Afrikanisches Restaurant in KölnGegessen wird im Hdmona nur mit den Fingern

Bringen Leben in die Dorfhütte: Thomas Berhane und Sara Debesay mit eritreischen Spezialitäten.
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Innenstadt – Eine Reise in den Osten Afrikas ist keine Angelegenheit für Kurzentschlossene: Lange Flugzeiten und zeitraubende Abfertigungen an den Flughäfen stehen dem spontanen Trip nach Eritrea oder Äthiopien entgegen. Einem abendlichen Besuch im Hdmona nicht. Das Restaurant in der Südstadt entführt den Besucher nicht nur kulinarisch auf den Schwarzen Kontinent, die Inneneinrichtung ist ein Nachbau einer traditionellen eritreischen Dorfhütte inklusive knallgelb gestrichener Lehmwände und Strohdach.
„Wir wollten die Wärme unserer Heimat einfangen“, sagt Sara Debesay zwischen Sofas, Wildkatzendesign und afrikanischen Schnitzereien. Gemeinsam mit ihrer Mutter, die 1982 nach Deutschland gekommen war, hatte sie sich 2012 ein Herz gefasst und auf Vorschlag ihres Freundes Thomas Berhane eine eigene Gastronomie an der Eburonenstraße eröffnet. „Ich bin gelernter Koch“, sagt der 26-Jährige, „da lag der Gedanke, Speisen aus meiner Heimat anzubieten, nahe.“ Eine Spezialität ist das nahrhafte Injera, ein Sauerteigbrot, das bei keinem Gericht fehlen darf. Der Teig wird zuerst über einem Ofen auf eine Tonplatte gegossen und dann einseitig zu einem Fladen gebacken, erläutert Berhane.
Einzigartig ist auch das Berbere-Gewürz aus Chilipfeffer, Ingwer, Zimt, Knoblauch, Gewürznelke, Koriander, Piment und Ajowan, mit dem Mutter Jawahir Debesay ihre deftigen Fleischspeisen verfeinert. „Es ist gut, dass die Kölner offen sind und auch gerne mal etwas Neues ausprobieren“, freut sich Berhane. Das habe über die schwierige Startphase hinweggeholfen.
Hdmona, Eburonenstraße 1, Öffnungszeiten: Di–Do: 18–22 Uhr, Fr: 18–24 Uhr, Sa: 17–24 Uhr, So: 9–13 Uhr und 18–22 Uhr. Jeden Samstag um 17 Uhr traditionelle Kaffeezeremonie. Vorspeisen kosten zwischen 3,50 und 5,20 Euro, Hauptgerichte ab 12,50 Euro. Getränke: Dju Dju-Bier (3,80 Euro), Kaffee ab 2,10 Euro.
Heute, knapp drei Jahre nach seiner Eröffnung, ist das Hdmona längst kein Geheimtipp mehr: Vor kurzem war ein Kamerateam zu Gast, um über die exotischen Speisen aus der Südstadt zu berichten. „Wir haben bei der Show Mein Lokal. Dein Lokal mitgemacht, bei der sich fünf Gastronomen gegenseitig besuchen und bewerten“, erzählt Debesay. Zwischen Low-Carb-Restaurant und Fischlokal habe es immerhin für den zweiten Platz gereicht. Nicht weniger groß war die Freude über die Wertung des Gastroführer International Gourmet Paris, der das Gesamtpaket des Hdmona zum Jahreswechsel mit drei Sternen auszeichnete. Eine Wertung, die nur wenige Kölner Restaurants erzielen konnten.
Ob es am Kitfo (Mix aus Hackfleisch und Ziegenkäse) oder den hauseigenen Dattelbrownies lag – schwer zu sagen. Wem die Auswahl unter den fremdländischen Gerichten schwer fällt, dem sei der Bebeaynetu, der „Afrika-Probier-Teller“, empfohlen. Auf einem Injera werden die Fleischgerichte Zigni Begih (Lammfleisch in einer würzigen Soße mit Zwiebeln, Knoblauch, scharfer Paprika und Tomaten) und dessen Rindfleisch-Variante Zigni Berai gereicht. Dazu gibt es das Linsengericht Tumtumo, gemahlene Kichererbsen (Shiro), eine Portion Alicha (eingekochte Kartoffeln, Karotten und Bohnen in milder Currysoße) sowie das feurige Hamli (Spinat).
Dass im Hdmona kein Besteck gereicht wird, ist keine Nachlässigkeit. Gegessen wird nach eritreischer Tradition ausschließlich mit der rechten Hand. Idealerweise wird hierzu zuerst ein Stück vom Fladenbrot abgebrochen und in die Speisen gedippt. Eine mitunter klebrige, aber schmackhafte Angelegenheit. In mit Zebras verzierten Holzschälchen stehen Erfrischungstücher bereit. „Diese Art des Essens bringt die Leute zusammen“, schwört Jawahir Debesay in einer kurzen Küchenpause.
Gegen die milde Schärfe, die fast allen Gerichten gemein ist, hilft ein Schluck Savanna Dry Apfelwein oder ein Dju Dju-Bier. Das Getränk, das in Ghana gebraut wird, ähnelt einem hiesigem Cocktail und kann mit fruchtigen Geschmacksnoten wie Mango oder Ananas geordert werden. Auch südafrikanischer Wein steht auf der Speisekarte.