MusikLeverkusener Jazztage starten

Esperanza Spalding wird mit zwei amerikanischen Kolleginnen bei der „Womens Night“ für Frauenpower sorgen.
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Leverkusen – Viele sind ja nicht mehr übrig von denen, die den Jazz in der Nachkriegszeit weg vom Hau-Drauf des Dixieland hin zur zwischen Pop und Klassik schwankenden und letztlich doch meilenweit über beiden Genres schwebenden Anspruchs-Musik führten: Louis Armstrong oder John Coltrane etwa sind schon seit über 40 Jahren tot. Thelonious Monk folgte 1982. Nach 1990 verabschiedeten sich Art Blakey, Miles Davis, Dizzy Gillspie. Einer, der hingegen noch lebt und spielt und tourt, ist der amerikanische Saxofonist Sonny Rollins – ab heute immerhin auch schon 82 . Und es ist kein bisschen übertrieben, wenn er im Programm für die 33. Leverkusener Jazztage, das am Donnerstag offiziell vorgestellt wurde, wahlweise als „Highlight“ oder „letzte lebende Legende“ bezeichnet wird: Rollins ist der Superstar des Festivals.
Im Forum gastiert er am Sonntag, 4. November, dem zweiten Tag der Konzertreihe. Und niemand freut sich mehr darüber als Jazztage-Chef Eckhard Meszelinsky: „Wir wollten Rollins schon seit Jahren haben. Nie hat es geklappt – bis jetzt. Das ist eine Riesen-Sache!“ Eine Riesen-Sache, die natürlich mit enorm viel Aufwand verbunden war und ist, denn: Der Hardbop-Held gibt in Leverkusen sein einziges Deutschlandkonzert und nur eines von lediglich sechs Europakonzerten.
Nach Meszelinskys Aussage rissen sich die Veranstalter im Vorfeld um ihn. Und zum Lohn, dass die Jazztage seinen Zuschlag erhielten, werde er sich auch gleich für mehrere Nächte in einem Kölner Luxushotel einquartieren. Kurzum: Bedenkt man, dass die Jazztage in diesem Jahr erstmals ausschließlich von Firmensponsoring leben – die Stadt muss ja für ihr Mammut-Projekt Bahnstadt Opladen sparen –, dann ist Rollins’ Gastspiel „schon eine Sensation“, wie Meszelinsky betont.
Was indes nicht heißen soll, dass die übrigen Künstler weniger taugen. Im Gegenteil: Mit Marcus Miller – der schon 2007 und 2010 in Leverkusen gastierte – und Victor Bailey (Montag, 5.11.) kommen zwei der aktuell besten Bassisten in den Terrassensaal. Der Australier Tommy Emmanuel, ebenfalls Stammgast, gibt sich mit seinem US-Kollegen Leo Kottke am Mittwoch, 7. November, die Ehre. Er wird einmal mehr zeigen, warum seit Jahren kein anderer Künstler an der Akustikgitarre es schafft, an ihm und seiner selbst für ambitionierte Semiprofis oft nicht zu begreifenden Fingerfertigkeit vorbeizukommen.
Und einer wie John McLaughlin (8.11) ist sowieso schon nahe dran, auf die Sonny-Rollins-Ebene zu klettern: Er prägte das zwischen Rock und Jazz angesiedelte Fusion-Spiel auf seiner elektrischen Gitarre wie wenige andere und erlangte Berühmtheit durch Kollaborationen mit Chick Corea, Miles Davis sowie seinem Mitwirken auf dem Album-Klassiker „Friday Night in San Francisco“, das er mit Paco de Lucia und Al Di Meola einspielte. Er kommt gemeinsam mit Dominic Miller (Sting) ins Forum.
Gerade für die junge Generation der Jazzfans ist in diesem Jahr die „Woman’s Night“ (6.11.) mit den zwischen Jazz, Soul und Funk agierenden, singenden Goldkehlchen Esperanza Spalding, Y’akoto und Butterscotch (gewann das US-Pendant zum „Supertalent“) sowie das Trio Mo’ Blow da, das 2011 den „Future Sounds“-Nachwuchswettbewerb gewann und zur Belohnung am Samstag, 10. November, im Vorprogramm der im wahrsten Wortsinne umwerfenden Bläser von Tower Of Power auftreten darf. Und mit den Urgesteinen Paul Kuhn und Klaus Doldinger sind am Freitag, 9. November, noch wahre „German Classics“ dabei, die an diesem Abend den Zuschauerkampf gegen das zeitgleich in Köln stattfindende „Arsch Huh“-Jubiläumskonzert aufnehmen. Aber „Paulchen“ und Co. werden es schon richten.