Radtouren mit SteigungDie schönsten Berge um Köln für geübte Radfahrer

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Blick auf das Schloss in Bensberg von der Schlossstraße aus gesehen.

Der Anstieg zum Schloss Bensberg muss auch beim Radklassiker „Rund um Köln“ erklommen werden.

Wirklich bergauf geht es in Köln nicht. Im Umland warten jedoch ein paar Anstiege auf Radsportler, die es in sich haben.

Landschaftlich erinnert Köln eher an Holland als an die französischen Alpen. Was für viele Alltags- und Freizeitradfahrer ein Segen ist, zwingt ambitionierte Radsportler dazu kreativ zu werden. Straßen, die sich Kilometer für Kilometer den Berg hochwinden, gibt es normalerweise nicht. Normalerweise? Richtig, denn kreativen Radfahrerinnen und Radfahrern der Kölner „Roaar Cycling-Community“ sind mystische Berge, wie der „Monte Glessano“ oder die „Rampe Berrenrath“ zu verdanken. Diese „Cols de Cologne“ sind eine Hommage des Radsportclubs an ihre Heimatstadt Köln. Crew-Mitglied Jakob Jung weiß, was die Fahrten dort hinauf so besonders macht. Wer gerne sportlich im Sattel sitzt, sollte diese Anstiege unbedingt erklimmen.

Kopfsteinpflaster hinauf zum Schloss Bensberg

Das Schloss im Bergisch Gladbacher Stadtteil Bensberg ist ein echter Hingucker und Wahrzeichen der Gemeinde im Rheinisch-Bergischen Kreis. Für Radfahrerinnen und Radfahrer ist das Schloss deshalb so interessant, weil die Straße davor rund 100 Meter lang schnurstracks bergauf geht, und zwar auf Kopfsteinpflaster! Wer hier hochfährt, sollte vorsichtig sein: „Das Schalten ist schwierig, das Hinterrad rutscht immer leicht weg und mit den Pöllern an der Seite ist es auch etwas eng“, berichtet Roaar-Crew-Mitglied Jakob Jung.

Kopfsteinpflaster hinauf zum Schloss Bensberg.

Kopfsteinpflaster hinauf zum Schloss Bensberg.

Dennoch haben die Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und eben auch das älteste noch existierende Eintagesrennen Deutschlands „Rund um Köln“ eines gemeinsam: All diese berühmten Rennen führen über solch schwieriges Terrain. Dieser Untergrund verleiht vielen Klassikern des Radsports einen Legendenstatus. Für Freizeitsportler also ein echtes Muss und wer oben angekommen ist, wird mit einem tollen Blick auf den Kölner Dom belohnt. „Wenn man nicht im Renn-Modus ist, lohnt sich eine kleine Trinkpause, um die Aussicht zu genießen, der Blick auf die Kölner Bucht ist wirklich megaschön“, sagt der 30-Jährige.

„Monte Glessano“ – Der höchste Punkt im Rhein-Erft-Kreis

Rund 205, 8 Meter hoch thront die Glessener Höhe, von Kölner Radsportlerinnen und Radsportlern scherzhaft als „Monte Glessano“ bezeichnet, über dem Rhein-Erft-Kreis und macht damit den höchsten Punkt im Umkreis aus. Die Fahrt hinauf ist rund zwei Kilometer lang und gleichmäßig steil. „Egal, ob von Niederaußem oder Glessen kommend, wirkt die Zufahrt recht unscheinbar, weil es nur ein Feldweg ist, den man kennen muss. Der Anstieg zieht sich dann aber und ist dadurch relativ eklig“, beschreibt Jakob Jung die Fahrt hinauf.

Die Glessener Höhe, der höchste Punkt im Rhein-Erft-Kreis.

Die Glessener Höhe, der höchste Punkt im Rhein-Erft-Kreis.

Auch der ein oder andere Radsportprofi soll sich dort schon auf die Alpen- und Pyrenäen-Anstiege der Tour de France vorbereitet haben. Den aktuellen Rekord dort hinauf trägt zurzeit zum Beispiel Nils Politt. Der Kölner Radprofi braucht gerade einmal 3:31 Minuten von unten nach oben. Besonders die letzte und auch einzige Kurve vor dem Gipfel beschert Radfahrerinnen und Radfahrern ein Gefühl der Bergetappe. Wer es nach oben geschafft hat, darf sich auf eine genauso spaßige Abfahrt freuen.

„Rampe Berrenrath“ vor den Toren Kölns

Im Südwesten Kölns, nur wenige Kilometer hinter dem Decksteiner Weiher, wartet in einem kleinen Dorf eine Straße darauf, von Radsportfans bezwungen zu werden: die „Rampe Berrenrath“. Jakob Jung von Roaar ist Fan dieses Anstiegs: „Die Rampe ist wirklich keine Schönheit, aber ich finde sie irgendwie geil.“ Gut 600 Meter lang geht es kerzengerade bergauf. Alle Radfahrerinnen und Radfahrer sollten jedoch aufmerksam sein, denn die vorbeirasenden Autos können gefährlich werden. Gerade, wenn man die Rampe auch wieder hinunterfahren will, gilt Obacht, denn zwei Verkehrsschilder verengen die Straße an einer Stelle, um Autofahrerinnen und Autofahrer vom Gaspedal zu zwingen.

