SlackliningMit dem Wackelseil fit werden

Was entspannt aussieht, ist harte Arbeit: Auf der Slackline liegen wie in einer Hängematte ist etwas für Fortgeschrittene.
Copyright: Peter Rakoczy Lizenz
Köln – Bunte Bänder, die von Baum zu Baum gespannt werden, prägen seit einigen Jahren das Bild sommerlicher Großstadtparks. Meist sitzt eine Gruppe junger Leute drum herum im Gras, während abwechselnd auf der Slackline (deutsch: schlaffe Leine) geturnt wird. Dass die Leine schlaff herabhängt und nicht straff gespannt ist, macht das Balancieren nicht einfacher. Jeder Bewegungsimpuls wird direkt an den Slackliner zurückgegeben. Dieses Wechselspiel erfordert eine besondere Konzentration von Körper und Geist.

. Daniela Donike und Roger Diehl bieten ein Seminar zum Thema Slackline und Entschleunigung an. Siehe unten.
Copyright: Peter Rakoczy Lizenz
Deswegen hat sich die Slackline auch im klassischen Gesundheitsbetrieb etabliert. „Die Slackline wird häufig in der Reha nach Knie- oder Rücken-OPs verwendet“, sagt Daniela Donike. Die Diplomsportlehrerin betreibt im Agnesviertel ein Trainingszentrum und lässt dort gerade zwei Indoor-Slacklines spannen. Liegestütz oder Kniebeugen an oder auf der labberigen Leine verlangen ein viel komplexeres Zusammenspiel von Gehirn und Muskeln, als es herkömmliche Trainingsmethoden auf festem Untergrund tun. „Wer im Fitnessstudio Eisen pumpt, baut zwar Muskelmasse auf, tut aber nichts für seinen allgemeinen Bewegungsablauf“, sagt Donike.
Durch die Labilität des Übungsgeräts werde die Ökonomie der Bewegung insgesamt gefördert. Durch den ständigen Ausgleich muss der Körper mehr leisten. Es werden tiefliegende Muskelgruppen aktiviert, die Haltung verbessert sich.
Nicht nur im rein physiologischen Zusammenhang taucht die Slackline auf; immer mehr wird sie auch im psychotherapeutischen Kontext eingesetzt. Roger Diehl, Erlebnispädagoge und Partner von Daniela Donike, arbeitet in einer psychosozialen Einrichtung für Kinder und Jugendliche.
Hier wird die Slackline bei der Arbeit mit ADHS-Kindern eingesetzt. „Viele dieser Kinder können gleichzeitig SMS schreiben und im Internet surfen, haben aber Schwierigkeiten, wenn es darum geht, sich nur mit einer Sache zu beschäftigen“, sagt Diehl. An der Slackline bleibt ihnen aber gar nichts anderes übrig. „Das dynamische Band erfordert 100-prozentige Aufmerksamkeit. Wenn ich nicht ganz bei mir und damit bei der Sache bin, kann ich mich nicht auf dem Seil halten“, sagt Roger Diehl. Allein sich mit dem Spannen des Seils zu beschäftigen und etwas draußen unter freiem Himmel zu erleben, ist für Jugendliche, die viel Zeit am Computer verbringen, eine neue Erfahrung.
Donike und Diehl bieten zudem ein Slackline-Seminar an. „Wir leiten diesen Kurs im Auftrag des Beruflichen Trainingszentrums Köln. Das ist eine Weiterbildungseinrichtung, die sich speziell an Menschen richtet, die sich nach einer Auszeit auf dem Weg zurück ins Arbeitsleben befinden. Es kann aber auch jeder kommen, der einfach neugierig ist auf die Arbeit mit der Slackline“, sagt Donike. Im Mittelpunkt des Seminars stehe nicht der physiologische Ansatz, sondern der Aspekt der Entschleunigung. Die Teilnehmer werden dazu animiert, sich zu erden und nur auf sich selbst zu achten; alles andere wird ausgeblendet. Viele Menschen, gerade solche, die in sozialen Berufen arbeiten, hätten damit oft Probleme, so Donike.
Wer sich mal auf eigene Faust ausprobieren will, dem bietet Köln zwei Slackline-Sportparks, in denen die Bäume mit Manschetten vor Schäden geschützt werden: im Grüngürtel am Fernsehturm und – ganz neu – zwischen Vogelsanger und Venloer Straße. Weitere Anlagen sind geplant.
Üben mit der Sklackline
Daniela Donike und Roger Diehl geben am 19. September ein Slackline-Seminar in Zusammenarbeit mit dem Beruflichen Trainingszentrum Köln. Anmeldung beim BTZ. Individuelles Training an der Indoor-Slackline im „Pausenraum“.Daniele Donike, Pausenraum, Neusser Platz 22, 50670 Köln, ☎ 02 21/ 78 94 31 25 www.donike-training.deBTZ Köln, Vogelsanger Straße 193, 50823 Köln, ☎ 02 21/95 44 00-0www.btz-Koeln.de