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Sportlicher AusflugMein eigener Triathlon durch Köln zum Nachmachen

Lesezeit 5 Minuten

Am Ziel: der Escher See.

Köln – „Zu Fuß zum Escher See, mit dem Fahrrad zurück“ ist das Motto des Tandem- oder Familientriathlons. Diese selbst gebastelte Sportart kostet im Unterschied zu einem Wellness-Tag weniger als fünf Euro pro Person.

Von Freitag bis Sonntag, 4. bis 6. September, gehen beim Cologne Triathlon rund um den Fühlinger See und an der Rheinuferpromenade viele Weltklasseathleten aber auch Hobbysportler an den Start. Es werde über 4.000 Sportler aus 20 Nationen erwartet.

Startpunkt für alle Wettkämpfe ist die Regattabahn am Fühlinger See. Hier ist auch der Zieleinlauf für den "Cologne Smart"-Wettkampf am Samstag. Die Marathon- und Halbmarathonwettbewerbe enden auf der Deutzer Seite am LVR-Turm. Der Kölner Triathlon, der zu den ältesten Triathlon-Veranstaltungen Deutschlands gehört, ist gleichzeitig auch "Offene Deutsche Feuerwehr-Langdistanz-Meisterschaft ". Teilnahmeberechtigt sind alle Feuerwehrleute.www.koelntriathlon.de

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Man benötigt weder Tandem noch Familie, sondern lediglich eine zweite Person, ein Fahrrad und einen Rucksack. Außerdem Sport- und Badebekleidung und eventuell ein wenig Proviant. Auf der Strecke gibt es zwei Kioske, unzählige Brombeersträucher und Apfelbäume. Außerdem zwei Sehenswürdigkeiten und ein Mahnmal. Das Prinzip: Einer läuft (oder geht) die gut neun Kilometer lange Strecke von Neuehrenfeld zum Escher See, der andere fährt mit dem Fahrrad und transportiert das Gepäck. Auf dem Rückweg werden Rucksack und Fahrrad getauscht. Als Fahrrad eignet sich am besten ein gemütliches Touren- oder Hollandfahrrad oder einfach der Drahtesel von Oma.

Varianten: Wer nicht die ganze Strecke am Stück laufen oder gehen will, tauscht schon nach 4,7 Kilometern und läuft die selbe Distanz auf dem Rückweg noch einmal. Die Tour eignet sich auch für Kinder ab etwa zwölf oder für sportliche Alleinerziehende mit zwei radelnden Kindern, auf die das Gepäck verteilt wird, während Mutti oder Vati joggt.

Streckenverlauf zum Nachmachen auf der Folgeseite

Start am Lenauplatz

Los geht's am Lenauplatz in Neuehrenfeld oder an der gleichnamigen Bahnhaltestelle der Linie 5. Von dort passiert das Tandem per Fußgängerbrücke die A 57 und trifft auf die erste Sehenswürdigkeit: den Blücherpark, der früher Herkulespark hieß und im kommenden Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern wird. Am Ende der Kleingartensiedlung führt eine Holzbrücke über die Äußere Kanalstraße zum Heckhofweg. Was am Anfang wie eine uninteressante Sackgasse in ein uninteressantes Industriegebiet anmutet, entwickelt sich zu einer nahezu unbesiedelten Idylle inmitten der Millionenstadt: Wald, Wiese und ein Baggersee. Seit Juli sind die Brom- und Waldbeeren an den unzähligen Sträuchern am Wegrand reif, jetzt im August gibt es die ersten Äpfel zu ernten. Kaum ein Auto verirrt sich auf den Heckhofweg, so dass man mitten auf der Straße laufen und radeln kann.

