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Für Hobbygärtner und GartenprofisDie besten Gartenbücher des Jahres

Lesezeit 6 Minuten

Herbstlicher Eisenhut mit Raureif.

Leidenschaft

I. Sperl: „Grüne Leidenschaften. 18 Gartenprofis ins Beet geschaut“, Verlag Eugen Ulmer, 196 S., 24,90 Euro.

„Wer der Gartenleidenschaft verfiel, ist noch nie geheilt worden“, urteilte einst der berühmte Gärtner Karl Foerster. Ein Jahr lang hat sich „Stadt-Anzeiger“-Autorin Ina Sperl auf die Suche gemacht, um herauszufinden, was diese „unheilbare“ grüne Leidenschaft ausmacht. Gefunden hat sie 18 Männer und Frauen, die ihre Liebe zu Pflanzen und Gärten auf ganz unterschiedliche Art und Weise leben. Von der gelernten Staudengärtnerin Andrea Kögel, für die – obwohl inzwischen Chefredakteurin unter anderem von „Mein schöner Garten“ – die Arbeit in ihrem eigenen Garten nach wie vor etwas Meditatives hat, über die Fotografin Sibylle Pietrek, die sich auf der Suche nach neuen Gärten mit neuen Motiven gern treiben lässt bis hin zu Christian Kreß, dem „Wilden“ unter den Gärtnern, der mit unkonventionellen Geist und viel Naturliebe seine Gärtnerei an der österreichischen Grenze betreibt. (aho)

Leben und Gärtnern auf dem Bauernhof

U. Lachauer: „Der Garten meines Lebens. Die Geschichte der Sesterhof-Bäuerin“, Verlag Eugen Ulmer. 158 S., 24,90 Euro.

Ein eigener Garten war immer der Traum von Agnes Sester. Als sie 1954 ihren Mann Mathias heiratete, wurde sie Bäuerin auf dem Sesterhof im Schwarzwald. Gegen den Willen des Schwiegervaters ergänzte sie den Gemüsegarten nach und nach um Gladiolen, Dahlien und Rosen – so entstand ein kleines Paradies, ein Bauerngarten. Heute fühlen sich nicht nur ihre große Familie, sondern auch Besucher aus der Stadt dort wohl.

Die Journalistin Ulla Lachauer hat die Geschichte von Agnes Sester aufgeschrieben. Entstanden ist ein lesenswertes Buch, das zwischen Biografie und Gartenband angesiedelt ist: Leser erfahren von den harten Anfängen in den 1950er Jahren, vom Schnapsbrennen, aber auch Agnes Sesters Lieblingsrezept für Mirabellenmarmelade. Die Fotografien von Bigi Möhrle geben Einblick in das Leben auf dem Hof. (spi)

Einfach loslegen!

S. Ehrl, J. Langheineken: „Garten-Starter. Das ultimative Einsteiger-Wissen“, BLV, 168 S., 19,99 Euro.

Es kribbelt in den Fingern? Gartenenergie hat sich angestaut und will unbedingt raus? Einfach anfangen! Gartenprofi Sebastian Ehrl und Autorin Jutta Langheineken machen den Einstieg ins Gärtnerleben denkbar leicht. In einem Crashkurs zeigen sie alles, was man über Pflanzen und Pflege wissen muss, von der Aussaat bis zum Winterschutz. Sie porträtieren Pflanzen, die sich für Einsteiger eignen, räumen mit Irrtümern auf und machen Mut, wenn es um die Planung eines Gemüsegartens geht. Angst, dass der Daumen nicht grün genug ist? Unfug! Wer bereit ist, sich mit den Bedürfnissen von Pflanzen auseinanderzusetzen, kann kaum noch etwas falsch machen, so die Autoren. Gärtnern geht übrigens auch prima ohne Garten: Auf dem Balkon oder im Hof wachsen nicht nur Kräuter und Stauden, sondern sogar Salat, Kürbis und Kartoffeln. Ausreden gibt es also keine mehr. (spi)

Wenn der Garten zur Schatzkammer wird

S. Syren: „Pflanzen-Schätze. Sammler, ihre Gärten und ihre faszinierende Leidenschaft“, mit Fotos von E. Borkowski, BLV, 180 S., 39,99 Euro.

