einfach mal in Ruhe gelassen.
Ich habe nicht mal gelesen – zu beobachten gab es ja genug. Für die folgenden fünf Stunden habe ich mein ganz persönliches Universum auf das indische Wandtuch begrenzt, auf dem ich saß, und mein inneres Gleichgewicht dem der Slackliner angepasst. Mehr nicht. Und dabei hatte ich das Gefühl, alles richtig zu machen. Freizeitstress? Nicht mit mir. Ich habe dem Aktionismus in meinem Kopf die große Faulheit entgegengesetzt und mit beträchtlicher Hingabe einfach mal nichts getan. Langeweile ade. Ein Lob dem Nichtstun.