Nach zwei sanften Biegungen taucht ein geheimnisvolles Gehöft vor einer einsamen Eisenbahnbrücke auf – eine Krimikulisse mitten in Bilderstöckchen. Dort endet übrigens auch die Straße für Autofahrer. Der historische Heckhof, der neoklassizistisch anmutet, dessen Wurzeln tatsächlich aber aus dem 14. Jahrhundert stammen, beherbergt verschiedene Unternehmen. Darunter die Werbeagentur Rotwild, die Breitband-Events konzipiert, was auch immer das sein mag. Auf ihrer Internetseite schreiben die Werber: „Rotwild ist sehr gesellig. Von daher sind Sie jederzeit herzlich zu einem Kaffee in unserem Gehege eingeladen.“

An der A57 darf man schimpfen

Wer also jetzt, nach vier Kilometern, einen Kaffee braucht, sollte einfach mal klingeln. Im anderen Teil des historischen Heckhofs ist ein Jugendhilfeprojekt untergebracht. Passend zur Umgebung, ist man seit vielen Jahren im Umweltschutz aktiv. Zum Beispiel wurde hier die erste Pflanzenkläranlage Kölns gebaut.

Am Heckhof vorbei geht es unter der Eisenbahnbrücke hindurch nach Longerich. Auf dem freien Gelände ist die A 57 deutlich zu hören und verschluckt alle anderen Geräusche – vor allem die, die man selbst macht. Ein prima Ort zum Schimpfen und Jammern – und zum Musizieren: Tatsächlich werden auf dem Heckhofweg des öfteren Menschen mit besonders nachbarschaftsfeindlichen Instrumenten wie Posaune, Saxophon oder Akkordeon gesichtet, die sich hier so richtig austoben können. Am Ende des Heckhofwegs beginnt ein neues Veedel: Longerich. Wer jetzt die Laufschuhe gegen das Fahrrad tauschen möchte – etwa die Hälfte der Strecke ist geschafft.

Der Lindweiler Weg 94 ist ein spiritueller Ort: Dort kann man am Sonntag festlich gekleidete Gläubige wie aus einer anderen Zeit treffen, sie gehören der Äthiopisch-Orthodoxen Kirche an. In unmittelbarer Nachbarschaft erinnert eine Gedenktafel der Friedensgruppe Gartenstadt daran, dass an dieser Stelle eines von fünf Longericher NS-Lagern stand. Kriegsgefangene und Verfolgte des Regimes mussten oft tödliche Zwangsarbeit für den Militärflughafen Butzweilerhof verrichten.

Getränke und Eis in Lindweiler

Hinter dem Militärring geht es weiter nach Lindweiler. Lindweiler ist ein Dorf, das sich bis Pesch ein wenig in die Länge zieht. Doch Lindweiler hat neben seinem schönen Namen ein besonders einladendes Ziel: den Kiosk und Biergarten „Bei Sascha“. Hier kann man einkehren, kalte Getränke kaufen oder auch ein Eis. Natürlich gilt das nur für den Radfahrer aus unserem Tandem, der Läufer sollte sich mit einem Eis noch zurückhalten und läuft deshalb ein paar Meter allein weiter.

Gegenüber des Biergartens führt der Weg in den Park hinein. Nach 200 Metern wartet die nächste Überraschung: In der Armbeuge des Autobahnkreuzes liegt ein buntes Getreidefeld: Hier wachsen wilde Blumen, zirpen die Grillen, fliegen die Marienkäfer, als gäbe es weder die A 57 noch die A1.

Beachclub oder Badebucht

Nach etwa zweihundert Metern mündet der Fußweg in die Johannesstraße ein, die direkt zum Escher See führt. Am Ende des Stadtteils kommt Hoffnung in Form eines Schildes auf, das noch 300 Meter zum Parkplatz des Sees verkündet.

Wer sich den Eintritt für den Beachclub sparen will, kann auch zum öffentlichen Strand laufen/radeln. Hinter dem Parkplatz geht es rechts in den Seenweg, von dort aus sind es noch circa 150 Meter bis zur ersten Badebucht. Das nördliche Areal des Sees hat die Stadt bereits 1978 gekauft, um dort den Bürgern das Baden zu ermöglichen. Nur im südlichen, abgezäunten Teil ist der Zutritt verboten, denn dort ist Naturschutzgebiet.