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Garten-Schädlinge bekämpfenKleine Fliege vernichtet Ernte

Lesezeit 4 Minuten

Kein Sommer ohne Kirschen.

Auf den ersten Blick sieht die Kirsche in Ordnung aus. Bei Berührung fällt sie jedoch in sich zusammen. Übrig bleibt ein fruchtiger Matsch – und unzählige Maden.

Bis zu 40 Eier legt die Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) in eine Frucht. „Sie befällt nicht nur Kirschen, sondern auch Erdbeeren, Him- , Brom- und Johannisbeeren, Pflaumen und rote Weintrauben“, sagt Ralf Jung, Pflanzenschutzexperte der Landwirtschaftskammer Rheinland. Sogar in die Früchte des Holunders, des Hartriegels und des Efeu werden Eier gelegt – in Obstsorten, die eine weiche Schale haben und eine möglichst dunkle Farbe. Die Kirschessigfliege sucht Rot- und Blautöne, sie ist aktiv, wenn die Früchte schon reif sind. Damit ist sie deutlich später unterwegs als die Kirschfruchtfliege (Rhagoletis cerasi), die gelb werdende Kirschen anfliegt und jeweils nur ein Ei hineinlegt.

SOS im Blumenbeet

Was hilft wirklich gegen Schnecken, Läuse, Raupen, Pilzbefall und Co.?Samstag, 30. Mai, 11-13 Uhrstudio dumont, Breite Str. 70, KölnIn dem zweistündigen Seminar erklärt Ralf Jung, Pflanzenschutzfachmann der Landwirtschaftskammer Rheinland, welche Krankheiten und Schädlinge in hiesigen Gärten vorkommen, wie man vorbeugen und effektiv behandeln kann.

Eintritt: 19,50 € (Abocard 16,62 €)Tickets sind erhältlich im Servicecenter Breite Str. sowie bei Kölnticket unter ☎ 0221/ 2801www.koelnticket.deAbocard-Sonderpreis unter: ☎ 0221/ 280344www. abocard.de/tickets

Neuer Schädling

Während die Kirschfruchtfliege ein altbekannter Schädling ist, kam die nur drei Millimeter große Kirschessigfliege erst im vergangenen Jahr in den Kölner Raum. Sie ist mit der gewöhnlichen Essigfliege verwandt und stammt aus Asien. Seit 2008 breitet sie sich in Europa aus, seit 2011 in Deutschland. Von Süden aus wandert sie stetig nach Norden und ist 2014 in Nordrhein-Westfalen angekommen. Noch lebt sie nicht überall, doch im Raum Meckenheim schlagen Gärtner bereits Alarm. Denn im professionellen Obstbau stellt der Schädling eine große Gefahr dar: „In einem Heidelbeerbetrieb im Großraum Köln kam es 2014 bei manchen Sorten zu einem 80-prozentigen Ernteausfall“, sagt Ralf Jung.

Private Gartenbesitzer sollten die Augen offenhalten, denn sie können durch rechtzeitiges Eingreifen das Ausbreiten – die Fliegen produzieren acht Generationen pro Jahr – zumindest etwas eindämmen. Das Problem ist: Für Haus- und Kleingarten gibt es derzeit kein zugelassenes Pflanzenschutzmittel.

Das können Sie dagegen tun

Die einzige Möglichkeit, einen Befall zu verhindern, ist es, die Obstgehölze und Sträucher komplett einzupacken in Netze mit 0,8 Millimeter feinen Maschen. Doch schon beim Öffnen zur Ernte können die Schädlinge darunterfliegen.

„Die Kirschessigfliege hat einen Eierlegestachel“, erklärt Jung. „Mit dem sägt sie ein Loch in die Frucht, und dann: Eier, Eier, Eier!“ Daraus schlüpfen bereits nach zwei Tagen Maden. Wer diese nicht mitessen möchte, kann die Ernte nur noch vernichten: „Alles abpflücken, in Plastikbeutel geben und einen Tag in die Tiefkühltruhe legen“, sagt Jung. Auf dem Kompost, in der Biotonne oder im Hausmüll würde sich die Fruchtfliege nur munter weitervermehren. Nur Durchfrieren zerstört die Schädlinge, alternativ ist auch ein Hocherhitzen möglich, etwa in einer fest verschlossenen Plastiktüte, die zwei bis drei heiße Sommertage in die volle Sonne gelegt wird.

So erkennen Sie den Befall

Ein Befall ist daran zu erkennen, dass die Fliegen auf den Früchten sitzen. Auch sind nicht nur das kleine Loch im Obst zu erkennen, sondern – mit einer Lupe – auch zwei winzige weiße Fäden, die Atemanhängsel des Eies. Fallen in den Bäumen können helfen, den Schädling zu identifizieren und zu reduzieren: Ein Plastikbehälter mit einer Lockflüssigkeit zieht die Fliegen an. So eine Falle kann leicht selber hergestellt werden. Dazu wird ein dicht verschließbarer Plastikbehälter auf der oberen Hälfte wird mit drei Millimeter großen Lächern versehen, dann drei bis vier Zentimeter hoch mit einer Flüssigkeit befüllt. Dazu naturtrüben Apfelessig eins zu eins mit Wasser mischen und einen Tropfen duftneutrales Spülmittel dazugeben. Mehrere Köder in den Baum hängen und die Flüssigkeit alle zwei Wochen erneuern. Das zeigt zumindest an, wo die Schädlinge unterwegs sind. Die ersten vereinzelten fliegen schon – die Tiere überwintern in Laubschichten, im Kompost und an Gartenhäuschen. Im Juli und August wird ihre Zahl in die Tausende gehen.

http://drosophila.jki.bund.de