Garten-RatgeberFC-Greenkeeper gibt Rasen-Tipps

Christoph Seiler ist unter anderem für das Wohlergehen des Rasens im Rheinenergiestadion verantwortlich.
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Köln – Herr Seiler, Sie sind Mitarbeiter der Kölner Sportstätten und betreuen die Stadien der drei Vereine Viktoria Köln, Fortuna und 1. FC. Wie geht es dem Rasen im Rheinenergiestadion nach der Spielpause? Christoph Seiler Wir hatten in den vergangenen Wochen mehrere große Veranstaltungen, unter anderem Konzerte von den Ärzten, Bon Jovi und den Toten Hosen. Dazu hätte der Rasen fünf Wochen lang abgedeckt werden müssen, das hält auch der beste nicht aus. Wir haben ihn also zu Beginn der Konzertsaison herausgenommen und jetzt neuen Rasen verlegt.
Spielt es sich auf einem neuen Rasen besser?Seiler Das dürfte keinen Unterschied machen. Wir haben ihn drei Wochen vor Saisonstart verlegt, der Rasen ist laut Hersteller aber direkt bespielbar. Wenn er frisch vom Feld kommt, hat er eine Narbendichte von 100 Prozent. Im Stadion bekommt er natürlich erst mal einen Schock.
Was braucht ein Rasen denn, um makellos schön zu sein? Seiler Rasen braucht viel Luft, Sonne und Nahrung. Hier im Stadion haben wir leider wenig frische Luft und viel Schatten für unsere 8850 Quadratmeter Rasen. Für eine gute optische Wirkung sollte Rasen kontinuierlich auf einer Länge gehalten werden. Dann wird er auch schön dicht. Wir halten ihn auf 28 Millimetern.
Wie oft muss ich meinen Rasen zu Hause denn mähen?Seiler Das hängt ganz vom Wetter ab. Von Mai bis September aber etwa zwei- bis dreimal wöchentlich, von Oktober bis April einmal pro Woche. Im Herbst sollte man den Rasen nicht kürzer als 35 Millimeter schneiden. Denn das Gras betreibt Photosynthese. Da im Herbst die Tage kürzer sind, sollte man den Pflanzen eine Chance geben und die Halme länger lassen.
Und im Winter?Seiler Bei etwa fünf Grad stellt die Pflanze ihr Wachstum ein. Nach ersten Bodenfrösten sollte die Rasenfläche nicht betreten werden, da dann die Spitzen abbrechen. Die Kapillare in den Halmen gehen kaputt, die Pflanze stirbt ab. Auch beim ersten Schnitt im Frühjahr nicht zu tief mähen: Zwei Drittel des Halms sollten stehen bleiben. Sonst verholzt der Rasen. Bei den nächsten Schnitt peu à peu etwas kürzer schneiden, bis die optimale Länge erreicht ist.
Wie sieht es mit Wässern aus?Seiler Das hängt ganz vom Unterboden ab. Unser Rasen im Stadion wächst auf einer Schicht aus Mutterboden, Sand und Lava. So etwas haben Sie zu Hause vermutlich nicht. Im Fußballsport hungern wir den Rasen auch aus, damit sich die Wurzeln den Weg tief nach unten bahnen. Dann wird er scher- und trittfest. Wenn der Boden gut speichern kann und die Wurzeln lang sind, brauchen Sie nicht oft zu wässern. Rollrasen zum Beispiel braucht eine Weile, bis die Wurzeln richtig gewachsen sind. Daher muss er zuerst viel gegossen werden. An richtig heißen Tagen sollten Sie nur nach Sonnenuntergang wässern – drei bis vier Liter pro Quadratmeter. Sonst verbrennt der Rasen.
Wie dünge ich den Rasen?
Seiler Im Mai und September wird gedüngt. Im Frühjahr geben Sie einen stickstoffbetonten Dünger, im Herbst einen kaliumbetonten. Bringen Sie gleichzeitig auch immer neue Saat mit auf, dann wird der Rasen schön dicht. Bei Saatgutmischungen gibt es große Qualitätsunterschiede. Ich empfehle: Kaufen Sie geprüfte Qualität, Regelsaatgutmischungen, im Fachhandel.
Welche Rasensorten wachsen im Stadion?Seiler Wir haben eine Mischung aus Lolium perenne (Ausdauerndes Weidelgras), das schnell keimt und schnittverträglich ist, und Poa pratensis (Wiesenrispe), das bildet ein starkes Wurzelwerk aus und ist scherfest. Die eignen sich besonders für Rasen, der strapaziert wird, und sind in keiner der gängigen Rasenmischungen enthalten. Es gibt insgesamt 254 Grassorten, sogar das Pampasgras gehört dazu. Das würde bei uns natürlich keinen Sinn ergeben.
Womit mähen Sie den Rasen? Seiler Wir arbeiten mit vier verschiedenen Rasenmähern, Aufsitz- und Handgeräte, die eine Breite von 78 Zentimetern haben. Die Mähfahrzeuge haben eine Walze, die die Halme im 45-Grad-Winkel beugen. Wenn sie die Richtung wechseln, stehen die Halme in einem anderen Winkel. So ergeben sich die typischen Streifen. Die haben aber keine Funktion, nur eine optische Wirkung. Das sauberste Schnitt-Ergebnis erhalten Sie mit einem Spindelmäher.
Woraus bestehen eigentlich die weißen Begrenzungsstreifen?Seiler Aus Lebensmittelfarbe, die soll sogar trinkbar sein. Früher nahm man Kalk oder Gips, das war nicht gerade förderlich für den Rasen. Die heutige Farbe hat zwei bis drei Tage Bestand. Bei Regen löst sie sich, sie sollte also immer im Trockenen aufgebracht werden. Dazu brauchen wir im Rheinenergiestadion zwei bis drei Stunden. Damit die Linien schön gerade werden, benutzen wir ein lasergesteuertes Gerät.
Was raten Sie Hobbygärtnern?Seiler Ärgern Sie sich nicht über die Häufchen von Regenwürmern. Die Tiere sorgen für den Sauerstoffausgleich im Boden, sie sind sehr nützlich für den Rasen. Halten Sie das Mähwerkzeug scharf, ein- bis zweimal pro Jahr sollten die Messer geschliffen werden. Sonst zerreißen die Fasern der Gräser. Bei kurzen Mäh-Intervallen kann das Schnittgut auch mal liegen bleiben, dann dient es als organischer Dünger. Das machen wir hier auch.
Das Gespräch führte Ina Sperl