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Garten im NovemberZeit der Kapuzinerkresse

Lesezeit 5 Minuten

Die Zeit des Harkens beginnt.

B is vor kurzem herrschte noch vereinzelt Spätsommer-Feeling im Garten, doch jetzt ist unübersehbar Herbst. Das Laub fällt, bildet nasse Klumpen, und ich frage mich, wie ich das im vergangenen Jahr bewältigt habe. Allein die Magnolie verliert eine gefühlte Million Blätter. Die Astern, noch bis tief in den Oktober hinein voller bunter Blüten, sind braun geworden, die Fetthennen auseinandergefallen. Bei den Herbstanemonen öffnen sich die weißen wolligen Samenstände.

Aber es gibt noch einige unermüdliche Blüher, Reminiszenzen an den Sommer. Die Kapuzinerkresse scheint im November ihre beste Zeit zu haben, zumindest solange kein Frost kommt. Die Pflanzen ranken quer durch den Garten, über Wege und durch Büsche. Einige haben leuchtend orangefarbene Blüten, willkommene Farbe an tristen Tagen. Eine Sorte hat helle, fast weiße Blüten, eine andere samtig dunkelrote – ich erinnere mich vage, so etwas gesät zu haben. War das wirklich in diesem Frühjahr? Auch die kleine Sonne einer Ringelblume steht noch im Beet neben dem knallig violetten Storchschnabel. Selbst zwei, drei Rosenknospen haben sich noch geöffnet. Die Forsythien haben ganz vereinzelte Blüten getrieben, und auch an den Himbeeren sind noch drei, vier Nachzügler zu finden.

Noch ziemlich sommerlich sieht mein Gemüsebeet aus: Der Salat ist vorbildlich und wurde von Schnecken weitgehend verschont. So hole ich mir jetzt noch frischen „Forellenschluss“ und „Teufelsohren“ aus dem Garten. Als Überraschung gibt es auch eine kleine Portion Feldsalat: Die Pflanzen von vergangenem Jahr haben sich ausgesamt, die Saat hat den Sommer in der Erde überdauert. In den vergangenen Wochen sind einige kleine Pflanzen herangewachsen.

Auch Mangold steht noch im Beet und sieht besser aus als im Sommer, es ist genug für einen großen Auflauf. Die Kürbisse hätten wahrscheinlich doch etwas mehr Kompost gebraucht, denn die Ernte war mit einem großen Moschuskürbis nicht gerade reich, aber lecker. Der Kürbis, dunkelgrün mit orangefarbenem Fleisch, das nach Melone duftet, ergab eine aromatische Suppe. Im nächsten Jahr will ich ihn auf jeden Fall wieder anbauen, dann in reichhaltigerem Boden.

Was im November zu tun ist:

ZIERGARTEN

Rosen, wurzelnackte Sträucher und Bäume pflanzen. Letzte Blumenzwiebeln setzen und mit Kompost, Erde oder Laub abdecken. Boden lockern und je nach Beschaffenheit mit Kompost, Sand, Lehm verbessern. Einbringen von Mist, Kalk, Urgesteinsmehl.Komposthaufen umschichten, Laub gut mit anderen Gartenabfällen mischen und mit reifem Kompost impfen. Fertigen Kompost im Garten verteilen. Für sauren Kompost, etwa für Rhododendron, auf Kalkbeigabe verzichten. Düngung mit Kalium ist noch möglich, das dient der Steigerung der Frosthärte.Beet-, Edel- und Strauchrosen abschneiden und anhäufeln. Bei öfter blühenden Strauchrosensorten Verblühtes herausschneiden. Mit Rück- schnitt oder Auslichtungsschnitt allerdings bis zum Frühjahr warten.Gartenteiche mit Laubnetzen überspannen hilft auch gegen Fischreiher. Gartenteichpflanzen zehn Zentimeter über dem Wasser abschneiden für eine natürliche Belüftung bei Zufrieren.Vliese bereithalten und bei empfindlichen Pflanzen auch schon bei den ersten Frösten einsetzen. Frühfröste gefährden Bleiwurz, Riesenhyazinthen, Herbstmargeriten, Japananemonen und Silberkerzen. Kübelpflanzen, die draußen bleiben, mit Luftpolsterfolie oder Styropor isolieren oder als Gruppe zusammenstellen und schützen.

Zwar fängt im Garten die Winterpause an. Doch wer genau hinschaut, erkennt schon die ersten Anzeichen für die nächste Saison.

Die Kapuzinerkresse bildet auch im November noch Samenkörner aus. Zwischen den Stängeln der Fetthennen haben sich längst die kleinen Blattrosetten gebildet, aus denen die Pflanzen im kommenden Jahr austreiben. Wollziest und Kronen-Lichtnelke überdauern als kompakte silbrige Büschel, aus denen nächstes Jahr neue Blüten treiben. Gehölze, gleich, ob sie gerade ihre Blätter verlieren oder immergrün sind, tragen Knospen: Magnolie und Rhododendron sehen schon vielversprechend aus.

Bei manch anderen ist allerdings Geduld und Vertrauen gefragt, etwa bei Pfingstrosen oder einigen Sonnenhut-Sorten, die komplett eingezogen haben. Saat, zum Beispiel von Ringelblumen und Rucola, liegt längst in der Erde, wo sie auf das Frühjahr wartet. Rote Bete, wenn sie nicht geerntet oder von Mäusen geholt werden, blühen im kommenden Jahr.

GEMÜSEGARTEN

Rosen- und Grünkohl werden so lange wie möglich auf den Beeten lassen, nach Bedarf ernten.Karotten, Rüben, Kohl, Kartoffeln, Rote Bete können in Erdmieten gelagert werden. Engmaschiger Draht hilft gegen Mäuse und Wühlmäuse.Feldsalat und Spinat, auch Bärlauch und Löffelkraut können jetzt noch gesät werden. Frühbeete mit Noppenfolie isolieren. Auch unbeheizte Gewächshäuser isolieren, um sie im Winter nutzen zu können.

OBSTGARTENMispeln, Sanddorn und Schlehen nach dem ersten Frost ernten. Bei kleinen Früchten ganze Triebe schneiden.Die letzten Walnüsse und Haselnüsse auflesen, Quitten spätestens jetzt ernten.Eingelagerte Früchte regelmäßig auf Fäule und Reifegrad überprüfen.Wurzelnackte Obstgehölzen möglichst schnell nach dem Kauf pflanzen, sonst die Wurzeln in lockere Erde einschlagen. Die Veredelungsstelle über dem Wurzelhals muss beim Einpflanzen zehn bis 15 Zentimeter über der Erde bleiben. Steckholz von Johannisbeeren und Holunder schneiden, es kann direkt gesteckt werden.Wurzelschnittlinge von Himbeeren und Holunder machen.Bei Haselnüssen junge Triebe niederlegen, sie wurzeln dann in der Erde.Düngen mit Kalium macht die Pflanzen unempfindlicher gegen Frost.Äpfel, Birnen und Weinreben werden jetzt geschnitten. Kompost auf Baumscheiben und unter Beerensträuchern verteilen.Leimringe gegen Frostspanner anlegen oder Leim direkt auf den Stamm auftragen. Stamm mit Kalk oder Lehmschlämme vor Frostrissen schützen.Bäume mit Obstbaumkrebs jetzt wegen der hohen Neuinfektionsgefahr nicht schneiden.

Von Gärtnermeisterin Ursula Gerke