Die Abfahrt der „Rampe Berrenrath“.

Der Blick hinab: die „Rampe Berrenrath“ vor den Toren Kölns.

„Es sind ja nur ein paar hundert Meter, aber wenn du zu schnell reinfährst, wird es eng. Ich hab dort schon Leute verhungern sehen, irgendwann kommt das Laktat in die Beine“, erzählt der 30-jährige Radsportler. Aktueller Rekordhalter für die Fahrt hinauf ist auch hier, mit gerade einmal 40 Sekunden, Profifahrer Nils Politt. Im Sommer lohnt sich, nach erfolgreichem Bezwingen des Anstiegs, ein Besuch am benachbarten Otto-Maigler-See, um sich eine verdiente Erfrischung abzuholen.

Panoramaweg zum Waffelstand „Affemia“

Wer sich beim Radfahren zwischendurch auch gerne mal belohnt und eine Pause bei Kaffee und Waffeln einlegen möchte, ist beim Panoramaweg in Odenthal genau richtig. Auf Radfahrerinnen und Radfahrer warten nach zwei Kilometern Steigung nämlich ein kleiner Waffelstand samt Kaffeebar, die „Affemia“. Bis zum April des vergangenen Jahres gab es dort noch die „Milchtankstelle“. Die Betreiberfamilie hat im April 2022 die Milchviehhaltung eingestellt und konzentriert sich seitdem auf den Ackerbau. „Gerade an den Wochenenden peilen das natürlich viele Radfahrer und Wanderer an“, berichtet Jakob Jung von Roaar.

Wer es nach oben geschafft hat, kann sich am Kaffee-Wagen „Affemia“ mit leckeren Waffeln belohnen.

Wer es nach oben geschafft hat, kann sich am Kaffee-Wagen „Affemia“ mit leckeren Waffeln belohnen.

Wer danach zurück in die Stadt möchte, kann einfach rollen lassen, es geht nämlich nur noch bergab. Das Besondere an dem Anstieg ist die Aussicht: „Im Bergischen gibt es immer wieder einen tollen Blick auf Köln. In dem einen Moment denkst du, du bist im Allgäu und im nächsten Moment siehst du auf einmal den Dom. Da gibt es wirklich viele Stellen, bei denen man das nicht vermutet“, sagt Jakob Jung.

Die Kölner „Roaar Cycling Community“

Hobby-Radler Jakob Jung von Roaar.

Jakob Jung von Roaar.

Bei der „Roaar Cycling Community“ steht der Spaß am Radfahren im Mittelpunkt. Von absoluten Anfängern über geübte Freizeitsportler bis hin zu Profis, wie zum Beispiel Rick Zabel oder Ex-Profi Andre Greipel, sind alle eingeladen gemeinsam unvergessliche Momente auf dem Rad zu erleben. Im Fokus steht immer das Erleben und nie die körperliche Leistung.

Mitglieder des Radsportclubs organisieren leichte, mittelschwere und anspruchsvolle Touren im Rennrad- und Gravelbereich und stellen diese bei der Routenplanungs-App Komoot zur Verfügung. Auch gemeinsame Ausfahrten, um miteinander ins Gespräch zu kommen, werden angeboten. Darüber hinaus veranstaltet die Community auch Lesungen oder andere Events rund um das Thema Radsport im eigenen Basiscamp bei Ryzon in der ehemaligen Markthalle im Belgischen Viertel.

Routen planen mit Komoot

Um die oben genannten „Berge“ zu erreichen, muss eine Route dorthin geplant werden. Dazu gibt es verschiedene Software-Lösungen, wie zum Beispiel „Strava“ oder „Komoot“. Mit diesen Navigations-Apps können sämtliche Outdoor-Aktivitäten geplant und durchgeführt werden. Dies funktioniert über GPS-Daten, es wird also keine Internetverbindung benötigt. Dabei gibt es sportspezifische Karten zum Beispiel für Wanderungen, Rennradtouren oder Joggingstrecken.

Hinzu kommt ein Community-Aspekt, weil alle Nutzerinnen und Nutzer Fotos hochladen, Routen erstellen und teilen und die Aktivitäten anderer kommentieren können. Bei Komoot gibt es eine kostenlose Basis-Version. Damit ist es möglich, die GPS-Daten für eine Region, wie zum Beispiel die Kölner Bucht, herunterzuladen. Wer jedoch auf mehrere Regionen zugreifen und auch auf Reisen Touren planen möchte, muss für weitere und internationale GPS-Daten eine kostenpflichtige (Premium-) Mitgliedschaft abschließen.

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