Wie verrückt muss man sein, um sein ganzes Leben Knöterich, Ilex oder Nelkenwurz zu widmen? Kaum verrückter als andere Pflanzenliebhaber: Die Schneeglöckchensammlerin Olive Mason wundert es kaum noch, wenn sich Besucher in ihren Garten im Skianzug auf den Boden legen: so betrachten die Galantophilen warm eingepackt die Pflänzchen aus der Nähe. Der Niederländer Wilko Karmelk züchtet Lenzrosen und braucht viel Geduld, denn im Schnitt vergehen drei Jahre bis zur ersten Blüte. Das Herz der Münsterländerin Sandra Ger-ding wiederum schlägt für Funkien. 150 Sorten hat sie schon, Tendenz steigend. 18 Pflanzensammler und Züchter stellt Stefanie Syren in ihrem Buch vor. Kombiniert mit Bildern von Elke Borkowski bietet das Werk spannende Einblicke und höchsten Lesegenuss. (spi)

Mutige Auftraggeber, mutiges Design

K. Walter: „Gartendesigner. Stilvolle Gärten der besten Planer Europas“, DVA, 176 S., 39,99 Euro.

Ein Garten spiegelt stets den Mut seines Besitzers: Wer zum Beispiel den Designer Christopher Bradley-Hole beauftragt, sollte nicht zu konventionelle Vorstellungen haben. Denn dann bekommt er ein Stück Gartenkunst, statt Rasen und Beete zum Beispiel eine kleine Landschaft aus Hecken. Die Designerin Martha Schwarz ist für ihre konzeptionelle Landschaftskunst bekannt. Bei der Amerikanerin spielen künstliche Materialien eine entscheidende Rolle, ein Vorgarten kann da auch schonmal mit violettem Kies und lackierten Bagels gestaltet werden. Ganz unterschiedlich sind die Ansätze der 20 Gartendesigner und Büros aus neun Ländern, die Kerstin Walter diesem Buch vorgestellt. Viele sind durch ihre öffentlichen Projekte bekannt, hier werden aber auch Privartgärten gezeigt: Insgesamt also viel Inspiration für die Leser. (spi)

Kaffee-Ersatz, pflanzliche Tinte und Papier aus Malven

G. Scherf: „Alte Nutzpflanzen wiederentdeckt: Traditionelles Wissen für den Alltag“, BLV, 160 S., 19,99 Euro.

Getrockneter Waldmeister für frischen Duft im Kleiderschrank, Tee aus Wermut als Mittel gegen Blattläuse, Tinte aus Galläpfeln: Wo heute oftmals Chemie eingesetzt wird, wurden früher Pflanzen genutzt. Färberhundskamille, Schwarzerle oder Schlehdorn färbten Stoffe, Walnussblättern vertrieben Ameisen, Ackerschachtelhalm polierte Geschirr blank. Aus Wegwarte wurde Kaffee-Ersatz gewonnen, aus Ebereschen in Notzeiten Brot gebacken.

Gertrud Scherf stellt in ihrem Buch Wissenswertes um diese Gewächse zusammen. Sie gibt auch Tipps, wie zum Beispiel Wolle und Ostereier schöne Farben durch Pflanzen erhalten, wie mit Malvenfasern Papier geschöpft oder aus Löwenzahn-Knospen „Kapern“ hergestellt werden können. (spi)

Winterliche Ruhe und Magie

C. Schulz: „Der Garten im Winter. Eine Spurenlese in faszinierender Vielfalt“, mit Fotos von Jürgen Becker. DVA, 144 Seiten, 29,99 Euro.

„Der schlafende Garten ist ein ruhiger und magischer Platz“, sagt die Landschaftsgärtnerin Fern Alder. Im Winter scheint der Garten eine Pause zu machen. Manche Pflanzen ziehen sich ganz zurück, andere werden dagegen aktiv: Efeu verdunstet aktiv das Wasser in seinen Blättern, damit ihnen der Frost nichts anhaben kann. Doch jetzt, wenn es wenig Farben und Blüten gibt, ist die Zeit, zurückzutreten und zu schauen. Samenstände voller Raureif, letzte Rosen, Knospen – diese Zwischentöne hat Fotograf Jürgen Becker in wunderbaren Bildern festgehalten. Kombiniert mit Wissenswertem über den jahreszeitlichen Kreislauf und Pflanzen, die im Winter interessant sind, ist ein lesenswertes Buch entstanden. (spi)

Von Pionierinnen und Bewahrerinnen

H. Howcroft: „Englische Garten-Ikonen: Die Schöpferinnen des Englischen Gartenstils und ihre Gärten“. Fotos: M. Majerus. Callwey, 176 S., 39,95 Euro.

Ein Garten entsteht nicht nach Plan, sondern nach Gefühl – das ist die Philosophie der britischen Gärtnerin und Kolumnistin Mary Keen. Schließlich soll er, wie ihr Privatgarten, Gefühle wecken. Das geschieht durch Pflanzen, an denen man vorbeistreift, durch Ausblicke, durch Stimmungswechsel in den verschienenen Bereichen. Mary Keen ist eine der Gartenikonen, die Heidi How-croft und Fotografin Marianne Majerus besucht haben. Ihr Buch gibt Einblicke in Gärten und in das Leben der Frauen, die sie gestaltet haben. Darunter sind prominente Gärtnerinnen wie Beth Chatto und Vita Sackville-West, aber auch unbekanntere wie Beatrice Havergal, die in den 1920er Jahren eine Gärtnerschule für Mädchen eröffnete. Ihre Waterperry Gardens sind noch heute zu besichtigen. (spi)